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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1001 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2024
Die 13 Tode der Lulabelle Rock
Woolf, Maud

Die 13 Tode der Lulabelle Rock


gut

Der 13. Klon der berühmten Filmschauspielerin Lulabelle Rock wird erschaffen, um alle früheren Versionen ihrer selbst umzubringen, die in Bubble City unterwegs sind.
Maud Woolf fackelt nicht lange und wirft ihre Leser*innen direkt in die Welt der Lulabelle Rock und ihrer 13 Porträts. Ihr lockerer und leicht zu lesender Schreibstil macht es einem zum Glück leicht, sich auf ihr Worldbuilding einzulassen und sich darin zurechtzufinden.

Der Grundgedanke der Geschichte ist gut. Dank existenzieller Fragen, denen man sich automatisch gegenübergestellt sieht, ist sie alles andere als oberflächlich vom Kern. Nur leider lässt Maud Woolf viel Potenzial ungenutzt liegen.
So gewinnt weder Bubble City an Tiefe, noch empfindet man Gefühle mit Nr. 13, dem Original oder den anderen Porträts der Lulabelle Rock, die nach und nach den Tod finden, da alle ihrerseits oft keine tief empfundenen Emotionen vermitteln.

Die Tode und Morde sind recht unterschiedlich in der Ausführung, nicht zuletzt, da die Porträts auf verschiedene Weise auf ihr Schicksal reagieren. Manch eines nimmt es hin, manch eines setzt sich zur Wehr. Ein weiterer interessanter Aspekt. Warum reagieren die Porträts so unterschiedlich, wenn doch alle Kopien ein und derselben Vorlage sind?
Bedauerlicherweise lässt die Autorin ihren Leser*innen weder Zeit noch Raum diese wirklich interessanten Fragen zu erforschen und nach Antworten zu suchen. Zu schnell wird alles abgehandelt. Ein Tod folgt auf den anderen. Weder hat Nr. 13 Zeit sich zu entwickeln, noch der Leser Zeit eine Bindung auch zu irgendeiner Figur aufzubauen.

„Ich bin der Tod. Ich bin die dreizehnte Karte.“ (S. 323)

Die Geschichte bietet interessante Nebencharaktere, darunter einen Anhalter, der Nr. 13 zu Beginn der Story ein Deck Tarotkarten schenkt. Das erklärt auch, warum jedes Kapitel mit der Vorstellung einer Karte eröffnet wird. Leider bleiben jedoch auch diese interessanten Figuren flach in ihrer Darstellung, da der Umfang der Geschichte dafür zu knapp bemessen ist. Neben dem Anhalter gibt es noch weitere Figuren, über die ich gerne mehr erfahren hätte.

Das Ende kommt überraschend und unvorhersehbar daher. Da es mich jedoch mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen hat, konnte auch das nicht das Ruder für mich herumreißen.
Bis zuletzt verweigert die Autorin dem Leser also Antworten, aber auch tiefergehende Fragestellungen, um das Buch so dauerhaft nachklingen zu lassen.

Tatsächlich bin ich der Meinung, dass die Geschichte besser als Drehbuch beziehungsweise als Film, denn als Roman funktioniert hätte.
Den Namen Maud Woolf sollte man sich dennoch merken, auch wenn mich ihr Debüt zwiegespalten zurücklässt.

Bewertung vom 25.12.2024
Weihnachten ist Liebe
Dodd, Emma

Weihnachten ist Liebe


ausgezeichnet

Ein Rentierkitz ist gemeinsam mit seiner Mutter in der verschneiten Landschaft unterwegs.
Die Zeichnungen der Tiere sind schnörkellos und klar, aber sehr herzig umgesetzt.
Kurze sich reimende Texte ergänzen die Seiten. Diese passen zur Winter- und Weihnachtszeit und greifen teilweise die Inhalte der Illustrationen auf.
Die Texte stehen im Hintergrund und greifen nicht in die Bildkomposition ein. So werden die Bilder nicht durch die Texte gestört und man sie auch für sich alleine stehend betrachten und genießen.
Der Großteil der Bilder zeigen Mutter und Kind alleine in der Natur, nur zwei zeigen eine größere Herde der Tiere.
Obschon die Illustrationen nicht allzu detailliert sind, hinterlassen sie einen starken Eindruck. Der Schnee wirkt realistisch und Nordlichter sowie Sterne heben sich leuchtend vom Rest der Illustrationen ab. Die Kontraste kommen bei den einfachen Strukturen sehr gut durch.

„Weihnachten ist Liebe“ vermittelt mit liebevollen Bildern und einfachen Texten den eigentlichen Sinn von Weihnachten: Liebe zueinander und zur Natur, Zweisamkeit beziehungsweise Gesellschaft von Freunden und Familie, Freude und Frieden!
Ein sehr hübsch gestaltetes Kleinkinderbuch, welches zum gemeinsamen Betrachten und Vorlesen einlädt.

Bewertung vom 25.12.2024
Literarische Weihnachten

Literarische Weihnachten


sehr gut

Aus dem Laurence King Verlag besitzen wir bereits mehrere literarische Puzzle, die immer einen Autor mit seinen verschiedenen Werken zum Inhalt haben.
Dieses hier ist ein Wimmelpuzzle mit dem Thema „Literarische Weihnachten“. Es beinhaltet 16 Weihnachtsszenen aus berühmten Geschichten, die aus der Feder unterschiedlicher Autoren stammen.

Nicht alle Szenen haben wir auf Anhieb erkannt. Zumal es sich um Klassiker handelt, die der jüngeren Generation gar nicht alle bekannt sind.
Auf der Rückseite des beiliegenden Poster in Originalformat sind zum Glück alle Geschichten und dazugehörigen Motive aufgeführt. Hier kann man nachlesen, welche Klassiker auf dem Puzzle dargestellt sind.
Vielleicht nimmt sich der ein oder andere Puzzler dies sogar zum Anlass bekannte Geschichten neu zu entdecken und mit noch unbekannten Geschichten Bekanntschaft zu schließen.

Die Qualität der Puzzleteile ist zum größten Teil gut, manche haben leicht gebogene Ecken. Der Druck ist sauber und klar.
Das Puzzle lässt sich auf Grund der vielfältigen Formen und Farben recht leicht legen. Viel-Puzzler legen das Motiv ohne Probleme an einem Adventsnachmittag innerhalb weniger Stunden.
Die Puzzleteile sind bei Anlieferung nicht in einer Plastiktüte, sondern in einer verklebten Papiertasche verpackt und weisen sehr wenig Puzzlestaub auf.

Bewertung vom 20.12.2024
Die Winterschwestern
Bertrand, Jolan C.

Die Winterschwestern


sehr gut

"Die Winterschwestern" greift die nordische Mythologie auf und erzählt die Geschichte des zehnjährigen Wikingerjungen Alfred, der für sein Leben gerne Streiche spielt, inspiriert von Halbgott Loki.
Man erzählt sich, dass es früher zwei Winterschwestern gab. Die große Winterschwester, das war der raue, grausame Winter, die kleine Winterschwester brachte die zugefrorenen Seen, die Wintermärkte und das Julfest mit sich.
Doch eines Tages wurden die beiden Schwestern getrennt und die kleine Schwester ist seither verschwunden. Die Winter werden seitdem immer kälter und bitterer und den Wikingerstämmen von Jahr zu Jahr mehr Dinge gestohlen.
Alfreds Onkel Ragnar macht sich auf die Suche und Alfred ist ihm verbotenerweise auf der Spur.
Was folgt, ist ein Abenteuer in einer Winterlandschaft voll Schnee in Eiseskälte, auf dem die Leser*innen nicht nur Alfred und Ragnar begleiten, sondern auch die Winterschwestern, Trolle und andere Wesen treffen.

Insgesamt hatte ich mir von "Die Winterschwestern" zwar mehr versprochen, wurde insgesamt aber gut unterhalten.
Ins Auge sticht natürlich die überragende Cover- und Innengestaltung von Chevalier Gambette, sehr gut gefallen hat mir auch die Ergänzung des Buches um ein Glossar. Bei einem Lesealter ab 8 Jahren werden die wenigstens bereits Bekanntschaft mit der nordischen Mythologie gemacht haben und finden hier zu Begriffen Erklärungen.

Jolan C. Bertrand lässt mit Ragnar eine Figur auftreten, die früher eine Frau war und dank unterstützender Zauber nun als Mann lebt. Dies spielt zwar im weiteren Verlauf der Geschichte keine Rolle, sodass man sich fragen könnte, warum der Autor diese Figur erfunden hat. Angesichts der Vita des Autors finde ich diese Rolle aber gut und richtig.
In Alfred kann man als junger Leser gut hineinversetzen. Die restlichen Figuren sind fast ausschließlich der Mythologie entnommen und verleihen der Story einen ganz besonderen - winterlichen - Zauber.
Der Beginn der Geschichte war für mich am stärksten, der weitere Handlungsverlauf konnte für mich leider nicht mehr ganz mithalten. Es ist eine Suche mit relativ wenigen Höhen und Tiefen oder Spannungskurven, was angesichts des empfohlenen Lesealters aber recht passend scheint.

Es war für mich wenig nachvollziehbar, dass ein Kind gerade den listigen Halbgott Loki als Helden auserwählt. Das Ende bringt in dieser Hinsicht aber eine schlüssige Auflösung, die mich zudem mit dem eher durchschnittlichen Mittelteil versöhnt hat.
Alfred und die Leser*innen der Geschichte lernen den Unterschied zwischen Streichen, über die man sich vielleicht ärgert, letzten Endes aber dennoch lachen kann, und Streiche, die niemand witzig findet, außer demjenigen, der sie ausgeheckt hat. Von daher gibt dieses winterliche Abenteuer tatsächlich eine Moral mit auf den Weg, mit der ich bei dieser Geschichte gar nicht gerechnet hätte.

"Die Winterschwestern" sind vom Plot recht einfach gestrickt, sodass man über das empfohlene Lesealter hinaus wahrscheinlich nicht mehr allzu lange Spaß mit Alfreds Abenteuer hat.
Ich finde jedoch, dass das Buch eine gute Storyline für junge Leser'innen hat, die sich zudem mit dem gleichaltrigen Alfred identifizieren können.
Das Buch eignet sich aufgrund des nicht allzu großen Umfangs und der bezaubernden Illustrationen auch sehr gut zum gemeinsamen Lesen. Dank der eisigen Kulisse passt es perfekt in die Winter- und Weihnachtszeit.

Bewertung vom 19.12.2024
Die Verknöpften
Behnke, Andrea

Die Verknöpften


ausgezeichnet

Die Verknöpften sind Liselotte, Minna, Leon und Hilli. Liselotte hat für die Mädchen Freundschaftsbänder genäht, die mit einem Knopf verschlossen werden und ihre Freundschaft für immer besiegeln sollen.

„Jede macht bei einer von uns den Knopf zu. So sind wir für immer verknöpft.“ (S.27)

Leider hält der Zauber der Freundschaftsbänder nicht lange, denn die Geschichte spielt kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs in Bochum.

Eingerahmt wird die Geschichte der vier Kinder von zwei Sequenzen aus dem Ghetto in Riga, wo sich ihre frühere Lehrerin um Kinder und Kranke kümmert, solange ihr dies möglich ist.
In Bochum im Herbst 1938 spürt man gleich zu Beginn der Geschichte den kalten Hauch der nationalsozialistischen Regierung. Denn für Personen, die für die Regierung nichts wert oder unerwünscht sind, fängt die Verfolgung und der Krieg schon sehr viel früher an.

Leon kommt mit Verletzungen in die Schule und wird kurze Zeit später zum Schutz tagtäglich von seiner Lehrerin nach Hause begleitet, damit er nicht weiterhin von anderen Kindern verprügelt wird.
Wenn Liselotte und Minna Hilli besuchen wollen, müssen sie aufpassen, dass keiner sie dabei beobachtet, aber viel zu schnell sind die Treffen unter den drei Freundinnen nicht mehr durchführbar.
Die berufliche Existenz von Liselottes Eltern wird in einer Novembernacht innerhalb weniger Stunden zerstört.
Andrea Behnke macht das jüdische Leben in dieser grausamen Zeit jedoch nicht nur greifbar durch die Schrecken, sondern auch durch das Teilen jüdischer Traditionen, Feste und Speisen.

Durch die Augen eines Kindes mit jüdischem Glauben erfahren Leser*innen hautnah von zerbrechenden Freundschaften, erleben den Schrecken der Nacht des 9. November – der Reichspogromnacht – und spüren die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die manch einen angesichts dieser Schrecken ereilt, aber auch die Hoffnung auf ein neues Leben in einem neuen Land.
Leider ist diese Geschichte kein Märchen, sondern ein sehr dunkles, wenn nicht das dunkelste Kapitel überhaupt der deutschen Geschichte, und so wird der Ring der vier Freunde in der Tat in alle Himmelsrichtungen zersprengt.

Wieder hört Ilse Hirschberg das Lied, das Lied vom festgebundenen Kälbchen.
Und am Himmel fliegt ein Vogel davon. (S.132)

Ich habe schon viele Bücher aus der Zeit des 3. Weltkriegs gelesen, was der Geschichte den Schrecken jedoch nicht nimmt.

Die Autorin lässt die Erzählung um die vier Verknöpften nicht alleine im Raum stehen.
Im Anhang finden sich im Nachwort die Geschichte von Else Hirsch aus Bochum. Die Geschichte der Lehrerin Ilse Hirschberg im Buch ist die wahre Geschichte von Else Hirsch.
Außerdem befindet sich ein Glossar am Ende des Buches, mit einigen Wörtern und Begriffen aus der Geschichte, sowie ein Bildnachweis.
Die Ausgabe im Verlag Monika Fuchs ist eine überarbeitete Neuauflage der Geschichte, die ursprünglich 2021 im Ariella Verlag erschienen ist.

Aufgrund der Erzählperspektive und des kompakten Umfangs wünsche ich mir, dass diese Geschichte sehr lange lieferbar bleibt und vielleicht den Weg als Lektüre in das eine oder andere Klassenzimmer als Schullektüre findet.
Die Sprache ist einfach genug, damit Kinder die Geschichte alleine lesen und verstehen können und dennoch inhaltlich so anspruchsvoll, dass sie ebenso geeignet für Erwachsene ist.

Bewertung vom 19.12.2024
So schmeckt mein Weihnachten
Lindgren, Astrid;Eriksson, Fredrik

So schmeckt mein Weihnachten


ausgezeichnet

Die Veröffentlichung „So schmeckt mein Weihnachten“ ist eine wundervolle Schatzkiste mit Erinnerungen Astrid Lindgrens an frühere Weihnachten, aber auch Auszügen aus den Weihnachtsfesten ihrer Buchfiguren. So erlebt man unter anderem Michel aus Lönneberga, die Kinder aus Bullerbü und Pippi Langstrumpf dabei, wie sie ihr Weihnachten begehen.

Astrid Lindgrens Weihnachten und das Weihnachten ihrer literarischen Helden ähneln einander, auch was das Weihnachtsessen betrifft. Dies verwundert nicht, hat Lindgren ihren Figuren doch viele Erinnerungen aus ihrer Kindheit mitgegeben.
Dieses Buch als Kochbuch zu bezeichnen mag zwar nicht falsch sein, wird ihm aber nicht ansatzweise gerecht.
Die Rezepte machen tatsächlich nur einen Bruchteil des gesamten Buches aus. Neben den bereits erwähnten Buchauszügen, befinden sich im Buch auch wunderschöne und stimmungsvolle Fotos, appetitanregende Foodfotografie, sowie Illustrationen verschiedener Künstler aus ihren Werken.
Ergänzt wird das Ganze noch durch Notizen Astrid Lindgrens, Erinnerungen ihrer Familienmitglieder und Fotos von ihr und ihrer Familie.

Das Buch wurde nach Anlässen untergliedert in:
Erster Advent
Lucia
Adventssonntage
Der Tag vor Heiligabend
Heiligabend
Der erste Weihnachtstag
Der zweite Weihnachtstag
Silvester
Heilige drei Könige
Sankt-Knuts-Tag

Von den Rezepten haben mich die Gerichte mit Fleisch und Fisch nur wenig angesprochen. Zumal hier auch recht spezielle Zutaten zum Einsatz kommen, wie beispielsweise Rentierfleisch. Gerade die süßen Rezepte eignen sich aber durchaus zum Nacharbeiten, wie Apfeltorte, Pfefferkuchen oder weiße Weihnachtsgrütze (Milchreis).

Die Auszüge aus Lindgrens Werken laden dazu ein, sie an den Advents- und Weihnachtstagen zu lesen oder vorzulesen, und wecken die Lust darauf die entsprechenden Werke – erneut – zu lesen oder sich die dazugehörigen Verfilmungen anzusehen.

Im Anhang des Buches finden sich ein Rezeptregister, sowie ein Bildverzeichnis und ein Quellenverzeichnis.

Es ist ganz schön albern, so viel über Weihnachten zu schreiben, als wäre das Fest von welthistorischer Bedeutung.
Ich weiß nicht, warum ich es tue, es ist einfach so passiert.

aus Astrids Notizen, 1962

Dieses Werk bietet sehr unterschiedlichen, aber durchweg wunderschönen weihnachtlichen Inhalt, und wird auch sicherlich nach Jahren nicht langweilig werden es zu lesen, vorzulesen, anzuschauen oder das eine oder andere Rezept aus Astrid Lindgrens schwedischen Weihnachten daraus nachzukochen oder nachzubacken!

Bewertung vom 19.12.2024
Der Weihnachtsmannmord
Marschall, Anja;Srugies, Carolyn

Der Weihnachtsmannmord


ausgezeichnet

Im Traditionskaufhaus Härtling geht es in der Vorweihnachtszeit alles andere als besinnlich zu. Dies erfährt der Leser bereits auf den ersten Seiten, als kommuniziert wird, dass das Kaufhaus Anfang des nächsten Jahres von einer Schweizer Investorengruppe übernommen werden soll. Die Geschäftsführerin Corinna Rudloff bekommt bei dieser Meldung kalte Füße, denn sie verfolgt eigene Ziele und gerät mit dieser kurzfristigen Meldung unter zeitlichen Druck.
Als kurze Zeit später der Kaufhausweihnachtsmann Eddi bei seiner Show von der Brüstung stürzt und dabei stirbt, hat man als Leser schnell die Geschäftsführerin unter Verdacht. Zumal Eddi nur kurz zuvor Wind von ihren Machenschaften bekommen hat.
Aber würde Corinna Rudloff wirklich bis zum Äußersten gehen und sich einen Mord anlasten? Oder könnte es doch ein Unfall gewesen sein? Die Polizei zumindest konzentriert sich lieber auf einen Juwelenraub in der gleichen Straße, statt im Todesfall zu ermitteln.
Doch Kaufhausdetektiv Kurt, der früher selbst bei der Polizei gearbeitet hat, ist sich sicher, dass hinter dem Tod von Eddi mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat. Deswegen ermittelt er auf eigene Faust, nicht zuletzt, weil ihn mit Eddi eine Freundschaft verbunden hat. So lernt der Leser auch andere Angestellte des Kaufhauses näher kennen, und nach und nach kommt heraus, dass es vielerlei Gründe für einen Mord an Eddi gegeben hätte …

„Der Weihnachtsmannmord“ lebt von seinen Figuren, die dank der Päckchen, die jede von ihnen zu tragen hat, so nahbar und lesenswert sind. Die Charakterzeichnungen sind allesamt sehr gut gelungen, im positiven wie auch im negativen Sinn. Die Darstellungen besitzen viel Tiefe, sowie Ecken und Kanten.
Das Personal des Buches lebt beziehungsweise arbeitet nicht nur nebeneinander her. Die Einzelschicksale sind durch die Vergangenheit einzelner Personen miteinander verknüpft. Und auch in der Gegenwart verbinden sich die Schicksale einiger Akteure.
Nicht immer bezüglich der Mördersuche, sondern auch im romantischen oder freundschaftlichen Sinn. Immerhin ist die Geschichte trotz Mord eine Weihnachtsgeschichte und so bietet sie neben Spannung auch besinnliche sowie zwischenmenschliche Momente.

Ich fand den Roman so fesselnd und unterhaltend, dass ich ihn in einem Rutsch durchgelesen habe. Immer wieder gibt es frische Impulse durch weitere Nebendarsteller, Wendungen in den Ermittlungen und neue Erkenntnisse, die die Ermittlungen ausweiten.
Allen voran trägt Kaufhausdetektiv Kurt durch die Geschichte, der von Anfang an Sympathieträger ist. Umso mehr freut man sich als Leser für ihn über den Verlauf der Story, die man sich am besten mit weihnachtlichem Gebäck und einem heißen Getränk zu Gemüte führt!

Bewertung vom 14.12.2024
Ein Stern in der Fremde
Desnitskaya, Anna

Ein Stern in der Fremde


ausgezeichnet

Noch heute nimmt meine Tochter ihr Lieblingskuscheltier mit in den Urlaub. Häschen ist ein Stück Zuhause. Nach ein paar Tagen kehren wir wieder zurück.
Daneben gibt es Menschen, die verlassen ihr Zuhause nicht aus freien Stücken über einen festgelegten Zeitraum. Sie müssen in einem fremden Land Zuflucht suchen, weil Krieg ausgebrochen ist und kehren vielleicht niemals in ihre Heimat zurück. Und oft müssen sie dort alles zurücklassen.
Anna Desnitskaya erzählt in „Ein Stern in der Fremde“ eine dieser Geschichten, die auch ihre ist, denn bis 2022 hat Anna ihr Leben in Moskau verbracht.
Aus einem Urlaub in Zypern kehren Anna und ihre Familie nicht nach Hause zurück, nachdem sie in den Nachrichten sehen, dass Russland in die Ukraine einmarschiert ist.
Ihre Geschichte erzählt sie im Nachwort des Buches.

Ein Mädchen erzählt von ihrem früheren Leben in einer Großstadt. In der Wohnung, in der sie dort gemeinsam mit ihrer Mutter gelebt hat, stand im Küchenfenster eine sternförmige Papierlampe. Diese konnte das Mädchen schon von Weitem sehen, wenn sie abends von der Musikschule nach Hause kam.
Dann begann der Krieg und das Mädchen ging gemeinsam mit ihrer Mutter in ein anderes Land.

Anna Desnitskaya erzählt die Geschichte in kurzen Sätzen, alles andere übernehmen ihre aussagekräftigen und formatfüllenden Illustrationen.
Zu Beginn ist in dem neuen Land alles fremd, dunkel und verregnet. Man versteht nicht, was die Menschen reden, die Reklameschilder an den Geschäften lassen sich nicht entziffern.
Die Wohnung ist fremd, kalt und unpersönlich, das Essen nicht wie früher Zuhause.
Irgendwann ist die Mutter anders und die Tochter auch, sie werden sich selbst fremd.
Bis die Mutter eines Tages mit einer Tüte vom Einkaufen zurückkehrt, in der sich alles befindet, was notwendig ist, um einen Stern zu basteln.

Dank des Sterns ist bald alles etwas weniger fremd und fängt an sich wie ein neues Zuhause anzufühlen.
Wo vorher alles dunkel und unverständlich war, zieht mit dem Licht des Sterns nun auch mehr und mehr Farbe in den folgenden Illustrationen ein.
Plötzlich versteht man die Menschen, die auf den Straßen unterwegs sind und kann die Schilder an den Geschäften lesen.
Ein einfaches und so beeindruckendes Stilmittel, um darzustellen, wie anders und fremd sich in einem neuen Land zu Beginn alles anfühlt und wie wichtig es ist, ein Stück alte Heimat in der Fremde zu haben oder wiederzufinden.

„Ein Stern in der Fremde“ ist sowohl bedrückend als auch beeindruckend als auch hoffnungsspendend.
Bedrückt hat mich sowohl Annas eigene Geschichte als auch die Passage im Buch, als Tochter und Mutter sich selbst gegenüber fremd wurden.
Beeindruckt hat mich der Einsatz der verwendeten Mittel, mit denen die Autorin fast ohne Worte darstellt, wie sich Fremde anfühlt und was passiert, wenn aus Fremde nach und nach eine neue Heimat wird.
Hoffnung spendet Annas Geschichte, denn ihre Familie und sie leben heute in Montenegro, wo es Anna möglich war, ihre und die Geschichte so vieler anderer vorm Krieg geflüchteten Menschen zu erzählen.

Bewertung vom 14.12.2024
Mord und Hochzeitsspitzen
Marcks, Helga-Maria

Mord und Hochzeitsspitzen


sehr gut

Kennt noch jemand den Film „Arsen und Spitzenhäubchen“ aus dem Jahr 1944? Ein bisschen erinnerte mich die Beschreibung zu „Mord und Hochzeitsspitzen“ an diesen Film.
Nach dem Lesen sehe ich immer noch Inspiration aus dieser Richtung. „Mord und Hochzeitsspitzen“ erzählt jedoch eine eigenständige und neue Geschichte. Aber als Tipp von mir, falls jemand den Film kennt und etwas in dieser Richtung in Romanform sucht: hier ist etwas ;)

Judy und Titty sind ältere Schwestern, die gemeinsam in der Toskana in einer alten Villa wohnen. Nach außen hin La Dolce Vita unter der Sonne Italiens, verbirgt sich hinter der Fassade ein dunkles Geheimnis.
Für die Leser des Romans macht Helga-Maria Marcks allerdings gar kein Geheimnis aus den Machenschaften des Schwesternduos. Aber obwohl sie die vermeintlich Bösen sind, insofern man keine Hintergründe hinzuzieht, schlägt sich der Leser von Anfang an auf die Seite der Schwestern.
Im Gegensatz zur Leserschaft tappt das restliche Personal des Romans jedoch im Dunkeln oder kommt den Taten der Geschwister erst nach und nach auf die Spur.
Schwarzer Humor und etwas Slapstick sind das Herz der Geschichte und machen ein bitteres Thema leichter verdaulich als es bei einem Krimi mit ernster Note der Fall wäre.
Dem Schauplatz Toskana ist es zu verdanken, dass die Geschichte mit italienischen Gerichten, Redewendungen und Äußerungen gespickt ist, als dies gibt dem Ganzen eine weitere Leichtigkeit mit auf den Weg.
Die ganzen skurrilen Dinge, die in der Geschichte passieren oder den Protagonisten als Eigenschaften mit auf den Weg gegeben wurden, die muss man gelesen haben, ich wüsste sonst gar nicht, wo anfangen und wo aufhören.

Gegen Ende, wenn es von Mord in Richtung Hochzeit geht, um es mit dem Titel zu sagen, überschlagen sich die Ereignisse nahezu, aber unter Zuhilfenahme mehrerer Epiloge löst sich das Ganze zum Schuss sauber auf.

Ernstes Grundthema, welches einem Psychothriller zugrunde liegen könnte, als Krimikomödie verpackt? Ja, das funktioniert, und zwar sehr gut!
Schräge Figuren und italienisches Lebensgefühl, ein sehr unterhaltsamer Roman, der sich leicht wegschmökern lässt.

Bewertung vom 11.12.2024
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch - Das Hörspiel
Ende, Michael

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch - Das Hörspiel


ausgezeichnet

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ ist erschienen, als ich im Teenageralter war. Tatsächlich weiß ich nicht mehr, ob ich ihn damals als Jugendliche oder erst im jungen Erwachsenenalter gelesen habe. Tatsache ist jedoch, dass ich diese Geschichte inzwischen nicht nur mehrfach gelesen, sondern auch als Hörbuch gehört, sowie als Theaterinszenierung gesehen habe. Die Geschichte hat bis heute nichts von ihrer Magie für mich verloren. Meine Begeisterung ist ungebrochen. Natürlich musste ich deshalb auch der neuen Hörspielfassung lauschen.

Dieses Kinderbuch ist wohl die lustigste Geschichte, die Michael Ende jemals verfasst hat, obwohl sie ein ernstes Thema behandelt.
Die beiden Tiere Maurizio di Mauro, ein Kater, und Jakob Krakel, ein Rabe, wurden vom Hohen Rat der Tiere eingesetzt, um die Schwarzmagier Beelzebub Irrwitzer und Tyrannja Vamperl daran zu hindern die Welt zu zerstören.
Die Geschichte spielt komplett am letzten Tag des Jahres, an Silvester. Der Magier Beelzebub Irrwitzer wird von einem Beamten der Hölle aufgesucht, der ihm androht ihn zu pfänden, insofern er nicht bis Mitternacht sein Soll an bösen Taten erfüllt hat.
Zu seinem Glück kennt Beelzebub das Rezept für einen satanarchäolügenialkohöllischen Punsch, der ihm helfen könnte, sein Soll bis Mitternacht zu erfüllen. Zu seinem Pech besitzt er nur eine Hälfte des Punschrezepts, die andere gehört seiner Tante Tyrannja Vamperl.
Widerwillig tun sich die beiden zusammen, da auch Tyrannja Besuch aus der Höhle und die Androhung einer Pfändung erreicht hat.
Während die beiden im Labor Irrwitzers den Punsch brauen, begeben sich Maurizio und Jakob auf die scheinbar aussichtslose Mission den Untergang der Welt auf den letzten Glockenschlag der Silvesternacht zu verhindern.

Die neue Hörspielfassung steht dem von mir so geliebten Buch und der vom Autor gelesen Hörbuchfassung in keinster Weise nach.
Die Sprecher*innen leisten einen hervorragenden Job, sodass ich die Figuren vor meinem inneren Auge agieren sehen konnte und mich um Jahrzehnte in der Zeit zurückgesetzt fühlte, als ich früher dem Hörbuch gelauscht habe.
Sehr gut kommt der zu Beginn so naive Charakter des Katers zum Tragen, wie auch der Wahnsinn der beiden Schwarzmagier, der bekanntermaßen dem Genie so nahe liegt. Sehr lustig wird es, wenn die Geschichte weiter voranschreitet, und Irrwitzer und Tyrannja merklich zu tief ins Glas beziehungsweise den Punschkessel geguckt haben ;)

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ hat leider!!! nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Umweltzerstörung ist ein Thema, das eher noch schwerer wiegt als Ende der 80er, als Michael Endes Buch veröffentlicht wurde. Umso wichtiger, dass es immer noch gelesen und vom Verlag der jetzigen Generation durch eine Überarbeitung näher gebracht wird.
Dabei muss ich sagen, dass dies behutsam geschehen ist, der Wunschpunsch ist immer noch der Wunschpunsch, wie man ihn von früher kennt, aber mit einer genialen neuen Covergestaltung. Ich bin begeistert von dem Doppelsinn in dieser Illustration, bei der der ausgekippte Punschkessel gleichzeitig die Silhouetten der beiden Magiergesichter ergibt.

Das Hörspiel dauert nur etwas mehr als zwei Stunden. Damit ist es auch für Kinder geeignet, die vielleicht noch keinen langen Atem für längere Geschichten haben. Es ist sehr kurzweilig und witzig gesprochen, sodass die Zeit wie im Fluge vergeht.
Zudem besitzt Michael Endes Erzählung die Magie, dass sie sowohl kleine als auch große Menschen verzaubern kann!