Im Herbst 1813 blickt ganz Europa nach Leipzig_- voller Furcht, aber auch voller Hoffnung. An vier Tagen entscheidet sich hier, in der bisher größten Schlacht der Menschheitsgeschichte, das Schicksal des Kontinents: Napoleons Truppen, nach dem gescheiterten Ostfeldzug wiedererstarkt, treffen vor den Toren der Stadt auf die Koalition aus Preußen, Russland, Österreich, England und Schweden. Vom 16. bis zum 19. Oktober dauern die Kämpfe, die als «Völkerschlacht_» in die Geschichte eingehen, mit sechshunderttausend Soldaten aus über einem Dutzend Nationen, neunzigtausend Toten und ungezählten zivilen Opfern. Zum 200. Jahrestag der Schlacht, dem Höhepunkt der Befreiungskriege, entwirft Andreas Platthaus ein eindringliches Panorama jener Tage zwischen Verheerung und Freudentaumel, dem Untergang der alten Welt und der Dämmerung einer neuen. Er schildert ihren Verlauf, zeigt, wie Herrscher und Strategen planten und agierten, aber auch, was Soldaten, Bauern und Leipziger Bürger erlebten, erlitten, erhofften. Schlaglichter fallen auf Kriegsgewinnler und politische Visionäre, auf Goethe und seine zwiespältige Bewunderung für Napoleon und auf dessen Glanz und Niedergang. Das atmosphärisch dichte Bild einer Epochenwende - der Geburtsstunde der modernen europäischen Staatenordnung.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2013ANDREAS PLATTHAUS, Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, hat zum zweihundertsten Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig ein Buch über deren Verlauf und Ursachen geschrieben. Selbst seit achtzehn Jahren in Leipzig lebend, ist Platthaus fasziniert von den Zeugnissen des seinerzeit größten Schlachtgeschehens (600 000 Teilnehmer, fast 100 000 Tote), die bis heute das Leipziger Stadtbild und die Umgebung prägen. Aber was bedeuteten die vier Tage vom 16. bis zum 19. Oktober 1813 für die Soldaten und die Bürger der Stadt? Was für die beteiligten Herrscher Napoleon, Zar Alexander I. von Russland, Kaiser Franz I. von Österreich, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und König Friedrich August I. von Sachsen? Was für nur scheinbar Unbeteiligte wie Goethe oder Friedrich Anton Brockhaus? Und was für die Moderne? (Andreas Platthaus: "1813". Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2013. 479 S., 25 Abb., Karten, geb., 24,95 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mitten auf dem Schlachtfeld anno 1813 wähnt sich Cord Aschenbrenner beim Lesen, derart umfangreich, genau und lebendig schildert Andreas Platthaus im Ton des Feuilletonisten das Geschehen der Völkerschlacht bei Leipzig, lässt der Rezensent uns wissen. Manche strategischen Details scheinen ihm sogar verzichtbar, weil nur von Orstkundigen oder Militärhistorikern wirklich nachvollziehbar. Die hinter diesem Schlachtengemälde steckende Rechercheleistung möchte Aschenbrenner allerdings unbedingt anerkennen.
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Andreas Platthaus zeichnet ein originelles Bild eines entscheidenden Augenblicks europäischer Geschichte. Die Welt