Wer sich zur Testamentseröffnung des honorigen Herrn Napumoceno, Handelskaufmann auf den Kapverdischen Inseln, versammelt hat, findet es überhaupt nicht amüsant, was der Verstorbene als Letzten Willen hinterlassen hat. Staunend erfährt die Nachwelt von einer leiblichen Tochter, gezeugt auf dem prächtigsten Büromöbel von ganz Mindelo, die von ihm als Haupterbin eingesetzt wird. Den Zeugen offenbaren sich kleine und große erotische Geheimnisse, geschäftliche Transaktionen und politische Neigungen. Ein wunderbar komischer, sinnlicher Roman von den Kapverdischen Inseln, der mit Ironie und Heiterkeit wie beiläufig ein Bild der Gesellschaft zeichnet.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.08.2014NEUE TASCHENBÜCHER
Zeugung auf
solidem Schreibtisch
Wer den Erzählduktus südamerikanischer Romanautoren liebt, die plastisch, humorvoll und mit der Gabe erzählen, sinnliche Wahrnehmung anziehend in Worte zu fassen, der wird an Germano Almeidas Roman „Das Testament des Herrn Napumoceno“ seine helle Freude haben. Der Titelheld ist ein angesehener Kaufmann der kapverdischen Hafenstadt Mindelo, der einst sein Vermögen mit einem Schreibfehler machte, indem er, statt tausend Regenschirme zu ordern, eine Null zu viel hinschrieb, und dem bei der Ankunft der Ladung ein anhaltender Regen zu Hilfe kam. Nun ist Napumoceno gestorben und hat ein rücksichtslos langes Testament geschrieben, in dem er seinem Neffen, der den Laden des Onkels treu in Schwung hält, kaum etwas, umso mehr aber seiner bisher verleugneten Tochter Graça vermacht, die Napumoceno einst mit seiner Putzfrau auf seinem soliden Schreibtisch gezeugt hatte. Ein Thema lässt das nächste aufkommen, wir werden über die Inseln und durch die Geschichte dieses Mannes geführt und lernen durch ihn eine Welt kennen, die fern genug ist, dass man sich dafür interessieren könnte. RUDOLF VON BITTER
Germano Almeida:
Das Testament des Herrn Napumoceno. A. d. Port. von Maralde Meyer-Minnemann. Unionsverlag,
Zürich 2014. 190 Seiten, 10, 95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Zeugung auf
solidem Schreibtisch
Wer den Erzählduktus südamerikanischer Romanautoren liebt, die plastisch, humorvoll und mit der Gabe erzählen, sinnliche Wahrnehmung anziehend in Worte zu fassen, der wird an Germano Almeidas Roman „Das Testament des Herrn Napumoceno“ seine helle Freude haben. Der Titelheld ist ein angesehener Kaufmann der kapverdischen Hafenstadt Mindelo, der einst sein Vermögen mit einem Schreibfehler machte, indem er, statt tausend Regenschirme zu ordern, eine Null zu viel hinschrieb, und dem bei der Ankunft der Ladung ein anhaltender Regen zu Hilfe kam. Nun ist Napumoceno gestorben und hat ein rücksichtslos langes Testament geschrieben, in dem er seinem Neffen, der den Laden des Onkels treu in Schwung hält, kaum etwas, umso mehr aber seiner bisher verleugneten Tochter Graça vermacht, die Napumoceno einst mit seiner Putzfrau auf seinem soliden Schreibtisch gezeugt hatte. Ein Thema lässt das nächste aufkommen, wir werden über die Inseln und durch die Geschichte dieses Mannes geführt und lernen durch ihn eine Welt kennen, die fern genug ist, dass man sich dafür interessieren könnte. RUDOLF VON BITTER
Germano Almeida:
Das Testament des Herrn Napumoceno. A. d. Port. von Maralde Meyer-Minnemann. Unionsverlag,
Zürich 2014. 190 Seiten, 10, 95 Euro.
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»Der Roman ist voller grotesk-komischer Situationen. Almeida schreibt mit subtilem Humor und Ironie. Der Witz wird auch durch die unterschiedlichen Sprachebenen erzielt. Eine umständliche, fast altertümliche auch überhöhende Ausdrucksweise alterniert mit umgangssprachlichen zum Teil auch unflätigen Ausdrücken.« Renate Hess Radio Darmstadt