Welche Gemeinsamkeiten bestehen bei den Überlebensstrategien von Mensch und Tier? Wie sind unterschiedliche Formen von Sozialverhalten begründbar? Der vorliegende Sammelband gibt mehr als eine stichhaltige Antwort.»...sind auch nur Menschen.« Dieser von Konrad Lorenz oft zitierte Ausspruch einer Doktorandin kommentiert nicht nur in amüsanter Weise Normabweichungen vom Idealtypus der Paarbildung bei Graugänsen, sondern weist auch auf das trotz aller Besonderheiten Verbindende im Verhalten von Mensch und Tier hin. Die vorliegenden Essays bekannter Biologen, Psychologen und Psychiater, Philosophen und Theologen erläutern diesen Zusammenhang an zahlreichen Beispielen aus den Bereichen der Orientierungsphysiologie, des Sexual- sowie des Sozialverhaltens und fragen, wie weit soziobiologische Erkenntnisse, die an Insekten- und Affengesellschaften gewonnen wurden, auch für menschliche Gemeinschaften von Bedeutung sind. Die abschließenden Aufsätze widmen sich der durch die moderne Hirnforschung wieder aktuell gewordene Frage, ob wir in unserem Verhalten zwanghaft gebunden sind oder ob unser Wille frei ist.«Inhalt:Norbert Elsner und Gerd Lüer: EinführungOtto von Helversen: Sehende Ohren - tönende Blüten. Insektenjagende und nektarsuchende FledermäuseBernhard Ronacher: Wegfindung ohne Wegmarken. Der Himmelskompaß der WüstenameisenRainer Mausfeld: Vom Sinn in den Sinnen. Wie kann ein biologisches System Bedeutung generieren?Norbert Elsner: Die Macht des Weiblichen und ihre FolgenBert Hölldobler: Kommunikation, Kooperation und Konfrontation im AmeisenstaatPeter Kappeler: Nature und nurture: Verwandtschaft, Partnerschaft und Freundschaft bei Primaten und MenschenWolfgang Wickler: Ist Eigennutz etwas Gutes?Eckart Voland: »...nur tierischer als jedes Tier zu sein«. Vom »sogenannten« zum »wirklich Bösen« in der EvolutionGerd Lüer: Behavioristische Lernpsychologie. Wie Tauben zu Kunstkennern werdenMarcus Hasselhorn: Entwicklungsunterschiede im Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Grenzen von Erziehung und AnlagenGerhard Roth: Wer entscheidet, wenn ich entscheide?Hans-Ludwig Kröber: War Raskolnikov schuldfähig? Hirnforschung, Entscheidungsfreiheit und strafrechtliche VerantwortlichkeitMichael Pauen: Illusion Freiheit? Wieviel Spielraum bleibt in einer naturgesetzlich bestimmten Welt?Wolfhart Pannenberg: Die Freiheit eines Christenmenschen und das Problem der Wahlfreiheit
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.12.2005Zwang oder Freiheit
Das Verhalten von Mensch und Tier
Eine Doktorandin von Konrad Lorenz hatte die passende Erklärung parat, als bei einer Studie an Graugänsen nicht die erwarteten typischen Verhaltensmuster zutage traten: "Gänse sind eben auch nur Menschen." Tatsächlich gibt es manch Verbindendes im Verhalten von Mensch und Tier. Aus verschiedenen Richtungen beleuchtet wird dieser Zusammenhang jetzt in einem Buch, das der Zoologe Norbert Elsner und der Psychologe Gerd Lüer herausgegeben haben. Grundlage ist die Ringvorlesung ". . . sind eben alles Menschen", die im vergangenen Wintersemester an der Universität Göttingen stattgefunden hat. Die Beiträge könnten verschiedenartiger kaum sein. Sie handeln zum Beispiel von der Echoortung der Fledermäuse, dem Himmelskompaß der Wüstenameisen, gehen der Bedeutung des Eigennutzes sowie dem "sogenannten" und "wirklich Bösen" in der Evolution nach und münden in die heiß diskutierte Frage, ob der Mensch einen freien Willen haben kann oder ob er in seinem Verhalten durch materielle Prozesse zwanghaft gebunden ist. "Wer entscheidet, wenn ich entscheide?", fragt folgerichtig einer der Autoren, der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth. Dazu äußert sich auch der Münchener Theologe Wolfhart Pannenberg in seinem Beitrag über die Freiheit eines Christenmenschen. Der Vorgang des Glaubens entziehe sich zwar einer neurobiologischen Beschreibung nicht prinzipiell, aber der Gegenstand des Glaubens sei schwerlich auf eine neurobiologische Beschreibung reduzierbar.
F.A.Z.
Norbert Elsner/Gerd Lüer (Hrsg.): ". . . sind eben alles Menschen". Wallstein Verlag, Göttingen 2005. 296 S., geb., 19 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Verhalten von Mensch und Tier
Eine Doktorandin von Konrad Lorenz hatte die passende Erklärung parat, als bei einer Studie an Graugänsen nicht die erwarteten typischen Verhaltensmuster zutage traten: "Gänse sind eben auch nur Menschen." Tatsächlich gibt es manch Verbindendes im Verhalten von Mensch und Tier. Aus verschiedenen Richtungen beleuchtet wird dieser Zusammenhang jetzt in einem Buch, das der Zoologe Norbert Elsner und der Psychologe Gerd Lüer herausgegeben haben. Grundlage ist die Ringvorlesung ". . . sind eben alles Menschen", die im vergangenen Wintersemester an der Universität Göttingen stattgefunden hat. Die Beiträge könnten verschiedenartiger kaum sein. Sie handeln zum Beispiel von der Echoortung der Fledermäuse, dem Himmelskompaß der Wüstenameisen, gehen der Bedeutung des Eigennutzes sowie dem "sogenannten" und "wirklich Bösen" in der Evolution nach und münden in die heiß diskutierte Frage, ob der Mensch einen freien Willen haben kann oder ob er in seinem Verhalten durch materielle Prozesse zwanghaft gebunden ist. "Wer entscheidet, wenn ich entscheide?", fragt folgerichtig einer der Autoren, der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth. Dazu äußert sich auch der Münchener Theologe Wolfhart Pannenberg in seinem Beitrag über die Freiheit eines Christenmenschen. Der Vorgang des Glaubens entziehe sich zwar einer neurobiologischen Beschreibung nicht prinzipiell, aber der Gegenstand des Glaubens sei schwerlich auf eine neurobiologische Beschreibung reduzierbar.
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Norbert Elsner/Gerd Lüer (Hrsg.): ". . . sind eben alles Menschen". Wallstein Verlag, Göttingen 2005. 296 S., geb., 19 Euro.
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