Verworrener Lebensalltag eines Suchenden
Vermutlich muss man bekifft sein, um diese Geschichte als durchgängig nachvollziehbar und sinnvoll zu erachten. Bei mir ist der Roman leider durchgefallen. Auch wenn die isländische Kultur sicher eine andere ist, als die in Deutschland oder gar in Bayern,
so erscheint der beschriebene Alltag aus der Sicht des etwa dreißigjährigen, arbeitsscheuen und bei…mehrVerworrener Lebensalltag eines Suchenden
Vermutlich muss man bekifft sein, um diese Geschichte als durchgängig nachvollziehbar und sinnvoll zu erachten. Bei mir ist der Roman leider durchgefallen. Auch wenn die isländische Kultur sicher eine andere ist, als die in Deutschland oder gar in Bayern, so erscheint der beschriebene Alltag aus der Sicht des etwa dreißigjährigen, arbeitsscheuen und bei seiner Mutter lebenden Protagonisten Hlynur doch positiv ausgedrückt skurril bis seltsam.
Ewig im Bett herumliegen, Bier trinken, Drogen nehmen und hin und wieder ungeschützten Sex haben mag ja alles noch nachvollziehbar Lebensstil sein, doch das ständige „Pornosprech“ und „Sexdenk“ oder die sinnlosen Pseudophilosophischen Gedankenergüsse des dem Verrücktsein ziemlich nahe geratenden Hauptdarstellers Reyjavikischen Szenedaseins gehen beim Lesen doch ziemlich „auf den Geist“ – und das eben leider nicht im niveauvollen Sinn.
Zwischendrin flammt zwar ein wenig trockener bis bissiger Alltagshumor durch, es gibt – eher krude – Späße und auch durchaus verzwickte Belastungen, wie die Tatsache, dass Hlynur vermutlich zwei verschiedene Frauen schwängerte. Bei der Überlegung, welche Botschaft der Autor mit seiner Erzählung über den prekär lebenden Gesellschaftsflüchtling aussenden will, kommt man eventuell auf folgenden Kern: Leserinnen und Leser sollen nachempfinden können, wie es ist, ein erfolgloses, von Perspektivlosigkeit und mangelnder echter Liebe und Anerkennung geprägtes Leben zu führen, dessen einziges Ziel zu sein scheint, die das vermeintliche Genussleben - Drogen, Alkohol, Sex, Pornos, schlechtes Essen und gnadenlose Langeweile - erschwerende Ereignisse in schlichten Thekenmonologen und Gedankensplittern darzustellen. Aber wer will das wirklich lesen oder wissen?
1 Stern von 5. (c) 2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.