Sei immer treu und edel, und bleib ein deutsches Mädel." Diese Losung kam recht oft vor, wenn wir in der Klasse die Poesiealben wechselten, um der Klassenkameradin solch eine Lebensweisheit mitzugeben. Schon bald nach der Machtergreifung gingen die Nazis dazu über, auch uns Kinder und Jugendliche zu organisieren. Ab dem 10. Lebensjahr sollten wir Mitglied in der Hitlerjugend sein, wir Mädchen beim BdM, dem Bund deutscher Mädel. Hitler betonte immer wieder, dass für uns Frauen der edelste und wichtigste Dienst für Vaterland wäre, die Familie zu versorgen und eine große Kinderschar aufzuziehen. Damals entsprach das aber ohnehin noch der allgemeinen Auffassung über die Lebensführung von Frauen. Wie erging es uns dabei, die Kindheit bei der Hitlerjugend, sechs Jahre Frieden, danach sechs Kriegsjahre zu erleben? Welche Erinnerungen sind geblieben an den Versuch, uns auf den Führer einzuschwören? Es war erstaunlich, wie viele Frauen sich nach dem totalen Zusammenbruch im Handumdrehen völlig undramatisch von den Vorstellungen der Nazis trennten.
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