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Margriet de Moor erzählt von der ungeheuren Naturkatastrophe, die die Niederlande im Februar 1953 heimsuchte, und von den gegensätzlichen Schicksalen und Lebensläufen zweier Schwestern, die einander bis zum letzten Atemzug verbunden sind.

Produktbeschreibung
Margriet de Moor erzählt von der ungeheuren Naturkatastrophe, die die Niederlande im Februar 1953 heimsuchte, und von den gegensätzlichen Schicksalen und Lebensläufen zweier Schwestern, die einander bis zum letzten Atemzug verbunden sind.
Autorenporträt
Margriet de Moor, geb. 1941, studierte in Den Haag Gesang und Klavier. Nach einer Karriere als Sängerin, vor allem mit Liedern des 20. Jahrhunderts, studierte sie in Amsterdam Kunstgeschichte und Architektur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.05.2006

Ein Wasserdrama in ich weiß nicht wie vielen Akten
Katastrophe ohne Heldentum: Margriet de Moor läßt in ihrem Roman "Sturmflut" zwei Schwestern Leben und Schicksal tauschen

Zur Darstellung von Naturkatastrophen scheint weniger das schmächtige Wort der Hochliteratur als das Blockbuster-Kino mit seinen Möglichkeiten des Surround-Erlebens geeignet. Da lernen wir dann ein paar Menschen in ihren Alltagsverstrickungen kennen, Zeitgenossen, die bisher nichts miteinander zu tun hatten, aber bald sehr aufeinander angewiesen sein werden. Noch wissen sie nicht, was da an bildmächtiger Todesgefahr auf sie zukommt. Genüßlich wird das Kommende hinausgezögert, um sich dann in einem Crescendo melodramatischen Unheils zu entladen. Platte Menschlichkeit wird ins Relief getrieben. Unsympathen müssen sterben, auch wenn sie sich zuvor noch ein wenig bessern durften. Wichtigtuer werden zu Jammerlappen. Bei manchem Unscheinbaren dagegen treibt die Katastrophe das Heldentum hervor.

Margriet de Moor vermeidet die Klippen, an denen ein Katastrophenroman scheitert, wenn er sich zu sehr an solchen Mustern des Kinos orientiert. Februar 1953: Ein unerwartetes Zusammenspiel mehrerer Tiefdruckgebiete führt dazu, daß sich ein großer Teil der Niederlande unvorbereitet unter Wasser befindet. Zahlreiche Menschen ertrinken "zu ihrer großen Überraschung" in den Betten. Am Ende fordert die Sturmflut fast zweitausend Tote. Die Blockbuster-Frage - wer wird es schaffen von unserer liebenswürdigen Gruppe? - erübrigt sich: kein einziger. Schon zu Beginn erfahren wir, daß Lidy, die Heldin des Buches, nicht überlebt. Die Tragödie ist unausweichlich und kann deshalb erst wirklich eine Tragödie sein.

Unter infernalischem Getöse bersten die Deiche. Mit einigen Schicksalsgenossen, die ihr - obwohl sie von ihnen kaum mehr kennt als ihre Namen - in den letzten Stunden so vertraut werden, als wären es ihre eigentlichen Angehörigen, kann sich Lidy zunächst unter das Dach eines Bauernhofes retten. Er hält den Wassermassen allerdings nicht lange stand. Als die Fledermäuse ihre Verstecke verlassen, wissen sie, daß sie verloren sind: Im nächsten Moment bricht das Haus auseinander, und sie treiben auf einem zerfallenden Stück Dachboden Richtung offenes Meer.

Margriet de Moor gelingen eindrucksvolle Schilderungen der Sturmflut, gewaltig und doch ohne forciertes Pathos. Letzterem wirkt der fatalistische Humor entgegen, der gelegentlich aufblitzt. Er operiert mit verschiedenen Unverhältnismäßigkeiten: etwa zwischen der ungeheuren Vernichtungskraft des entfesselten Elements und dem so verletzbaren Menschenleib, zwischen der Not der Opfer und dem Schlaf der Behörden.

Der wichtigste, strukturbildende Kontrast des Buches ist allerdings familiärer Art. Erzählt wird vom Schicksalstausch zweier Schwestern. Armanda muß nach Zeeland fahren, um dort ihr Patenkind zu besuchen; am selben Wochenende will Lidy mit ihrem Mann Sjoerd in Amsterdam auf eine Party gehen. So sollte es ein; aber dann bricht Lidy an Armandas Stelle Richtung Schouwen-Duiveland auf, während Armanda die Tochter der Schwester hütet und sich mit deren Mann auf der Fete vergnügt. Als gehöre es zur Verabredung, flirten Schwager und Schwägerin mächtig miteinander und landen um ein Haar im Bett. Während Lidy das Wasser der Nordsee bald bis zum Hals steht, droht Armanda in den Wogen der unerlaubten Leidenschaft zu versinken.

Hinter dem scheinbar harmlosen Rollentausch verbirgt sich also mehr. Zwei Schwestern lieben denselben Mann, den attraktiven Sjoerd. Natürlich haben Armanda und Lidy nur allerbeste Absichten; die eine will mal wieder ein wenig Auto fahren, die andere scheut die weite Reise und will lieber im vertrauten Kreis etwas feiern. Ganz unfatal das alles. Dann aber stirbt die eine als die andere, und die andere lebt an ihrer Stelle weiter. Denn auch wenn sich Sjoerd und Armanda zunächst Abstinenz auferlegen - irgendwann ist die überlebende Schwester, als wäre es die logische Konsequenz der Vorgänge, die neue Partnerin des Verwitweten.

Dem äußeren Katastrophenszenario stehen innere Verhängnisse gegenüber. Die Autorin vermeidet es jedoch, dem Toben der Nordsee eine Sturmflut der Gefühle entgegenschwappen zu lassen. Auf dieser Ebene arbeitet das Buch mit leisen, aber nicht weniger eindringlichen Tönen. Oft wurde das Meer als Metapher des Unbewußten bemüht. Auch hier scheint es, als wäre das Naturtheater der Sturmflut die ins Bild gebrachte Umsetzung verborgener Trieb- und vielleicht auch Tötungswünsche. Der Roman gewinnt seine Doppelbödigkeit jedoch gerade dadurch, daß die Autorin sich plakatives Psychologisieren verbietet und mit Andeutungen begnügt.

Margriet de Moor, die Klavier und Gesang studierte und in Romanen ("Der Virtuose") musikalische Themen behandelte, versteht sich auf Komposition. Der Clou ihres Romans ist die asynchrone Erzählweise. Während Lidy Samstagsnacht ins Bett eines sturmumtosten Hotels geht (dort hat die Geburtstagsfeier des Patenkindes stattgefunden), ist die Handlung des Armanda-Stranges schon zwei Tage weiter. Dort sieht man bereits fassungslos die Bilder in der Wochenschau: auf der Meereswüste treibendes Zivilisationsgut, Tierkadaver, Leichen. Während sich im ersten Handlungsstrang die Katastrophe erst zuspitzt, hat die Familie daheim längst von Lidys Tod erfahren und ist mit den ersten Tagen, Wochen, Monaten und schließlich den Jahren des Weiterlebens beschäftigt. Von Armandas und Sjoerds Hochzeit wird erzählt, von traurigen Fahrten, die Sjoerd noch Jahre später unternimmt, um an gefundenen menschlichen Überresten vielleicht doch noch die Identifikation Lidys vorzunehmen. Immer weiter öffnet sich die Zeitschere. Wenn Lidy am Ende ertrinkt, ist der andere Strang des Romans in den heutigen Niederlanden angekommen. Dank der Zeitverschiebung kann die Autorin schildern, wie das Familienleben langfristig von der Katastrophe geprägt wird. Denn was der Blockbuster nicht wissen will: Das lange Leiden der Angehörigen beginnt erst nach der Schlußszene.

Während von Armanda ein ganzes Leben erzählt wird, sind es bei Lidy nur drei Tage, die sich indes zu einem ganzen Leben zu dehnen scheinen. Am Ende ist Lidy von finalem Gleichmut beseelt; Armanda dagegen muß sich mit zunehmenden Schuldgefühlen plagen. Sie war immer die, die in den Spuren der älteren Schwester ging. Schon als Schülerin lernte sie mit den Büchern, in denen noch Anmerkungen Lidys waren. Nun hat sie Lidys Leben geerbt. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Armanda wird es nicht mehr los, das "Wasserdrama in ich weiß nicht wie vielen Akten". Die Ehe mit Sjoerd zerbricht.

Bei der Erweiterung der Handlung bis in die Gegenwart verplaudert sich die Autorin gelegentlich. In einem der fragwürdigsten Kapitel, kurz vor dem Ende, tuscheln die Schwestern im Geistergespräch angeregt über die Qualitäten des nimmermüden Liebhabers Sjoerd. Aber von solchen kleinen Einschränkungen abgesehen, hat Margriet de Moor einen sehr lesenswerten, lebenshaltigen und spannenden Roman geschrieben, mit dem sie nach schwächeren Werken ("Herzog von Ägypten") wieder ganz auf der Höhe ihres Erzählens ist. Die Liebe und der Tod - das sind bekanntlich die Großthemen der Literatur. "Sturmflut", geschmeidig übersetzt von Helga van Beuningen, führt sie auf imponierende Weise zusammen.

Margriet de Moor: "Sturmflut". Roman. Aus dem Niederländischen übersetzt von Helga van Beuningen. Hanser Verlag, München 2006. 352 S., geb., 21,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.06.2006

Ein Leben in der falschen Haut
„Sturmflut”: Margriet de Moor erzählt von einem Kuss, einer Intrige und einer Flutkatastrophe
Ein Kuss sei es gewesen, erfahren wir ganz am Ende des Romans, ein Kuss, an den sie sich erinnert habe und den sie wiederholen wollte. So klein können die Auslöser schicksalhafter Wendungen sein, wenn eine Autorin wie Margriet de Moor sie inszeniert. Und so lange werden sie unter der Decke gehalten, einen ganzen Roman lang, in dem zwei Schwestern ihr Leben tauschen und eine Sturmflut über den Leser niedergeht: eine Flut unterdrückter und umgeleiteter Gefühle und eine wirkliche Naturkatastrophe, nämlich das große Unwetter Anfang Februar 1953, das einen Teil der Niederlande von der Landkarte fegte.
Wahrscheinlich kann man ein derartiges Schauspiel, Naturspektakel und Kunststück in einem, nur mit solchen Figuren anzetteln wie diesen. Die beiden Schwestern Lidy und Armanda sind lebenshungrige, launig-melancholische Geschöpfe, schon ein bisschen eingefahren in dem, was einmal ein Lebenslauf werden soll, aber noch voller Erwartung. Beide hoch gewachsen, mit schmalen kräftigen Schultern und dunklem Haar, eine das Ebenbild der anderen. Die dreiundzwanzigjährige Lidy, früh und unbekümmert Mutter geworden, genießt das Zusammenleben mit Mann und Töchterlein sehr, die neunzehnjährige Armanda wohnt mit dem jüngeren Bruder noch im Elternhaus, das in der selben Amsterdamer Straße liegt wie das Haus ihrer Schwester.
Schon die Eröffnungsszene ist grandios. Hier wird der Roman auf seinen Ton gestimmt, eine weibliche Abenteuerlust, die, in die Ferne wollend, immer schon an Heimkehr denkt. Und dieser Ton, den man von den Frauenfiguren Tschechows und Ibsens kennt, wird nun aufgeladen mit allen Möglichkeiten von Kammerspiel und voller Orchestrierung. Lidy steht am Fenster, schaut, die kleine Nadja auf dem Arm, in den unbehaglichen Wintermorgen hinaus, den Mantel bereits zugeknöpft, „wie jemand, der gern mal fortwill, wenn es sich so ergibt, ebenso gern aber auch daheim bliebe.”
Ein paar Tage zuvor hatte Armanda angerufen und ihr einen lustig klingenden, leicht absurden Vorschlag gemacht. Wie es denn wäre, wenn die Schwester den alljährlichen Besuch beim Patenkind übernähme und statt ihrer ins nordwestlich gelegene Zeeland fahre? Der schwarze Citroën des Vaters sei schon organisiert, und wo sie beide sich doch so ähnlich sähen, könnte das doch richtig komisch werden. Sie, die Jüngere, werde dann die Tochter hüten und abends den Mann zu einer Fete bei seiner Halbschwester begleiten, die ihre beste Freundin ist. Dass es sich bei diesem vermeintlich harmlosen Vorschlag um eine handfeste kleine Intrige handelt, spricht Margriet de Moor an keiner Stelle aus. Später wird sie beim Leser umso geschickter die Ahnung schüren, dass da ein starkes sexuelles Begehren am Werk war. Zunächst aber, und auch das macht diese Eröffnungsszene so virtuos, lenkt sie ab. Ein Fingerzeig in die Zukunft genügt und schon ist der Leser gefesselt: vom Schicksal, das Lidy bereits fest am Wickel hat, die nicht weiß, dass sie sich „alles noch einmal genau ansehen sollte, weil ihr Abschied ein Abschied für immer war.”
Ohne Umschweife zur Sache
Der entscheidende Kunstgriff des Romans ist die Parallelführung zweier Handlungsstränge mit völlig unterschiedlichem Zeitmaß. Der eine dauert sechsunddreißig Stunden, der andere ein ganzes Leben. Während Lidy mit dem Auto gleichsam aus ihrem alten Leben hinausfährt, nimmt die Schwester es langsam in Besitz. Das ist so kaltblütig gut gemacht, dass der Leser immer zugleich beides fühlt: die beruhigende Sicherheit der Normalität und den Abgrund des Außerordentlichen. Diese Doppelgestimmtheit kommt auch dadurch zustande, dass Margriet de Moor die beiden Erzählsegmente zunächst ähnlich taktet. Armanda schlendert mit ihrer Nichte durch die Stadt, erinnert sich an dies und jenes, etwa an jenen Kuss mit Sjoerd Blaauw, dem späteren Schwager, von dem wir erst ganz am Ende erfahren, welch fatale Folgen er nach sich zog. Und genau so nutzt Lidy den noch unspektakulären Anfang der Autofahrt, um über ihr Leben nachzudenken. Auch ihre Gedanken kreisen um Sjoerd und wie sie sich kennenlernten. „Dafür war sie zu haben gewesen, das wusste sie noch, und sie wusste auch, dass sie immer dafür zu haben sein würde: die ohne Umschweife zur Sache kommende Männlichkeit. Geilheit, Schmeichelei und näheres Kennenlernen in einem.” Da kann man schon ahnen, dass sich die erotischen Vorlieben der beiden Schwestern genau so gleichen wie ihre äußere Erscheinung. Und schon sieht man Schwager und Schwägerin auf dem Fest miteinander tanzen. Aber brav geht jeder in sein eigenes Bett. Margriet de Moor hat Zeit. Trotzdem liegen die Fakten bereits am nächsten Morgen auf dem Tisch. Die Zeitung titelt: „Zeeland von der Karte gefegt.”
Eigentlich ist mit dieser Schlagzeile alles gesagt. Und doch verfolgen wir voller Spannung den Überlebenskampf der jungen Frau, deren altes Leben Stunde um Stunde unbedeutender wird, die meint, sich in einem Alptraum zu befinden - und die doch, während die Anforderungen an sie wachsen, auch über sich selbst hinaus wächst. Von der Ankunft auf dem Geburtstagsfest des Patenkindes, die zunächst wirklich wie eine Ankunft aussieht, dann aber wieder zum Aufbruch wird. Sie stellt ihren Wagen zur Verfügung und chauffiert den Vater des Kindes zusammen mit einem älteren Mann durch die sturmgepeitschte Landschaft, die bald überflutet sein wird. Ein kleines Grüppchen kurzfristig Überlebender versammelt sich auf dem Dachboden eines Hauses. Doch irgendwann bricht das Haus auseinander, eine endlos scheinende Hadesfahrt auf Türen und Brettern beginnt. Das letzte Umklammern einer menschlichen Hand und ein Abschiedsblick: dann verschwindet auch der Gefährte des Untergangs in den Fluten.
Unterdessen geht das Leben in Amsterdam weiter. Nach einer gewissen Zeit finden sich alle mit dem Tod Lidys ab, auch wenn ihre Leiche nie gefunden wird. Armanda heiratet schließlich Sjoerd. Warum ihn nicht mit der Ähnlichkeit der beiden Schwestern trösten? Margriet de Moor überspringt Jahrzehnte, als wären es Minuten. Eines Tages sitzt Armanda als geschiedene Frau mit drei Kindern am Frühstückstisch - und irgendwann als verwirrte Alte im Heim. Am Ende steht das imaginäre Gespräch der beiden Schwestern, in dem sie sich erklären. Hier erst kommt es zur Deutung des Kusses, der alles auslöste. „Ein heißer, offener Kuss, eine Empfindung von Feuer. Diesen Kuss wollte ich wiederhaben, Lidy, immerfort in meinem Herzen. . .” Mit diesem „Scheißkuss” habe sie versucht, ins Reine zu kommen, an jenem fatalen Morgen, an dem sie zum Telefonhörer griff. Die klammheimliche Freude, ihrem Herzen gefolgt zu sein, ist selbst der alten Frau noch anzumerken, trotz der Reue über den Tod der Schwester und dem Bekenntnis, ein Leben lang in der falschen Haut gesteckt zu haben.
„Sturmflut” ist ein wahnwitzig spannender Roman und eine geschickte Anverwandlung von Shakespeares „Sturm”. Er handelt davon, dass man niemals Herr über sein eigenes Leben sein kann. Und er handelt von der Zeit, von ihrer seltsamen Struktur, ihrem keineswegs linearen Voranschreiten, von den Schleifen, die sie dreht, ihrem Wiederholungsdrang und der Tatsache, dass sich manche Jahre in einem Satz zusammenfassen lassen, manch ein Augenblick aber ins Epische drängt und immer wieder entfaltet, betrachtet und erzählt werden will.MEIKE FESSMANN
MARGRIET DE MOOR: Sturmflut. Roman. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Carl Hanser Verlag, München 2006. 352 Seiten, 21,50 Euro.
Die Flutkatastrophe in den Niederlanden von 1953.
Bettmann/CORBIS
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Großen Eindruck hat dieser Roman auf Rezensent Wolfgang Schneider gemacht, in dem er die Themen Liebe und Tod auf "imponierende Weise" zusammengeführt fand. Es handelt sich, wie er schreibt, um die tragische Geschichte zweier Schwestern, die denselben Mann lieben . Erzählt werde sie vor dem Hintergrund der verheerenden Sturmflut von 1953, deren pathoslose Schilderung den Rezensenten besonders gefesselt hat. Meisterschaft bescheinigt er Margriet de Moor auch bei der Komposition, als deren Clou er die "anachrone Erzählweise" feiert, die dem Rollentausch der Schwestern geschuldet ist. In dessen Verlauf kommt die eine Schwester um, während die andere deren Leben weiterlebt. Eindringlichkeit und Doppelbödigkeit gewinne der Roman auch, weil de Moor lahmes Psychologisieren vermeide. Nur bei der Erweiterung der Handlung in die Gegenwart verplaudert sich die Autorin aus Sicht des Rezensenten dann ein wenig, was seiner Gesamtbegeisterung jedoch keinen Abbruch tut. Helga von Beuningens Übersetzung schließlich wird als geschmeidig gelobt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Ein großer Roman einer bedeutenden Schriftstellerin. Jörg Lehn Trierischer Volksfreund 20150811