Auf 355 Seiten reinen Textes werden zehn Lebensgeschichten der Hundertjährigen präsentiert: sieben Frauen und drei Männer unterschiedlicher Nationalitäten, Bildungsgrade und Berufe. Es gibt z.B. eine Künstlerin aus Ungarn, die ihr Leben in Holland verbracht hat, eine Bäuerin aus Schwarzwald, einen
Pater, Franziskaner, aus Schlesien, einen Ingenieur und Lehrer aus der ehem. DDR, ein in Indonesien…mehrAuf 355 Seiten reinen Textes werden zehn Lebensgeschichten der Hundertjährigen präsentiert: sieben Frauen und drei Männer unterschiedlicher Nationalitäten, Bildungsgrade und Berufe. Es gibt z.B. eine Künstlerin aus Ungarn, die ihr Leben in Holland verbracht hat, eine Bäuerin aus Schwarzwald, einen Pater, Franziskaner, aus Schlesien, einen Ingenieur und Lehrer aus der ehem. DDR, ein in Indonesien geborener Holländer, eine Geschäftsfrau aus Wolmerstedt, die nun im Norden Münchens wohnt. Auch Frankreich ist durch einige der Frauen gut präsent: die Schweizerin Agnes verbringt ihren Lebensabend in Cannes, die Pariserin Jeanne, die als Lebensziel eine perfekte Familie haben wollte. Es gibt auch eine Karrierefrau, eine Archäologin aus London.
Durch eine bildhafte Landschaftsbeschreibung, eine Erinnerung aus der Kindheit oder eine Szene, die sich damals so in etwa hätte abspielen können, bekommt man schnell den Zugang zu der jeweiligen Lebensgeschichte.
Alle zehn Hundertjährigen hatten ein bemerkenswertes Leben. Sie erzählen über ihre Kindheit und Jugend, über ihre Familien und Berufswege, über die Gegebenheiten und Herausforderungen, mit denen sie fertigwerden mussten. Diese Schilderungen, z.B. wie sie den zweiten Weltkrieg erlebt haben, lassen die damaligen Zeiten wieder aufleben und über manches staunen, wie z.B. welch große Rolle der Glaube damals bei manchen gespielt hat. Aber auch über die Dinge, die Freude bereitet haben, wurde viel gesprochen. Die Hundertjährigen sagen offen ihre Meinung zu solchen Themen wie Liebe, Freundschaft, Partnerschaft, Familie, Kinderkriegen, Beruf und Berufung, Lebensziele, Lebensfreude, etc. Sie überlegen, was ihr Leben lebenswert gemacht hat und worauf sie hätten verzichten können, oder auch hatten verzichten müssen. Die Ansichten der Hundertjährigen wurden im Text untereinander verglichen und Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede hervorgehoben. Da lässt sich während des Lesens ein roter Faden erkennen.
Es gibt auch Farbfotos in der Mitte des Buches. Sie sind schon eine Bereicherung, da man sich die Senioren, wie sie früher waren, auf diese Weise besser vorstellen kann.
Am Ende jeder Geschichte steht eine 2-3 seitige Zusammenfassung, manche Themen und Ratschläge werden nochmals angesprochen.
Was mir weniger gefiel war die Art der Stoffdarbietung, i.e. die Kommentare in den Geschichte.
Es wurde, wie mir scheint, bewusst aufs Mittelfeld und darunter gespielt. Starker Einsatz von Emotionen und Küchenpsychologie liefern Bestätigung für diese Annahme. Dieses Verallgemeinernde, das sich Annahmen bedient, die nicht unbedingt stimmen, zumindest nicht für alle, hat mein Lesevergnügen deutlich beeinträchtigt, wie diese „Vorträge“ der Autorin zu den Themen Liebe, Familie, Partnerschaft, Kinderkriegen ja oder nein, Kindererziehung, etc. erinnerten mich eher an Sitzungen „beim Kaffeekränzchen unter uns Pastorentöchtern plaudern wir mal über Gott und die Welt“. Es war mir einfach zu sehr auf den antizipierten Geschmack der breiten Masse ausgerichtet, zu sehr Bildzeitungsniveau. Damit habe ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet. Auch etwas mehr politischer Korrektheit hier und dort hätte dem Ganzen nicht geschadet.
Gut fand ich, dass es im Epilog von elf Seiten ein Versuch unternommen wird, die Dinge herauszufiltern, die alle zehn Hundertjährigen als wichtig für ein gelungenes Leben erachtet haben.
Ich schließe mit dem Zitat aus dem Buch: „Ehrlichkeit verlangt Mut, der Scheinheiligkeit reichen Feigheit und Bequemlichkeit.“
Fazit: Das Buch bietet interessante, lesenswerte Lebensgeschichten der Hundertjährigen und ihre Ratschläge zum erfüllten Leben. Die Kommentare dazu hätte man niveauvoller gestalten oder ganz weglassen können.
Das Gesamtergebnis liegt zwischen drei und vier Sternen. Ich bleibe bei vier Sternen mit viel Wohlwollen, da die Lebensgeschichten und die Ratschläge der Senioren gut sind.