Matts Leben ist ein Albtraum, seit ihn zwei FBI-Beamte aus dem Unterricht holten. Angeblich soll er damit gedroht haben, die Schule in die Luft zu jagen. Niemals hat er das. Sind denn alle verrückt geworden? Kann es sein, dass nur ein Mensch an der ganzen Schule zu ihm steht: Big Ursula, die Unnahbare aus dem Basketball-Team?
"Eine raffinierte Mischung aus Provokation und Sensibilität."
Hans ten Doornkaat, Neue Zürcher Zeitung, 09.02.03
Die besten 7 Bücher für junge Leser
DeutschlandRadio, Focus, 01.03.03
"Endlich mal wieder ein packender Jugendroman mit einer hinreißenden Heldin und einem intelligenten Thema."
Jürgen Stahlberg, Frankfurter Rundschau, 12.03.03
"Beim Leser stellt sich fast körperlich ein Gefühl der Beklemmung ein, denn Joyce Carol Oates erweist sich auch auf ungewohntem Jugendbuch-Terrain als Autorin, die mit psychologischem Gespür die Tiefen ihrer Figuren auslotet ... Mit ihrem gelungenen Jugendbuch-Einstand lässt uns Princeton-Professorin Oates einmal mehr staunen."
Andrea Huber, Die Welt, 15.03.03
"Die geradlinig erzählte Geschichte ist geschickt verwoben mit dem amerikanischen Denken. (...) Die Aussage und Kraft des Romans entsteht ... aus der Einfachheit der Erzählung und der exakten Schilderung ihrer Protagonisten. (...) Vor allem schildert Oates präzise die gebrochene Gefühlswelt der Jugendlichen, beschreibt in knappen Worten, wie vorsichtig sich hier zwei näher kommen, in einem Land, das zarte Töne irgendwie zu vergessen scheint."
Hubert Filser, Süddeutsche Zeitung, 17.03.03
"Dieses Jugendbuch wird auch Erwachsene begeistern."
Buchmarkt, 03/03
"Ihr eigenwilliger Humor ist erfrischend und bringt dem Leser das unabhängige Mädchen wunderbar nahe."
Frankfurter Neue Presse, 29.03.03
"Ein bewegender Jugendroman, der die Zivilcourage und den Wert der Freundschaft feiert."
Ada Jeske, Eselsohr, 05/03
Hans ten Doornkaat, Neue Zürcher Zeitung, 09.02.03
Die besten 7 Bücher für junge Leser
DeutschlandRadio, Focus, 01.03.03
"Endlich mal wieder ein packender Jugendroman mit einer hinreißenden Heldin und einem intelligenten Thema."
Jürgen Stahlberg, Frankfurter Rundschau, 12.03.03
"Beim Leser stellt sich fast körperlich ein Gefühl der Beklemmung ein, denn Joyce Carol Oates erweist sich auch auf ungewohntem Jugendbuch-Terrain als Autorin, die mit psychologischem Gespür die Tiefen ihrer Figuren auslotet ... Mit ihrem gelungenen Jugendbuch-Einstand lässt uns Princeton-Professorin Oates einmal mehr staunen."
Andrea Huber, Die Welt, 15.03.03
"Die geradlinig erzählte Geschichte ist geschickt verwoben mit dem amerikanischen Denken. (...) Die Aussage und Kraft des Romans entsteht ... aus der Einfachheit der Erzählung und der exakten Schilderung ihrer Protagonisten. (...) Vor allem schildert Oates präzise die gebrochene Gefühlswelt der Jugendlichen, beschreibt in knappen Worten, wie vorsichtig sich hier zwei näher kommen, in einem Land, das zarte Töne irgendwie zu vergessen scheint."
Hubert Filser, Süddeutsche Zeitung, 17.03.03
"Dieses Jugendbuch wird auch Erwachsene begeistern."
Buchmarkt, 03/03
"Ihr eigenwilliger Humor ist erfrischend und bringt dem Leser das unabhängige Mädchen wunderbar nahe."
Frankfurter Neue Presse, 29.03.03
"Ein bewegender Jugendroman, der die Zivilcourage und den Wert der Freundschaft feiert."
Ada Jeske, Eselsohr, 05/03
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Jürgen Stahlberg kann Joyce Carol Oates für ihren ersten Jugendroman nur loben: "Endlich mal wieder ein packender Jugendroman mit einer hinreißenden Heldin und einem intelligenten Thema, das Erwachsene schlecht aussehen lässt." Unter den amerikanischen Autoren ist Oates nicht unbedingt die große Komikerin, dafür aber die "scharfsinnigste Soziologin", befindet Stahlberg. Und er ist heilfroh, dass die Autorin dieses Talent auch in der vorliegenden Geschichte um Verdacht, Ausgrenzung und Freundschaft einsetzt und damit ihren jugendlichen Lesern das erspart, was sie bei den Jugendbüchern von Isabel Allende oder Batya Gur ertragen mussten: "mindere Ansprüche und Belanglosigkeiten". Stahlberg gefällt das Thema und der Respekt, den Oates vor ihren Lesern hat. Selbst wenn die noch jung sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2003Willkommen in Absurdistan
Renitent zu sein ist gut: Joyce Carol Oates' erster Jugendroman
Im letzten Jahr wurde ein elfjähriges Mädchen in den Vereinigten Staaten vom Unterricht suspendiert. Es hatte ein Bild seiner Lehrerin auf die Rückseite eines Vokabeltests gemalt. Der Test war mit einer schlechten Note bewertet worden; auf der ungelenken Zeichnung war der Kopf der Lehrerin von einem Pfeil durchbohrt. Die Behörden interpretierten das Bild als Morddrohung; die Schülerin mußte einstweilen zu Hause bleiben.
In Matts Fall sind es zwei Männer vom FBI, die ihn mitten aus dem Unterricht und damit aus seiner angenehmen Existenz als beliebter, smarter Klassenclown reißen. Ihm wird vorgeworfen, ein Attentat auf seine Schule geplant zu haben: In der Cafeteria hatte Matt, genannt "Big Mouth", lauthals gescherzt, er werde die Schule in die Luft jagen, wenn sein Stück nicht fürs Theaterfestival ausgewählt werde. Willkommen in Absurdistan, denkt sich Matt, als er von der Anschuldigung erfährt. Für ihn lautet die Frage vielmehr: Wer hat ihn angeschwärzt? Die Kameraden finden seine Verdächtigung und Festnahme offenbar nicht so abwegig wie er selbst - jedenfalls setzt sich niemand für ihn ein. Fast niemand.
Joyce Carol Oates bleibt ihrem großen Thema, der Entzauberung des amerikanischen Traums, auch in ihrem ersten Jugendroman treu. "Unter Verdacht" erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Einzelgängern, einem Ausgestoßenen und einer Außenseiterin, und thematisiert mit beiläufiger Eindringlichkeit jene moralische Überheblichkeit, die mit religiösem Fanatismus Hand in Hand geht. Auch um Feigheit geht es in diesem Buch und um die Schwierigkeit, seinen eigenen Weg zu finden und ihn dann auch zu gehen.
Es ist ausgerechnet die Einzelgängerin Ursula, besser bekannt unter dem wenig schmeichelhaften Spitznamen "Ugly Girl", die Matt den Rücken stärkt und zu ihm hält. Was andere im stillen Kämmerlein nur denken mögen, sagt sie öffentlich. Das fällt ihr so leicht, wie es ihr schwerfällt, sich anderen gegenüber zu öffnen. Um das zu vermeiden, hat sie Ugly Girl erfunden, ihr Alter ego, ihr besseres, stärkeres Ich: "Ich war in der Schule immer schüchtern gewesen, aber Ugly Girl nie. Ugly Girl hat noch nie den Blick gesenkt." Ursula, getarnt als Kämpferin Ugly Girl, bewirkt, daß Matt in die Schule zurückkehren kann - ein zweischneidiger Segen, wie sich herausstellt. Matt wird angestarrt, hinter seinem Rücken stecken ehemalige Kumpel tuschelnd die Köpfe zusammen. Der früher so aufgeschlossene Junge wird wortkarg, trotzig, eigenbrötlerisch. Nur in E-Mails an Ursula schreibt er sich die Enttäuschung und Wut über das Verhalten von Schulkameraden und Lehrern von der Seele. Ursula dagegen ist so daran gewöhnt, eher respektiert als gemocht zu werden, daß sie sich nicht vorstellen kann, warum der umschwärmte Matt ausgerechnet mit ihr befreundet sein will.
Joyce Carol Oates, Mutter aller Creative-Writing-Kurse (der jüngste Star aus ihrer Princetoner Kaderschmiede heißt Jonathan Safran Foer), ist eine zuverlässiges Diagnostikerin, wenn es darum geht, Amerikas Paranoia den Puls zu fühlen. In den letzten Jahren war die Temperatur in ihren Büchern konstant leicht erhöht, nun ist ein Fieber daraus geworden. Einer geringeren Schriftstellerin hätte die komplexe Geschichte von Zugehörigkeit und Außenseitertum, Zivilcourage und erster Liebe leicht zur romantisch angehauchten Detektivstory mißraten können, doch Joyce Carol Oates versteht es, ihre Themen so in die Handlung einzubetten, daß kein Aspekt zu kurz kommt. Dabei liest sich die Geschichte von Big Mouth und Ugly Girl flüssig und spannend. Daß sie auch in ihren etwas abwegigeren Handlungsschleifen plausibel erscheint, liegt an den beiden Protagonisten.
Die Sympathie der Autorin für die widerspenstige, unangepaßte Ursula ist offenkundig: Das Mädchen, das mit Absicht häßlich ist, steht in krassem Kontrast zu ihrer jüngeren Schwester, die der Ehrgeiz, Ballerina zu sein, in die Magersucht treibt. Ursula macht es den Menschen schwer, sie zu mögen, um sicherzugehen, daß diejenigen, die sich ihr dennoch nähern, es auch wirklich ernst meinen. In einem Buch von Germaine Greer entdeckt sie ihr Zauberwort: "Renitenz: Ich glaubte ziemlich genau zu wissen, was das Wort bedeutete. Es bedeutete Ugly Girl." Matt muß sich mit seiner neuen Rolle fern dem Mittelpunkt erst abfinden. Der Sonnyboy, dem einst alles zuflog - Zuneigung, Bewunderung, gute Noten -, schwankt zwischen Selbstmitleid und Weltenabkehr. Während Ursula sich hinter der Maske von Ugly Girl verschanzt wie Peter Parker hinter "Spiderman", ist Matt unzertrennlich von seinem Hund. Und übt sich im Rebellentum: "Er hatte keine Lust mehr, ein braver amerikanischer Junge zu sein. Es reichte ihm."
Jene Begebenheit, die Festnahme, die Matts Entwicklung auslöst, sagt in ihrer Abstrusität viel über Amerika aus. Die Geschichte von Big Mouth und Ugly Girl aber erzählt vor allem von den Menschen, die dort leben.
FELICITAS VON LOVENBERG
Joyce Carol Oates: "Unter Verdacht". Die Geschichte von Big Mouth und Ugly Girl. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Birgitt Kollmann. Hanser Verlag, München 2003. 285 S., geb., 15,90 [Euro]. Ab 13 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Renitent zu sein ist gut: Joyce Carol Oates' erster Jugendroman
Im letzten Jahr wurde ein elfjähriges Mädchen in den Vereinigten Staaten vom Unterricht suspendiert. Es hatte ein Bild seiner Lehrerin auf die Rückseite eines Vokabeltests gemalt. Der Test war mit einer schlechten Note bewertet worden; auf der ungelenken Zeichnung war der Kopf der Lehrerin von einem Pfeil durchbohrt. Die Behörden interpretierten das Bild als Morddrohung; die Schülerin mußte einstweilen zu Hause bleiben.
In Matts Fall sind es zwei Männer vom FBI, die ihn mitten aus dem Unterricht und damit aus seiner angenehmen Existenz als beliebter, smarter Klassenclown reißen. Ihm wird vorgeworfen, ein Attentat auf seine Schule geplant zu haben: In der Cafeteria hatte Matt, genannt "Big Mouth", lauthals gescherzt, er werde die Schule in die Luft jagen, wenn sein Stück nicht fürs Theaterfestival ausgewählt werde. Willkommen in Absurdistan, denkt sich Matt, als er von der Anschuldigung erfährt. Für ihn lautet die Frage vielmehr: Wer hat ihn angeschwärzt? Die Kameraden finden seine Verdächtigung und Festnahme offenbar nicht so abwegig wie er selbst - jedenfalls setzt sich niemand für ihn ein. Fast niemand.
Joyce Carol Oates bleibt ihrem großen Thema, der Entzauberung des amerikanischen Traums, auch in ihrem ersten Jugendroman treu. "Unter Verdacht" erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Einzelgängern, einem Ausgestoßenen und einer Außenseiterin, und thematisiert mit beiläufiger Eindringlichkeit jene moralische Überheblichkeit, die mit religiösem Fanatismus Hand in Hand geht. Auch um Feigheit geht es in diesem Buch und um die Schwierigkeit, seinen eigenen Weg zu finden und ihn dann auch zu gehen.
Es ist ausgerechnet die Einzelgängerin Ursula, besser bekannt unter dem wenig schmeichelhaften Spitznamen "Ugly Girl", die Matt den Rücken stärkt und zu ihm hält. Was andere im stillen Kämmerlein nur denken mögen, sagt sie öffentlich. Das fällt ihr so leicht, wie es ihr schwerfällt, sich anderen gegenüber zu öffnen. Um das zu vermeiden, hat sie Ugly Girl erfunden, ihr Alter ego, ihr besseres, stärkeres Ich: "Ich war in der Schule immer schüchtern gewesen, aber Ugly Girl nie. Ugly Girl hat noch nie den Blick gesenkt." Ursula, getarnt als Kämpferin Ugly Girl, bewirkt, daß Matt in die Schule zurückkehren kann - ein zweischneidiger Segen, wie sich herausstellt. Matt wird angestarrt, hinter seinem Rücken stecken ehemalige Kumpel tuschelnd die Köpfe zusammen. Der früher so aufgeschlossene Junge wird wortkarg, trotzig, eigenbrötlerisch. Nur in E-Mails an Ursula schreibt er sich die Enttäuschung und Wut über das Verhalten von Schulkameraden und Lehrern von der Seele. Ursula dagegen ist so daran gewöhnt, eher respektiert als gemocht zu werden, daß sie sich nicht vorstellen kann, warum der umschwärmte Matt ausgerechnet mit ihr befreundet sein will.
Joyce Carol Oates, Mutter aller Creative-Writing-Kurse (der jüngste Star aus ihrer Princetoner Kaderschmiede heißt Jonathan Safran Foer), ist eine zuverlässiges Diagnostikerin, wenn es darum geht, Amerikas Paranoia den Puls zu fühlen. In den letzten Jahren war die Temperatur in ihren Büchern konstant leicht erhöht, nun ist ein Fieber daraus geworden. Einer geringeren Schriftstellerin hätte die komplexe Geschichte von Zugehörigkeit und Außenseitertum, Zivilcourage und erster Liebe leicht zur romantisch angehauchten Detektivstory mißraten können, doch Joyce Carol Oates versteht es, ihre Themen so in die Handlung einzubetten, daß kein Aspekt zu kurz kommt. Dabei liest sich die Geschichte von Big Mouth und Ugly Girl flüssig und spannend. Daß sie auch in ihren etwas abwegigeren Handlungsschleifen plausibel erscheint, liegt an den beiden Protagonisten.
Die Sympathie der Autorin für die widerspenstige, unangepaßte Ursula ist offenkundig: Das Mädchen, das mit Absicht häßlich ist, steht in krassem Kontrast zu ihrer jüngeren Schwester, die der Ehrgeiz, Ballerina zu sein, in die Magersucht treibt. Ursula macht es den Menschen schwer, sie zu mögen, um sicherzugehen, daß diejenigen, die sich ihr dennoch nähern, es auch wirklich ernst meinen. In einem Buch von Germaine Greer entdeckt sie ihr Zauberwort: "Renitenz: Ich glaubte ziemlich genau zu wissen, was das Wort bedeutete. Es bedeutete Ugly Girl." Matt muß sich mit seiner neuen Rolle fern dem Mittelpunkt erst abfinden. Der Sonnyboy, dem einst alles zuflog - Zuneigung, Bewunderung, gute Noten -, schwankt zwischen Selbstmitleid und Weltenabkehr. Während Ursula sich hinter der Maske von Ugly Girl verschanzt wie Peter Parker hinter "Spiderman", ist Matt unzertrennlich von seinem Hund. Und übt sich im Rebellentum: "Er hatte keine Lust mehr, ein braver amerikanischer Junge zu sein. Es reichte ihm."
Jene Begebenheit, die Festnahme, die Matts Entwicklung auslöst, sagt in ihrer Abstrusität viel über Amerika aus. Die Geschichte von Big Mouth und Ugly Girl aber erzählt vor allem von den Menschen, die dort leben.
FELICITAS VON LOVENBERG
Joyce Carol Oates: "Unter Verdacht". Die Geschichte von Big Mouth und Ugly Girl. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Birgitt Kollmann. Hanser Verlag, München 2003. 285 S., geb., 15,90 [Euro]. Ab 13 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Beim Leser stellt sich fast körperlich ein Gefühl der Beklemmung ein, denn Joyce Carol Oates erweist sich auch auf ungewohntem Jugendbuch-Terrain als Autorin, die mit psychologischem Gespür die Tiefen ihrer Figuren auslotet ... Mit ihrem gelungenen Jugendbuch-Einstand lässt uns Princeton-Professorin Oates einmal mehr staunen." (Andrea Huber, Die Welt)