Kleider aus Mauerwerk, Schminkpinsel-Füsse, Hundeoder Vogelköpfe, monströse Augen und Hände, Doughnut-Lippen, Schwimmflossen und Accessoires aus Tanklastern oder Muffins. Klaudia Schifferle schuf ihre Paperdolls aus Material, das sie aus Journalen und Illustrierten ausschnitt und auf DIN-A4-Bögen neu zusammenfügte. Farbig sind die Collagen und frech; manchmal niedlich, häufig maliziös. Entstanden zwischen 2011 und 2016 wurden einige der Bilder auch detailgenau in Öl abgemalt. Durch das Kreieren der Figuren aus gefundenen Bildelementen bekommen die Paperdolls gleich einen doppelten Wert. Sie erzählen von unserer Zeit mit ihren Dingen und öffnen gleichzeitig unsere Wahrnehmung, erinnern Gefühle und Augenblicke. Anziehpuppen aus Papier gab es schon in altchinesischen Begräbnisriten und als katashiro-Figuren in japanischen Heilritualen. In Europa avancierten die Papierfiguren zum Ausschneiden für modeinteressierte Damen der Bourgeoisie zu einembeliebten und preiswerten Zeitvertreib für Kinder und in den USA nach der Great Depression erlebten die Paper Dolls ihr goldenes Zeitalter. Als aussagekräftige Zeugen für Zeitgeschehen und Lebenswirklichkeit sind sie für zeitgenössische Kunstschaffende ein wichtiges Ausdrucksmittel geworden. Der starke Realitätsbezug der Paperdolls spiegelt sich auch in der Collage-Technik, die eng mit der Entstehung der künstlerischen Moderne verknüpft ist. Klaudia Schifferles Paperdolls sind Ausschnitte kleiner Teile der Gegenwart, im Vorübergehen verdichtet und in neuer Zusammensetzung in Erinnerung geblieben.
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