Eine Geschichte voller Kuriositäten: der 16:0 Kantersieg der deutschen gegen die russische Fußballnationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm. Erzählt wird aus der Perspektive des Nationaltorwarts Adolf »Adsch« Werner, einem nicht ganz schwindelfreien Schornsteinfeger, der zu einer Gruppe von sehr jungen Kickern gehörte, die dann mit Holstein Kiel Deutscher Meister wurden. Er wohnt zur Untermiete, Training gibt's nach einem langen Arbeitstag, politisch verbunden ist er mit den oppositionellen Kieler Werftarbeitern. Auch der Fußball hat damals noch etwas Verwegenes, Unangepasstes - und in Momenten wie 1912 in Stockholm auch etwas Heroisches.Um dieses Spiel rankten sich sofort viele Gerüchte: die russische Mannschaft sei am Abend vorher flaschenweise mit Wodka abgefüllt worden, die Deutschen hätten ihnen Drogen ins Essen gemischt usw. Fakt war und ein Zeichen damaliger sportlicher Fairness, dass die deutsche Mannschaft nach dem 16. Treffer das Toreschießen einstellte, weil der russische Torwart Lew Iwanowitsch Faworski heulend zwischen den Pfosten hockte.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Helmut Böttiger lacht sich eckig mit diesem etwas anderen Fußballbuch von Dietmar Sous. Aus Sicht des Torwarts Adolf Werner erzählt Sous vom Spiel der deutschen Mannschaft gegen die Russen bei Olympia 1912, das die Deutschen 16:0 gewannen. Dass Sous ganz bei seiner bodenständigen Figur bleibt, wenn er die Umstände des Spiels beleuchtet, Politisches wie Sportliches, gefällt Böttiger gut. Das ist lehrreich, witzig, atmosphärisch und unterhaltsam, meint er, und ganz ohne Thesenhaftigkeit und Augenzwinkerei.
© Perlentaucher Medien GmbH
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