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Eine reichhaltige Quellensammlung voller überraschender Fundstücke zu den kolonialen Taten und Träumen der Deutschen (das Titelzitat stammt von Richard Wagner). Ideologie und Praxis werden gleichermaßen berücksichtigt. Es beginnt mit den Venezuela-Plänen der Familie Welser im 16. Jahrhundert und endet mit den kolonialen Phantasien der Nazis. Die Dokumente sind chronologisch geordnet und ausführlich kommentiert. Literaturverzeichnis, Personen- und Sachregister schließen den reich illustrierten Band ab.
Horst Gründer, geb. 1939, lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster
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Produktbeschreibung
Eine reichhaltige Quellensammlung voller überraschender Fundstücke zu den kolonialen Taten und Träumen der Deutschen (das Titelzitat stammt von Richard Wagner). Ideologie und Praxis werden gleichermaßen berücksichtigt. Es beginnt mit den Venezuela-Plänen der Familie Welser im 16. Jahrhundert und endet mit den kolonialen Phantasien der Nazis. Die Dokumente sind chronologisch geordnet und ausführlich kommentiert. Literaturverzeichnis, Personen- und Sachregister schließen den reich illustrierten Band ab.

Horst Gründer, geb. 1939, lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster und hat zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zur Kolonialgeschichte vorgelegt, so "Geschichte der deutschen Kolonien" (1985/91), "Welteroberung und Christentum. Ein Handbuch zur Geschichte der Neuzeit" (1992).
Autorenporträt
Gründer, Horst
Horst Gründer, geboren 1939, ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität MÜnster. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur politischen und sozialen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts vorgelegt, insbesondere zur Kolonialgeschcihte und Geschichte der außereuropäischen Welt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.07.1999

Nachsicht am Platze
Quellen zur deutschen Kolonialbewegung

Horst Gründer (Herausgeber): ". . . da und dort ein junges Deutschland gründen". Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999. 387 Seiten, 34,- Mark.

Horst Gründer hat seine "Geschichte der deutschen Kolonien" jetzt mit einer Quellensammlung ergänzt. In einer gelungenen Kombination von wissenschaftlichen Einleitungen und 135 ausgewählten Quellentexten nimmt er den Leser mit auf eine Reise von den Anfängen kolonialer Planungen im 16. Jahrhundert über die koloniale Schwärmerei des Kaiserreiches bis zum Kolonialrevisionismus in der Weimarer Republik und im Dritten Reich.

Der Schwerpunkt liegt auf den Jahren 1884 bis 1918, in denen Deutschland überseeische Territorien besaß. Deren größte und wichtigste lagen in Afrika: Togo, Kamerun, Deutsch-Ostafrika (Tansania) und Deutsch-Südwestafrika (Namibia), aber auch Kiautschou in China und einige Inselgruppen in der Südsee; sie alle beflügelten die Phantasie einer Generation von Kolonialenthusiasten. Ein zusammenhängendes Imperium in Mittelafrika, das "deutsche Indien", sollte den Anspruch des Kaiserreichs, Weltmacht zu sein, für alle sichtbar demonstrieren, ebenso die mit der Bagdad-Bahn verbundenen Kolonisierungsziele im Vorderen Orient.

Die in diesen Forderungen durchscheinende Geisteshaltung läßt sich durch eine reine Schilderung der Fakten nicht erfassen, man muß die Kolonialbefürworter selbst hören. Die Stärke von Gründers Band liegt darin, die Quellen sprechen zu lassen. "Bauern-Neuland, ein großes Wirtschaftsgebiet, . . . Einigung des Gesamtdeutschtums, offene Türe im Südosten und freien Weg für das Deutschtum auf seinen alten Pfaden": Forderungen wie diese, die der Alldeutsche Verband 1913 in einer Broschüre über Siedlungspläne im Nahen Osten erhob, verweisen schon auf die Idee des Lebensraums im Osten, die nur wenige Jahre später die Politik bestimmte.

Breiten Raum nimmt auch die koloniale Praxis in den deutschen "Schutzgebieten" ein. Die Dokumente belegen, daß das koloniale Gedankengut auch außerhalb der organisierten Kolonialbewegung florierte. So hieß es in dem 1911 neu aufgelegten "Praktischen Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche" von Henriette Davidis: "Die Behandlung des eingeborenen Dienstpersonals will auch erlernt sein. Es gibt unter ihnen viel arbeitsscheues Volk; die hauptsächlichen Untugenden, die man zu bekämpfen hat, sind Trägheit, Unreinlichkeit und ein großer Hang zum Stehlen . . . Bei der Einlernung ist eine gewisse Nachsicht zu üben sehr am Platze . . . Hinzu kommt noch der unleugbar vorhandene Respekt des Farbigen vor der weißen Frau, in der er eine Art höheren Wesens sieht, wodurch dann ein gewisses, scheues Ehrfurchtsgefühl bei ihm ausgelöst wird, daß ihn manche Ungeschicklichkeit begehen läßt. Vor allen Dingen hat sich die weiße Frau den Eingeborenen gegenüber stets als Herrin im besten Sinne des Wortes zu fühlen und vergesse nie, ein starkes Rassebewußstein an den Tag zu legen."

Als Kulturbringer verehrt, die schwere Aufgabe der Kolonisation auf sich nehmend - so sahen sich die Kolonialisten am liebsten. Das in der Wirklichkeit keineswegs so unterwürfige Verhalten der Kolonisierten wurde brutal geahndet. Jeder organisierte Widerstand wurde in einer Serie von Kolonialkriegen blutig gebrochen, wobei der Feldzug gegen die Herero und Nama in Namibia (1904 bis 1907) in den ersten Genozid der deutschen Geschichte mündete.

Gründer füllt mit dieser wissenschaftlichen Standards verpflichteten Edition eine Lücke.

JÜRGEN ZIMMERER

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