Ein junger Mann kommt in ein abgelegenes Dorf in der Provinz. Unter Anleitung einer alten Dame soll er dort ein Museum einrichten, das eine Sammlung von Alltagsgegenständen beherbergt. Alle Gegenstände wurden von der alten Dame gestohlen, um die Erinnerung an eben erst verstorbene Dorfbewohner zu bewahren. Aufgabe des jungen Mannes ist es, alle Gegenstände zu erfassen, zu ordnen und zu katalogisieren. Doch schon bald wird er von der alten Dame gedrängt, selbst den Erinnerungsstücken der Dorfbewohner nachzujagen. Als jedoch eine junge Frau ermordet wird und man den jungen Mann am Tatort beobachtet, gerät er unter Verdacht, die Tat begangen zu haben. Mit ihrer poetischen, suggestiven Sprache hat Yôko Ogawa einen faszinierenden Roman geschrieben, in dem die Grenzen zwischen Realität und Imagination verschwimmen und der Leser entführt wird in eine Welt voller Geheimnisse.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit dem zunehmenden Grad an Fantastik in "Das Museum der Stille" sinkt die Begeisterung des Rezensenten Leopold Federmair. Er sieht die Autorin als Epigonin ihrer selbst, denn in ihrem Roman "Liebe am Papierrand" habe sie ähnliche und gleiche Motive weit besser entwickelt. Besser heißt aus Sicht des Rezensenten, weniger "Ungereimtheiten" und weniger "an den Haaren herbeigezogene" Skurrilitäten wie zum Beispiel die "Ohrenabschneider". Ähnlich wie in Kafkas "Schloss" komme ein "Beauftragter" in die geschlossene Welt eines Dorfes, deren eigenartigen Gepflogenheiten er sich langsam anpasse. Der Ich-Erzähler soll ein Museum aufbauen, dessen Zweck ebenso im Unklaren bleibe wie die Lage des Dorfes. Nur schwer, so der Rezensent, könne man bei der Lektüre "realistische Einwände unterdrücken", insbesondere bei einer "blutigen, von Schweigen erfüllten Zunge" nach einem Mordfall, die an einem Eisblock festklebe. Wenig überzeugend sind für den Rezensenten auch die Überlegungen des Erzählers, warum der Museumsgärtner den von ihm ermordeten Frauen partout die Brustwarzen abschneide.
© Perlentaucher Medien GmbH
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