Die Politik der Aktivierung macht nicht halt vor Menschen mit gravierenden gesundheitlichen und sozialen Problemen. In der Schweiz wurde das Problem der Arbeitsmarktintegration dieser schwer vermittelbaren Erwerbslosen »mit komplexer Mehrfachproblematik« zum Ansatzpunkt für Projekte zur interinstitutionellen Zusammenarbeit (IIZ) zwischen der Arbeitslosenversicherung, der Invalidenversicherung und der Sozialhilfe. IIZ zielt auf die effizientere und effektivere Eingliederung von Erwerblosen durch die Klärung von Zuständigkeiten und die bessere Koordination von Maßnahmen. Die vorliegende…mehr
Die Politik der Aktivierung macht nicht halt vor Menschen mit gravierenden gesundheitlichen und sozialen Problemen. In der Schweiz wurde das Problem der Arbeitsmarktintegration dieser schwer vermittelbaren Erwerbslosen »mit komplexer Mehrfachproblematik« zum Ansatzpunkt für Projekte zur interinstitutionellen Zusammenarbeit (IIZ) zwischen der Arbeitslosenversicherung, der Invalidenversicherung und der Sozialhilfe. IIZ zielt auf die effizientere und effektivere Eingliederung von Erwerblosen durch die Klärung von Zuständigkeiten und die bessere Koordination von Maßnahmen. Die vorliegende Ethnographie der Soziologin Eva Nadai und ihrer Co-AutorInnen Martina Koch und Alan Canonica untersucht am Beispiel von zwei IIZ-Projekten die Kooperation als Institutionalisierung des Ausnahmefalls: als Versuch, die Zusammenarbeit innerhalb eines fragmentierten Systems der sozialen Sicherung für eine kleine Zahl von Ausnahmefällen als Routine zu etablieren. Dabei wird deutlich, dass sich ein Handlungsmuster des situativen Pragmatismus herausbildet, das einige der Probleme fortschreibt, die man mit IIZ bekämpfen will. Im Buch werden 14 Fallverläufe vorgestellt, die explizit belegen, dass sich die Arbeitsmarktintegration nicht beschleunigen lässt und die Unterstützung oft weiterhin unkoordiniert abläuft. Die Studie wirft einen ungewöhnlich kritischen Blick auf die Widersprüche der IIZ-Strategie und auf die Schweizer Sozialpolitik und entschlüsselt, wie die Kooperation dennoch zu einem Rationalitätsmythos wurde.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Dr. Eva Nadai, ist Soziologin und Professorin an der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz. Mit ihren Forschungen zur Aktivierungs- und Sozialinvestitionspolitik verfolgt sie das Projekt einer Ethnographie des Sozialstaats, die Sozialpolitik aus der Perspektive von lokalen Praktiken in den Blick nimmt. Zurzeit leitet sie eine Studie, die am Beispiel der Beschäftigung von »Behinderten« das Verhältnis von Wohlfahrtstaat und Wirtschaft untersucht. Zu ihren weiteren Arbeitsschwerpunkten gehören Gender, Organisation, Profession, qualitative Forschungsmethoden. Alan Canonica, lic. phil., ist Historiker und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Departement Geschichte der Universität Basel. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die aktivierende Sozialpolitik, Arbeitsintegration und allgemeine Sozialstaatsforschung aus historischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Aktuell arbeitet er an seiner Dissertation zur Geschichte der beruflichen Eingliederung von Menschen mit Behinderung in der Schweiz seit 1945. Der Fokus liegt dabei auf der Schnittstelle zwischen Sozialstaat und Wirtschaft. Martina Koch, Dr. rer. soc., ist Soziologin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz. Ihre Themenschwerpunkte sind Arbeitsintegration, Sozialpolitik, Verwaltung aus ethnographischer Perspektive. Ihre Dissertation verfasste sie zum Thema der sozialstaatlichen Aushandlung von Arbeits(un)fähigkeit bei gesundheitlich eingeschränkten Erwerbslosen.
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