Nominiert für den Deutschen Finanzbuchpreis 2011
"Dieses Buch ist ebenso faszinierend wie beängstigend, denn es handelt davon, wie Europas Politiker mit einer unkontrollierten Schuldenlawine die Zukunft unserer Kinder aufs Spiel setzen. Angebliche Rettungsaktionen für bedrängte Staaten sichern im Moment das politische Überleben und führen doch auf die Dauer zu immer mehr Schulden, bis möglicherweise der Euro selbst kollabiert. Wie man das Unheil noch abwenden kann erfährt der Leser aus einer tiefgründigen, faktenreichen und spannend geschriebenen Analyse zweier hochkompetenter Autoren."
Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Instituts
"Kai A. Konrad und Holger Zschäpitz geben analytische Einblicke in die vielfältigen Gründe und Abgründe staatlicher Schuldenpolitik."
Christine Scheel, MdB, Bündnis 90/Die Grünen
"Eine hervorragende Analyse der Schuldenkrise, ihres Entstehens und ihrer Folgen.
Dieses Buch wird eines der wichtigsten Bücher des Jahres werden -auch für Nicht-Ökonomen!"
Roland Berger, Roland Berger Strategy Consultants
"Die Autoren fordern zu Recht auch auf der Euro-Ebene eine effizientere Kontrolle der nationalen Staatsfinanzen."
Hans Tietmeyer, Präsident der Deutschen Bundesbank a.D
"Bei der Lektüre des Buches habe ich noch viel gelernt."
Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission a.D.
"Anders als sein Sujet ist die Lektüre des Buches ein Genuss ohne Reue: wissenschaftlich fundiert, hochaktuell und flott geschrieben."
Wolfgang Franz, Vorsitzender der "Fünf Wirtschaftsweisen"
"Eineinhalb Jahre nach der Lehmann-Pleite sind mit der Griechenland-Krise ganze Staaten als Systemrisiko deklariert und durch gemeinschaftliche Rettungspakete aufgefangen worden. Die Autoren kritisieren die ungezügelte Risikobereitschaft an den Finanzmärkten, deren Folgen häufig von der Allgemeinheit zu tragen sind. Aus dieser Perspektive ist eine bessere Finanzmarktregulierung erforderlich, damit die Märkte Risiken richtig widerspiegeln. Eine sehr lesenswerte Lektüre, kenntnisreich geschrieben, mit vielen historischen Parallelen."
Dr. Michael Heise, Allianz Chefvolkswirt
Alles, was man über die Schuldenkrise wissen muss. Kurz und bündig in drei Teilen:
Eine kleine deutsche Finanzgeschichte
Die großen Staatsbankrotte der Vergangenheit - und wie es zur gegenwärtigen
Lage kommen konnte
Warum Staaten Pleite gehen können
Die verhängnisvollen Mythen zur Staatsverschuldung - und wie sie
tatsächlich funktioniert
Wege aus der Billionenfalle
Was Staatslenker tun sollten
Wie Staatsbürger ihr Geld retten
"Dieses Buch ist ebenso faszinierend wie beängstigend, denn es handelt davon, wie Europas Politiker mit einer unkontrollierten Schuldenlawine die Zukunft unserer Kinder aufs Spiel setzen. Angebliche Rettungsaktionen für bedrängte Staaten sichern im Moment das politische Überleben und führen doch auf die Dauer zu immer mehr Schulden, bis möglicherweise der Euro selbst kollabiert. Wie man das Unheil noch abwenden kann erfährt der Leser aus einer tiefgründigen, faktenreichen und spannend geschriebenen Analyse zweier hochkompetenter Autoren."
Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Instituts
"Kai A. Konrad und Holger Zschäpitz geben analytische Einblicke in die vielfältigen Gründe und Abgründe staatlicher Schuldenpolitik."
Christine Scheel, MdB, Bündnis 90/Die Grünen
"Eine hervorragende Analyse der Schuldenkrise, ihres Entstehens und ihrer Folgen.
Dieses Buch wird eines der wichtigsten Bücher des Jahres werden -auch für Nicht-Ökonomen!"
Roland Berger, Roland Berger Strategy Consultants
"Die Autoren fordern zu Recht auch auf der Euro-Ebene eine effizientere Kontrolle der nationalen Staatsfinanzen."
Hans Tietmeyer, Präsident der Deutschen Bundesbank a.D
"Bei der Lektüre des Buches habe ich noch viel gelernt."
Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission a.D.
"Anders als sein Sujet ist die Lektüre des Buches ein Genuss ohne Reue: wissenschaftlich fundiert, hochaktuell und flott geschrieben."
Wolfgang Franz, Vorsitzender der "Fünf Wirtschaftsweisen"
"Eineinhalb Jahre nach der Lehmann-Pleite sind mit der Griechenland-Krise ganze Staaten als Systemrisiko deklariert und durch gemeinschaftliche Rettungspakete aufgefangen worden. Die Autoren kritisieren die ungezügelte Risikobereitschaft an den Finanzmärkten, deren Folgen häufig von der Allgemeinheit zu tragen sind. Aus dieser Perspektive ist eine bessere Finanzmarktregulierung erforderlich, damit die Märkte Risiken richtig widerspiegeln. Eine sehr lesenswerte Lektüre, kenntnisreich geschrieben, mit vielen historischen Parallelen."
Dr. Michael Heise, Allianz Chefvolkswirt
Alles, was man über die Schuldenkrise wissen muss. Kurz und bündig in drei Teilen:
Eine kleine deutsche Finanzgeschichte
Die großen Staatsbankrotte der Vergangenheit - und wie es zur gegenwärtigen
Lage kommen konnte
Warum Staaten Pleite gehen können
Die verhängnisvollen Mythen zur Staatsverschuldung - und wie sie
tatsächlich funktioniert
Wege aus der Billionenfalle
Was Staatslenker tun sollten
Wie Staatsbürger ihr Geld retten
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2010Naturbad statt Schwimmbad
Zwei Bücher über die ausufernde Staatsverschuldung
"Schon jetzt ist die Lebensqualität jedes Einzelnen beeinträchtigt, wenn der klamme Kämmerer das Schwimmbad an der Ecke in ein ,Naturbad' umwidmet, um Heizkosten zu sparen, oder aber die Schule im Viertel und das traditionsreiche Theater schließen müssen", schreiben Kai Konrad, Direktor am Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht in München, und der Berliner Wirtschaftsjournalist Holger Zschäpitz in ihrer großartigen Analyse über den immensen Schuldenberg der öffentlichen Hand.
Die Lage ist bedrückend. Weiter wie bisher kann es - aufgrund steigender Schuldendienste und Pensionslasten - nicht gehen. Die Denkfabrik "World Economic Forum" in Davos setzt die Gefahr von Staatsbankrotten in ihrem Welt-Risikoreport 2010 an die erste Stelle. Seit dem Jahr 1980 gab es 90 Bankrotte von 73 Staaten - oft in Lateinamerika. Doch über Euro-Länder wie Griechenland und Italien kann auch Deutschland bald betroffen sein. Zumal auch hier immer gerne Schulden gemacht wurden: Ölkrise, Golfkrieg, Wiedervereinigung, Internetblase, 11. September, Hellenen-Hilfe oder die jahrzehntelang steigenden Alimentierungen einer wachsenden Zahl von Beamten.
Staatsschulden an sich sind nichts Schlimmes. Auch das reiche Norwegen hat - aus finanzwirtschaftlichen Gründen - Schulden. Deutschland verzeichnet 1,8 Billionen Euro explizite Staatsschulden. Doch deren absolute Höhe sage nichts über den Grad der Gefährdung aus, meint Walter Wittmann, emeritierter Wirtschaftsprofessor aus Fribourg (Schweiz): "Die Verschuldung ist stets zu relevanten Größen in Beziehung zu setzen." Relevant ist das Verhältnis zur Wirtschaftsleistung (BIP) - danach beträgt die deutsche Schuldenquote 78 Prozent.
Doch die Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen und Christian Hagist sowie die Stiftung Marktwirtschaft haben eine zusätzliche implizite Staatsschuld von 6,2 Billionen Euro errechnet, die sich aus Pensionslasten und Ansprüchen an die Sozialversicherungen ergibt.
Damit liegt die deutsche Schuldenquote bei 315 Prozent der Wirtschaftsleistung. Eine dramatische Zahl, die nicht nur heute schon "Naturbäder" entstehen, sondern für die nahe Zukunft Steuererhöhungen, Zwangsanleihen und Pensionskürzungen vermuten lässt.
Was tun? Verwegen wäre es, darauf zu hoffen, dass zukünftig die nominale Wachstumsrate den Zinssatz der Staatsschulden übersteigen könnte. Die Schulden werden nicht einfach "weg wachsen". Konrad und Zschäpitz - letzterer erlebte als Leipziger im Jahre 1989 schon einmal einen Staatsbankrott - zeigen die verbliebenen Möglichkeiten der Politik auf.
Jede Maßnahme hätte unterschiedliche Wirkungen auf die Bürger: je nachdem, ob der Bürger Lohneinkommensbezieher, Sparer oder Gewinneinkommensbezieher (Aktionär, Unternehmer, Immobilienbesitzer) ist. Sparer wären von einer direkten Streichung der Staatsschulden ebenso stark betroffen wie von einer Hyperinflation oder Währungsreform. Aktionäre fürchten dagegen eine einmalige Sondersteuer auf alle Formen des Kapitalvermögens. Lohneinkommensbezieher möchten höhere Steuern auf Arbeitseinkommen ebenso abwenden wie Kürzungen im öffentlichen Haushalt.
Wüsste man doch nur vorher, wie sich der eigene Staat entschulden wird! Einige Maßnahmen sind im Übrigen technisch beschränkt: Inflation ist nur dann eine "Lösung", wenn die Staatsschuld aus Schuldtiteln mit hoher Laufzeit besteht. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Laufzeit der gesamten Bundesschuldpapiere sechs Jahre, in Großbritannien sind es 14 Jahre. Ergo ist die Inflationsgefahr auf der Insel besonders groß, bei uns wäre Inflation nur eine bedingt wirksame "Lösung".
Der erfahrene Schweizer Ökonom Wittmann kommt zu dem Schluss: "Man darf mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Deutschland seine Staatsfinanzen nicht sanieren wird, die Wende bleibt aus. Der Countdown in Richtung Staatsbankrott setzt sich fort." Während Wittmanns Werk ein kurzer und kurzweiliger Abriss verschiedener bekannter ökonomischer Themen darstellt, zeichnet sich die spannende Analyse von Konrad und Zschäpitz durch eine flotte Sprache, überraschende Einsichten und erstaunliche Zukunftsszenarien aus. Deutlich wird jedenfalls: Die Deutschen werden sich wohl an Naturbäder gewöhnen müssen.
JOCHEN ZENTHÖFER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwei Bücher über die ausufernde Staatsverschuldung
"Schon jetzt ist die Lebensqualität jedes Einzelnen beeinträchtigt, wenn der klamme Kämmerer das Schwimmbad an der Ecke in ein ,Naturbad' umwidmet, um Heizkosten zu sparen, oder aber die Schule im Viertel und das traditionsreiche Theater schließen müssen", schreiben Kai Konrad, Direktor am Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht in München, und der Berliner Wirtschaftsjournalist Holger Zschäpitz in ihrer großartigen Analyse über den immensen Schuldenberg der öffentlichen Hand.
Die Lage ist bedrückend. Weiter wie bisher kann es - aufgrund steigender Schuldendienste und Pensionslasten - nicht gehen. Die Denkfabrik "World Economic Forum" in Davos setzt die Gefahr von Staatsbankrotten in ihrem Welt-Risikoreport 2010 an die erste Stelle. Seit dem Jahr 1980 gab es 90 Bankrotte von 73 Staaten - oft in Lateinamerika. Doch über Euro-Länder wie Griechenland und Italien kann auch Deutschland bald betroffen sein. Zumal auch hier immer gerne Schulden gemacht wurden: Ölkrise, Golfkrieg, Wiedervereinigung, Internetblase, 11. September, Hellenen-Hilfe oder die jahrzehntelang steigenden Alimentierungen einer wachsenden Zahl von Beamten.
Staatsschulden an sich sind nichts Schlimmes. Auch das reiche Norwegen hat - aus finanzwirtschaftlichen Gründen - Schulden. Deutschland verzeichnet 1,8 Billionen Euro explizite Staatsschulden. Doch deren absolute Höhe sage nichts über den Grad der Gefährdung aus, meint Walter Wittmann, emeritierter Wirtschaftsprofessor aus Fribourg (Schweiz): "Die Verschuldung ist stets zu relevanten Größen in Beziehung zu setzen." Relevant ist das Verhältnis zur Wirtschaftsleistung (BIP) - danach beträgt die deutsche Schuldenquote 78 Prozent.
Doch die Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen und Christian Hagist sowie die Stiftung Marktwirtschaft haben eine zusätzliche implizite Staatsschuld von 6,2 Billionen Euro errechnet, die sich aus Pensionslasten und Ansprüchen an die Sozialversicherungen ergibt.
Damit liegt die deutsche Schuldenquote bei 315 Prozent der Wirtschaftsleistung. Eine dramatische Zahl, die nicht nur heute schon "Naturbäder" entstehen, sondern für die nahe Zukunft Steuererhöhungen, Zwangsanleihen und Pensionskürzungen vermuten lässt.
Was tun? Verwegen wäre es, darauf zu hoffen, dass zukünftig die nominale Wachstumsrate den Zinssatz der Staatsschulden übersteigen könnte. Die Schulden werden nicht einfach "weg wachsen". Konrad und Zschäpitz - letzterer erlebte als Leipziger im Jahre 1989 schon einmal einen Staatsbankrott - zeigen die verbliebenen Möglichkeiten der Politik auf.
Jede Maßnahme hätte unterschiedliche Wirkungen auf die Bürger: je nachdem, ob der Bürger Lohneinkommensbezieher, Sparer oder Gewinneinkommensbezieher (Aktionär, Unternehmer, Immobilienbesitzer) ist. Sparer wären von einer direkten Streichung der Staatsschulden ebenso stark betroffen wie von einer Hyperinflation oder Währungsreform. Aktionäre fürchten dagegen eine einmalige Sondersteuer auf alle Formen des Kapitalvermögens. Lohneinkommensbezieher möchten höhere Steuern auf Arbeitseinkommen ebenso abwenden wie Kürzungen im öffentlichen Haushalt.
Wüsste man doch nur vorher, wie sich der eigene Staat entschulden wird! Einige Maßnahmen sind im Übrigen technisch beschränkt: Inflation ist nur dann eine "Lösung", wenn die Staatsschuld aus Schuldtiteln mit hoher Laufzeit besteht. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Laufzeit der gesamten Bundesschuldpapiere sechs Jahre, in Großbritannien sind es 14 Jahre. Ergo ist die Inflationsgefahr auf der Insel besonders groß, bei uns wäre Inflation nur eine bedingt wirksame "Lösung".
Der erfahrene Schweizer Ökonom Wittmann kommt zu dem Schluss: "Man darf mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Deutschland seine Staatsfinanzen nicht sanieren wird, die Wende bleibt aus. Der Countdown in Richtung Staatsbankrott setzt sich fort." Während Wittmanns Werk ein kurzer und kurzweiliger Abriss verschiedener bekannter ökonomischer Themen darstellt, zeichnet sich die spannende Analyse von Konrad und Zschäpitz durch eine flotte Sprache, überraschende Einsichten und erstaunliche Zukunftsszenarien aus. Deutlich wird jedenfalls: Die Deutschen werden sich wohl an Naturbäder gewöhnen müssen.
JOCHEN ZENTHÖFER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.11.2010Sichere und
unsichere Schuldner
Dass Regierungen Schulden aufhäufen, scheint normal geworden zu sein. Der Gedanke, dass ein Staat Pleite gehen kann, war jedoch bis zum Beinahebankrott Griechenlands unvorstellbar. Das Buch des Max-Planck-Wissenschaftlers Kai A. Konrad und Wirtschaftsjournalisten Holger Zschäpitz ist somit zu einem idealen Zeitpunkt erschienen, um dem Leser vor Augen zu halten, wohin die Staatsverschuldung führen kann.
So ist die Verschuldungspolitik des republikanischen US-Präsidenten Ronald Reagan fast vergessen. Er hatte stets die Bedeutung des Staates betont und seinem Nachfolger George Bush einen „tiefroten Staatshaushalt“ und einen „Berg an Staatsschulden“ durch Rüstungsausgaben und Steuersenkungen hinterlassen. Es zeigt, dass der, der viel ausgibt, aber wenig einnimmt, Schulden macht. Das versteht eigentlich jedes Kind. Dennoch gingen die USA zu Beginn der achtziger Jahre unter Reagan nicht pleite.
Die Weltwirtschaftskrise, die 2008 von Immobiliengeschäften in den USA verursacht worden ist, hat jedoch in vielen Ländern fast zu einem Staatsbankrott geführt. Politiker jeder Couleur, auch das vermitteln die Autoren, scheinen gerne Schulden zu machen. Dies eröffnet den Regierenden zusätzliche Handlungsspielräume. Dass Schulden und Zinsen bedient werden müssen, ist häufig ein Problem der nachfolgenden Regierungen, wie das Beispiel George W. Bush und Barack Obama zeigt.
Stellt sich die Frage, ob Schulden gefährlich sind. Konrad und Zschäpitz verneinen dies. Seit 40 Jahren gibt die Bundesrepublik Deutschland mehr aus, als sie einnimmt Wenn von Schulden eines Landes die Rede ist, so ist deren Höhe im Vergleich zur Wirtschaftskraft und den Einnahmen des Staates entscheidend. Ganz wesentlich ist auch die Höhe der Zinsen, die der Staat den privaten Geldgebern bezahlen muss. Bedenkt man dies, so ist die Situation in Deutschland trotz der öffentlichen Schulden durch die Wiedervereinigung sowie der Finanzkrise mit etwa 1800 Milliarden Euro, also fast 80 Prozent der gesamten Produktion eines Jahres, zumindest akzeptabel. Die Deutschen müssten etwa 40 Wochen nur für den Zweck arbeiten, um die staatlichen Schulden auf einen Schlag zu bezahlen. Auf einer Internetseite, die das Bundesministerium für Finanzen als Unterrichtsmaterial für das zehnte Schuljahr zur Verfügung stellt heißt es zwar, dass Deutschland hoch verschuldet sei, dass aber keine Gefahr bestehe, dass Privatanleger ihr Geld verlören. Warum? Die Bundesrepublik Deutschland sei einer der sichersten Schuldner der Welt. Das werde von Rating-Agenturen bestätigt. Das Beispiel Griechenland zeigt jedoch, dass es zu einer Schuldenspirale kommen kann.
Aber auch eine kontrollierbare Verschuldung trifft letztlich jeden, denn es geht um Verteilungsfragen. Auseinandersetzungen gibt es genug: Rentner versus Beitragszahler; Familien versus Kinderlose; zwischen Arm und Reich, chronisch Kranken und Gesunden. Ein Verteilungsproblem, das immer deutlich wird, wenn es um die Staatsverschuldung geht.
Den Autoren gelingt es mit ihrem Buch, die Schuldenkrise wissenschaftlich fundiert und doch eingängig zu analysieren. Sie stellen die Facetten einer Staatsverschuldung heraus, ohne dabei zu dramatisieren. Als Lösung für die Probleme der Staatsverschuldung fordern die Autoren einen besser funktionierenden Finanzmarkt. Wie dieser gestaltet werden sollte, sei aber Thema für ein eigenes Buch, schreiben sie. Dies ist schade. Einige konkrete Gedanken dazu wären sicher noch interessant gewesen. Dennoch: Das Buch vermittelt einen hervorragenden Überblick über die Schuldenproblematik.
Indira Gurbaxani
Kai A. Konrad, Holger Zschäpitz: Schulden ohne Sühne? Warum der Absturz der Staatsfinanzen uns alle trifft. C.H. Beck Verlag, München 2010. 240 Seiten. 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
unsichere Schuldner
Dass Regierungen Schulden aufhäufen, scheint normal geworden zu sein. Der Gedanke, dass ein Staat Pleite gehen kann, war jedoch bis zum Beinahebankrott Griechenlands unvorstellbar. Das Buch des Max-Planck-Wissenschaftlers Kai A. Konrad und Wirtschaftsjournalisten Holger Zschäpitz ist somit zu einem idealen Zeitpunkt erschienen, um dem Leser vor Augen zu halten, wohin die Staatsverschuldung führen kann.
So ist die Verschuldungspolitik des republikanischen US-Präsidenten Ronald Reagan fast vergessen. Er hatte stets die Bedeutung des Staates betont und seinem Nachfolger George Bush einen „tiefroten Staatshaushalt“ und einen „Berg an Staatsschulden“ durch Rüstungsausgaben und Steuersenkungen hinterlassen. Es zeigt, dass der, der viel ausgibt, aber wenig einnimmt, Schulden macht. Das versteht eigentlich jedes Kind. Dennoch gingen die USA zu Beginn der achtziger Jahre unter Reagan nicht pleite.
Die Weltwirtschaftskrise, die 2008 von Immobiliengeschäften in den USA verursacht worden ist, hat jedoch in vielen Ländern fast zu einem Staatsbankrott geführt. Politiker jeder Couleur, auch das vermitteln die Autoren, scheinen gerne Schulden zu machen. Dies eröffnet den Regierenden zusätzliche Handlungsspielräume. Dass Schulden und Zinsen bedient werden müssen, ist häufig ein Problem der nachfolgenden Regierungen, wie das Beispiel George W. Bush und Barack Obama zeigt.
Stellt sich die Frage, ob Schulden gefährlich sind. Konrad und Zschäpitz verneinen dies. Seit 40 Jahren gibt die Bundesrepublik Deutschland mehr aus, als sie einnimmt Wenn von Schulden eines Landes die Rede ist, so ist deren Höhe im Vergleich zur Wirtschaftskraft und den Einnahmen des Staates entscheidend. Ganz wesentlich ist auch die Höhe der Zinsen, die der Staat den privaten Geldgebern bezahlen muss. Bedenkt man dies, so ist die Situation in Deutschland trotz der öffentlichen Schulden durch die Wiedervereinigung sowie der Finanzkrise mit etwa 1800 Milliarden Euro, also fast 80 Prozent der gesamten Produktion eines Jahres, zumindest akzeptabel. Die Deutschen müssten etwa 40 Wochen nur für den Zweck arbeiten, um die staatlichen Schulden auf einen Schlag zu bezahlen. Auf einer Internetseite, die das Bundesministerium für Finanzen als Unterrichtsmaterial für das zehnte Schuljahr zur Verfügung stellt heißt es zwar, dass Deutschland hoch verschuldet sei, dass aber keine Gefahr bestehe, dass Privatanleger ihr Geld verlören. Warum? Die Bundesrepublik Deutschland sei einer der sichersten Schuldner der Welt. Das werde von Rating-Agenturen bestätigt. Das Beispiel Griechenland zeigt jedoch, dass es zu einer Schuldenspirale kommen kann.
Aber auch eine kontrollierbare Verschuldung trifft letztlich jeden, denn es geht um Verteilungsfragen. Auseinandersetzungen gibt es genug: Rentner versus Beitragszahler; Familien versus Kinderlose; zwischen Arm und Reich, chronisch Kranken und Gesunden. Ein Verteilungsproblem, das immer deutlich wird, wenn es um die Staatsverschuldung geht.
Den Autoren gelingt es mit ihrem Buch, die Schuldenkrise wissenschaftlich fundiert und doch eingängig zu analysieren. Sie stellen die Facetten einer Staatsverschuldung heraus, ohne dabei zu dramatisieren. Als Lösung für die Probleme der Staatsverschuldung fordern die Autoren einen besser funktionierenden Finanzmarkt. Wie dieser gestaltet werden sollte, sei aber Thema für ein eigenes Buch, schreiben sie. Dies ist schade. Einige konkrete Gedanken dazu wären sicher noch interessant gewesen. Dennoch: Das Buch vermittelt einen hervorragenden Überblick über die Schuldenproblematik.
Indira Gurbaxani
Kai A. Konrad, Holger Zschäpitz: Schulden ohne Sühne? Warum der Absturz der Staatsfinanzen uns alle trifft. C.H. Beck Verlag, München 2010. 240 Seiten. 19,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Kauft er jetzt schnell eine Wohnung oder lässt er's bleiben? Hannes Koch zieht es vor, das Buch des Max-Planck-Forschers Kai Konrad und des Welt-Redakteurs Holger Zschäpitz zum Thema Schuldenpolitik zu lesen und sich in Gelassenheit zu üben. Denn: Deutschland geht es noch ganz gut. Allerdings lernt Koch bei Konrad und Zschäpitz außer über den Sinn von Schulden auch über ihre nicht von der Hand zu weisenden Gefahren. Die Frage, wer bezahlt, und was passiert, wenn nicht, können die Autoren dem Rezensenten anhand einer "Staatsschulden-Soziologie" erläutern, die mehrere Szenarien entwirft. Egal, wen es schließlich treffen würde, Beschäftigte, Unternehmer, Besitzende, die Lösungs- und Vermeidungsvorschläge der Autoren (aha, Schulden reduzieren) hält Koch für gut gemeint, aber eher für graue Theorie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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