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Bret Easton Ellis, Michel Houellebecq, Joe Stretch - jedes Jahrzehnt braucht einen Propheten
Sie sind Monstren, und sie sind Opfer. In der Vorzeit hätte man sie schuldlos Schuldige genannt. Sie selbst nennen sich Justin und Rebecca, nennen sich Colin, Johnny, Carly oder Steve: eine verlorene Generation auf der Suche nach Liebe, auf der Suche nach neuen, härteren Kicks. Sie wollen mehr - mehr wissen, mehr fühlen; sie wollen weitergehen als alle anderen vor ihnen. Zwei tragen ihre Haut und ihre Sehnsüchte auf newsex.biz zu Markte. Ein dritter liebt so lange zart und unerwidert, bis ihm die…mehr

Produktbeschreibung
Bret Easton Ellis, Michel Houellebecq, Joe Stretch - jedes Jahrzehnt braucht einen Propheten
Sie sind Monstren, und sie sind Opfer. In der Vorzeit hätte man sie schuldlos Schuldige genannt. Sie selbst nennen sich Justin und Rebecca, nennen sich Colin, Johnny, Carly oder Steve: eine verlorene Generation auf der Suche nach Liebe, auf der Suche nach neuen, härteren Kicks. Sie wollen mehr - mehr wissen, mehr fühlen; sie wollen weitergehen als alle anderen vor ihnen. Zwei tragen ihre Haut und ihre Sehnsüchte auf newsex.biz zu Markte. Ein dritter liebt so lange zart und unerwidert, bis ihm die Pornografie einen letzten Fluchtweg bietet. Und der Rest amüsiert sich buchstäblich zu Tode. Bleibt nur einer übrig in dieser schönen, neuen, wahnsinnigen Welt ... "Widerstand" ist ihre Geschichte, eine Zukunftsvision von düsterer Klarheit und prognostischer Wucht. Das wütende Debüt eines jungen Moralisten mit erstaunlicher Einbildungskraft - ein Roman, der weit über zeitgeistige Provokation hinausweist.
Autorenporträt
Joe Stretch, geboren 1982 im englischen Lake District, lebt als Schriftsteller und Musiker in Manchester. Er ist Lead-Sänger der britischen Indie- Band "Performance" und hat bisher mehrere Romane veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.07.2008

Die Vorzüge blutroter Unterwäsche
Es ist gar nicht so einfach, der Houellebecq von Manchester zu sein: Joe Stretch und sein Roman „Widerstand”
Brav erfüllt der Prolog seine Pflicht, den Ich-Erzähler, der wie ein Sonderling wirkt, der in einer Art von Behandlung zu stecken scheint, bekannt zu machen und zugleich seine Identität zu verschleiern. Das Ich wirkt etwas angegriffen, aber auch launig. Es verspricht, seine Leser mitzunehmen in eine seltsame Welt. Und tatsächlich, anfangs hat man allen Grund, dabeizubleiben. „Widerstand”, der Erstling des mit Vorschusslorbeer bedachten, 1982 im englischen Lake District geborenen Joe Stretch, den man auch als Sänger der Manchester Independent-Band „Performance” kennen kann, beginnt gut, mit einer weit ausholenden, selbstbewussten Bewegung:
„Am Anfang lief es locker. Bevor es nach oben sprudelte und an die Oberfläche stieß, war alles entspannt und schick in Szene gesetzt. Am Anfang ließen die Leute sich treiben. Aufgeputzt, scharf und voll elastischer Liebe schwirrten sie durch die Straßen von Manchester, als wäre das Leben das tollste Spiel: erfüllend und dabei kinderleicht. Natürlich rauschte darunter ein Strom aus Scheiße. Aber es rauscht überall ein Strom aus Scheiße, und so achtete niemand darauf.”
Ein Meer aus Licht und Kitsch
„Die Leute”, „das Leben”. Es scheint um alle zu gehen, und alle scheinen gute Laune zu haben, aber zugleich brodelt es unter dem Boden. Und das, was darunter liegt, was niemand ernst nimmt? Es ist so lapidar wie drastisch benannt, und doch ziemlich geheimnisvoll. Gut gewählt ist auch der Ort, der der großen Bewegung Bodenhaftung verleiht: Manchester, jeder kann sich etwas darunter vorstellen, aber es ist, gerade weil nicht gemütlich, nicht zu bekannt.
Und dann die erste Hauptfigur. Der Schwung bleibt: „Justin, ein Junge, geht unglaublich schnell. Er geht die Cross Street hinunter und in die South King Street. Eigentlich ist er eher ein junger Mann. Braunes, kurzgeschorenes Haar, sein Körper versteckt unter Durchschnittsdesign.” Ein weißes Hemd hat er an, er will seine Mutter treffen. Justin öffnet die Tür zum Restaurant: Ein „Meer aus Licht und Pflanzenkitsch. Exotisches Gewächs soll den Leuten weismachen, dass sie nicht in Manchester sind.” Für Justin ist alles eine Spur zu elegant. Und vor allem die Mutter stört: „Vierundzwanzig Jahre sind dahingeplätschert, seit Diane Justin zur Welt gebracht hat”, statt Dankbarkeit ist vernichtende Distanz zu spüren: „Der Körper seiner Mutter ist kurz vorm Überquellen. Eindeutig. Die Jahre verbünden sich gegen sie, machen sie schlaff und faltig. Bald werden ihre Brüste endgültig fallen, ihr Kinn wird platzen und sich in Rührei verwandeln. (. . .) Muss noch betont werden, dass Justin seine Mutter hasst? (. . .) In Justins Augen leidet seine Mutter an der abscheulichen Sucht, sexuell attraktiv zu sein.”
Das klingt hochfahrend, ungerecht, aber interessant, und der Grund wird klar. Während Justins „gesamter Kindheit” hat Mama Papa betrogen, „mit Fremden gebumst, ist in blutroter Unterwäsche durch die Küche stolziert”. Jetzt ist der Vater, von dem sie geschieden ist, tot, und die Mutter hat eine Nachricht für Justin: „Er wollte Dir noch sagen, dass er dich sehr lieb hat.” Justin ekelt sich. Wirklich, ein geradezu klassischer Beginn für die Geschichte eines jungen Moralisten. Der seiner Mutter übrigens ähnelt: Gerade hat sich seine Freundin von ihm getrennt, weil er sie mit einem „äußerlich fast identischen Mädchen” betrogen hat. „Warum er sie betrogen hat, weiß er selbst nicht genau. Beide trugen ähnliche Jeans in ähnlichen Wildlederstiefeln. (. . .) Sie lachten über dieselben Witze, küssten und fickten identisch. Vorbei, denkt Justin. Sex. Aus.”
Damit ist der Held etabliert, und zugleich frei für Neues. Stretch gibt ihm etwas Wichtiges mit auf den Weg. Justin erbt 60 000 Pfund. Nicht zu viel. Was wird er damit anfangen? Man ist gespannt, doch schon beginnt, was diesem vielversprechenden Roman den Garaus machen wird: sein Programm: „Er trinkt das Glas in einem Zug leer. Es ist aus, denkt er, oder es hat angefangen. Ich muss neue Möglichkeiten finden, Sex zu haben.”
Ja, das sind sie: die berühmten Spuren Houellebecqs, als dessen Statthalter in Manchester die Werbung Stretch rühmt. Aber das allein wäre nicht uninteressant, und so bleibt man neugierig. Vor allem, weil es erst einmal anders weitergeht und ein zweites berühmtes Vorbild durchscheint: Robert Altmann. Short Cuts. Schnitte, geschrieben wie Schwenks: Zwei Paare werden aus großer Höhe besichtigt. Eines ganz dem Konsum verfallen: Steve und Carly, fit, versaut und erfolgreich. Das andere eher zögerlich: Rebecca zu intellektuell, Johnny zu unbeholfen. Und dann gibt es noch Colin, Uni-Angestellter, englische Literatur, seit einem Jahr allein. Man lernt sich kennen.
Die Figurenkonstellation wirkt wie eine gut überlegte Versuchsanordnung. Stretch kann einiges: originell beobachtete Details bestätigen die coole Attitüde, doch allzu bald findet er den Weg zu Michel und seinem eigenen Sexualität-und-Gesellschafts-Erkenntnisprogramm.Und das ist vielleicht die Hauptschwierigkeit von „Friction”: Houellebecq, der einmal sogar mit Namen genannt wird, wirkt wie ein schwerer Schatten über diesem Buch, aber welche Einstellung Stretch als Erzähler zu ihm bezieht, wird nie ganz klar. Er will ihn natürlich nicht einfach kopieren, die Handlung bloß in eine andere Umgebung versetzen, aber was dann? Hat Houellebecq mit seinen Diagnosen unrecht? Ist er zu weit gegangen, zu vorsichtig gewesen? Soll Stretch ihn radikalisieren? Soll er ihn ins Komische, Lächerliche, Satirische ziehen?
Stretch versucht von allem ein bisschen. Er nimmt H. ein bisschen ernst und macht ihn ein bisschen lächerlich, er will seine Figuren noch perverser, aber dann doch wieder liebenswerter machen. Er lässt sie bei ihren Sexspielchen verbluten und „Spaßabtreibungen” vornehmen, doch dann sind sie wieder nette Studenten, denen man auf die Schulter klopfen muss.
Eigentlich ein netter Junge
Da, wo Stretch extrem sein will, hat man nicht selten das Gefühl von Gelesenem. Da, wo er seine Figuren menschlich zeigen möchte, wo sie weinen und denken, wirkt „Friction” oft harmlos, herzig. Ein neues Buch, das zeigt, dass die Langeweile über die normal gefühlige Welt in Extreme führen kann, die auch nicht befriedigen und schließlich in die Verzweiflung über die Abwesenheit von Liebe münden. Romantik, modern, aber keine eigenständige Variation. Man hat nicht das Gefühl, Erkenntnis-Neuland betreten zu haben. Der schwungvoll begonnene große Wurf wirkt am Ende eher unentschlossen und mühevoll zusammengebaut.
Besucht man Stretch auf seiner Website, erzählt einem dieser oft hinter einer Sonnenbrille versteckte nette Junge, der aber im Buchumschlag grimmig aussehen muss, dass sein erstes Buch, aus dem er rezitiert, auch auf Englisch gerade erst erschienen sei, dass er sein zweites lektoriere und dass er an seinem dritten schreibe. Man darf gespannt sein. Und fragt sich doch schon jetzt, ob der Junge und sein Verlag nicht mal Pause machen sollten. HANS-PETER KUNISCH
JOE STRETCH: Widerstand. Roman. Aus dem Englischen von Volker Oldenburg. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009. 380 Seiten, 19,90 Euro.
Joe Stretch, Jahrgang 1982, auch bekannt als Sänger der Indie-Band „Performance”. Foto: Chris Frazier Smith
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2008

Manchesterliberalismus als Automatenliebe

Ausweitung der Kampfzone auf die unmögliche Insel: Joe Stretch gibt sich in "Widerstand" als englischer Houellebecq. Leider versucht er, das Original zu überbieten.

Der Roman fängt ganz entspannt an, wie ein gutes Popkonzert. "Am Anfang lief es locker. Bevor es nach oben sprudelte und an die Oberfläche stieß, war alles entspannt und schick in Szene gesetzt. Am Anfang ließen die Leute sich treiben. Aufgeputzt, scharf und voll elastischer Liebe schwirrten sie durch die Straßen von Manchester, als wäre das Leben das tollste Spiel: erfüllend und kinderleicht ... Niemand schien zu bemerken, dass der Pegel stieg. Dass die Scheiße am Brodeln war." Was immer im "Zeitalter von Kohle und Müll" sexuell am Brodeln ist, wird an die Romanoberfläche strudeln.

Justin investiert das väterliche Erbe in Sex-Experimente; wie noch bei jedem Faust geht die Suche nach dem ultimativen Kick, dem erfüllten Augenblick, in die Hose. Carly, die "turbogeile Tussi", beklaut ihren smarten Freund Steve, um sich neue Klamotten, Sexspielzeuge oder Körperteile ("Unfassbar, dass mein Arsch noch Mode ist") zu kaufen. Wenn Steve erzürnt anale "Gerechtigkeit" fordert, lässt sie sich klaglos auf den Tausch-Verkehr ein; aber Sexmaschinen geben ihr letztlich mehr als Männer, und so reitet sich Carly auf dem japanischen Spitzenmodell White Love 1000 regelrecht zu Tode.

Colin kündigt seinen Uni-Job, um etwas ausgefallenere Fantasien ausleben zu können, und wird sehr böse, als Rebecca nicht abtreibt. Die Stripperin mit dem Dostojewski-Tick geht eigentlich Justin bei der Suche nach dem Glück zur Hand. Ihr Verehrer Johnny legt beim Pornogucken lieber Hand an sich selbst. "Mein Gott", sagt er, "die Liebe ist, als würde man Formaldehyd trinken oder den Kopf unter gefrierendes Wasser tauchen." Joe Stretch lässt wahrlich keine Perversion aus. Es gibt lustlosen Anal- und Telefonsex, Vergewaltigungsspiele, Sex mit Promis und Maschinen. Köpfe und Silikonbusen scharfer Starlets lassen sich beliebig abschrauben und austauschen. Menschen sind unvollkommene Sexmaschinen: Sie können aus der Mode kommen, sterben und gebären. Am Ende von "Friction" (der deutsche Titel "Widerstand" ruft falsche politische Assoziationen wach) haben die sechs Sexmaniacs aus den Kampf- und Partyzonen Manchesters ihren Verstand, ihr Gedächtnis oder ihr Leben verloren, nicht aber den Traum von wahrer Liebe. Romantik mag nur die Gleitcreme einer toll gewordenen Pornokratie sein, aber "die Natur" ist stärker als das Brodeln im Hirn.

Der fünfundzwanzigjährige Sänger der "ElectroDeath-Pop"-Gruppe Performance aus Manchester bezeichnet seinen ersten Roman als "schwarze Komödie sexueller Missgeschicke" und "Clockwork Orange fürs 21. Jahrhundert". Die Sex-"Krankheit der Jugend" führt mindestens seit dem frühen zwanzigsten Jahrhundert zu Mord und Selbstmord. Bret Easton Ellis hat vor über zwanzig Jahren erschöpfend beschrieben, wie sich die Generation Cool mit Drogen, Promiskuität und Gewalt zu Tode amüsiert. Und dass die Liebe möglicherweise die letzte Insel im Stillen Ozean des Maschinensex ist, hat ein Franzose, der hier als "Michel Dingsbums" auftaucht, auch schon angedeutet. Stretch mag ein origineller Popmusiker sein, als Popliterat ist er nur Houellebecq-Epigone.

Selbst die Erzählkonstruktion ist geklaut: Wo bei Houellebecq ein geklonter Neo-Mensch melancholisch gerührt und moralisch geschüttelt auf die letzten Zuckungen der Menschheit herabschaut, beschreibt hier ein hospitalisierter, aber immer noch ziemlich lauter und hibbeliger Erzähler aus der Zukunft mit einer Mischung aus Verachtung, Verständnislosigkeit und Sehnsucht das Elend einer Zeit, als Sexmaschinen noch den Takt für das aufgebrezelte "Formfleisch" der Lebenden schlugen. Theo heißt er, und er geriert sich mal als angewiderter Historiker, mal als lustvoll teilnehmender Beobachter der Alltagsorgien. Theo stöhnt und höhnt, seufzt und jubelt und tut dabei immer so, als wollte er den Leser auf seinem Rücken durch den Sumpf tragen: "Die Wahrheit will, dass wir zu dritt herummachen. Uns abwechselnd huckepack nehmen." In Wahrheit ist er nur ein angehender Popstar, der so gut aussieht und mindestens so böse sein will wie Jim Morrison.

Wie Houellebecq verkündet auch Joe Dingsbums ständig die Apokalypse. Schon zieht das Zeitalter des gentechnisch optimierten Automatensex herauf, aber auch die Gegenreaktion, Fundamentalismus islamistischer oder abendländisch-romantischer Provenienz, lässt nicht auf sich warten. Stretchs Protagonisten sind freilich nicht die alternden Intellektuellen, die unter dem neoliberalen Fitness-, Sex- und Jugendkult leiden, sondern deren blutjunge, ahnungslose Elementarteilchen. Das macht "Widerstand" härter und direkter, aber auch flacher und noch freudloser. Die britische Vergnügungsindustrie hat Phänomene wie Komasaufen oder Happy Bashing längst künstlerisch veredelt, und so muss sich auch Stretchs Roman nicht nur gegen die rauhe Wirklichkeit, sondern auch gegen die Konkurrenz der "Shoppen und ficken"-Literatur behaupten.

Sprachlich ist er seinem Stoff nicht immer gewachsen. Die Rhetorik der Überbietung läuft sich rasch tot, aber der Pegel muss weiter steigen und immer wüstere Satzungeheuer gebären: "Sein püriertes Hirn schlägt Blasen in seinem Pappmaché-Schädel. Das kurzatmige, harte Stakkato der Stretch-Prosa wird immer öfter aufgeweicht von altklugen Kommentaren ("Das Gekicher des 21. Jahrhunderts hat etwas Gespenstisches"), betrunkenen Metaphern ("Die Erfahrung ist ein Schläger im Ballonseidenanzug, der sich selbst verletzt") und augenzwinkernden Fraternisierungsangeboten des sehr auktorialen Erzählers. "Stretch singt, wo andere schreien", rühmt der Verlag. "Sie werden laut aufschreien, wenn sie lesen, was ich sage", verspricht Theo: "Das wird ziemlich lustig." Ziemlich allerdings will hier nichts sein.

MARTIN HALTER

Joe Stretch: "Widerstand". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Volker Oldenburg. Rowohlt Verlag, Reinbek 2008. 381 S., geb., 19,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nach hoffnungsvollem Anfang mündet Joe Stretchs Debütroman "Widerstand" für Hans-Peter Kunisch in Enttäuschung. Joe Stretch, bisher als Sänger der Manchester Indi-Band "Performance" hervorgetreten, lässt darin einen zunächst durchaus Interesse weckenden Ich-Erzähler, frisch getrennt und mit einem Erbe von 60.000 Pfund gesegnet, nach neuen sexuellen Abenteuern ausschwärmen. Stretch führt eine reizvolle Figurenkonstellation ein, die er in kurzen erinnernden Schnitten beschreibt, und das alles findet noch durchaus das Wohlwollen des Rezensenten. Doch allzu rasch lässt der Autor das Romangeschehen in sein "Programm" übergehen, die Untiefen von Sexualität und Gesellschaft auszuloten. Das hat man bereits hinlänglich bei Michel Houellebecq gelesen, der im Text auch zitiert wird, moniert Kunisch, der hier keinen Zuwachs an Erkenntnis entdecken kann. Zudem sei der Autor unentschlossen, ob er sein französisches Vorbild nun hinterfragen, radikalisieren oder zur Satire formen soll. Und so wirkt das Ganze am Ende vor allem schwammig und bemüht, findet Kunisch, der dem Debütanten schon zu einer Schreibpause rät.

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