Hilde Koplenig wurde am 31. August 1904 in Prag/Böhmen, in der damaligen österreichisch-ungarischen Monarchie, als Tochter von Samuel und Helene Oppenheim geboren. Das jüdisch-deutschsprachige bürgerliche Milieu, in dem sie zuerst in Prag und ab 1911 in Wien aufwuchs, war nicht religiös geprägt. Rationalität und Fortschrittsglaube traten an die Stelle der jüdischen Tradition. In Wien besuchte Hilde die Schule von Eugenie Schwarzwald, wo u. a. die Sozialdemokratin Aline Furtmüller zu ihren Lehrerinnen zählte. Ihr früh entwickeltes politisches Engagement galt zunächst der Sozialistischen Jugend, später der Kommunistischen Partei. Ab 1922 studierte sie an der Universität Wien Staatswissenschaften und promovierte 1927. Danach ging sie nach Moskau und arbeitete in den Jahren 1927/28 im Archiv des Marx-Engels-Instituts. Nach Wien zurückgekehrt, heiratete sie den Generalsekretär der KPÖ Johann Koplenig. 1929 wird die Tochter Elisabeth (Lisa) geboren. 1934 emigrierte das Ehepaar Koplenignach Prag; 1938 nach Paris, wo Hilde Koplenig illegal für die Partei tätig war. Die Jahre von 1939 bis 1945 verbrachte die Familie im Exil in der Sowjetunion. Hier wird auch 1941 der Sohn Ernst geboren. 1945 kehrte Hilde Koplenig mit ihrem Mann in das befreite Wien zurück, wo Johann Koplenig Vizekanzler der ersten provisorischen Regierung der Zweiten Republik wurde. Ab 1946 arbeitete Hilde Koplenig als Redakteurin für die Zeitschrift "Stimme der Frau" sowie für die kommunistische Parteizeitung "Volksstimme". Diese journalistische Tätigkeit übte sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1964 aus. Sie war Mitarbeiterin des "Wiener Tagebuchs", verfasste Artikel für verschiedene andere Zeitschriften und war als Übersetzerin französischer und russischer Werke tätig. Ihr intellektuelles Interesse galt Zeit ihres Lebens der Geschichte und Kunstgeschichte, insbesondere der Französischen Revolution. Ende der 1950er Jahre distanzierte sich Hilde Koplenig immer mehr von der Politik der Sowjetunion sowie der KPÖ. Nach den ideologischen und politischen Auseinandersetzungen in der Folge des Einmarsches der Truppen des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei wurde sie aus der Partei gedrängt. Hilde Koplenigs autobiografisches Manuskript ist in eine Reihe zu stellen mit den Erfahrungsberichten von Genia Quittner, Ruth von Mayenburg, Rosa Puhm, Hilda Vitzthum und Helene Golnipa. Sie alle erweitern den historischen Horizont durch die darin offenkundig werdenden geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Lebenserfahrungen, Perspektivierungen und Verarbeitungsweisen der Geschehnisse. Im Spannungsverhältnis von Aufbruch und Selbstbestimmung als Frau einerseits und gesellschaftlicher Realität andererseits zeigen uns diese Erfahrungsberichte ein komplexes Bild der Alltagswelt, wie sie in der offiziellen Geschichtsschreibung lange keinen Platz gefunden haben.