Freuds treueste Schüler und Anhänger hatten im Jahre 1912 ein "Geheimes Komitee" gegründet, das die Sache der Psychoanalyse gegen alle äußeren Fährnisse verteidigen sollte. Diese Gruppe von sieben Personen - Sigmund Freud, Otto Rank, Karl Abraham, Hanns Sachs, Max Eitingon, Sandor Ferenczi und Ernest Jones - korrespondierte über viele Jahre intensiv miteinander. In diesen Rundbriefen geht es unter anderem um Kongresse und Komiteesitzungen, Übersetzungen von Freuds Schriften, Finanzfragen, die Redaktionspolitik der Zeitschriften, Buchbesprechungen, Ausbildungsfragen, Personalpolitik, Ereignisse in den örtlichen Zweigvereinigungen und hin und wieder auch um Persönliches. Doch durch die Erörterung dieser Themen scheinen immer wieder Konflikte und Spannungen hindurch, die aus einer Geschäftskorrespondenz - die die Rundbriefe vordergründig darstellen -, Dokumente zur inneren Dynamik einer Gruppe von Männern machen, von denen sich jeder mehr oder weniger Hoffnung machte, als Nachfo lger Freuds auserkoren zu werden.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Psychoanalytisch korrekt befasst sich Martin Stingelins Rezension im Wesentlichen mit einem Text, der in der besprochenen Publikation gar nicht enthalten ist, auf den sich alle Texte darin dennoch beziehen. Als "nicht erhalten" nämlich würden die Herausgeber Freuds Schreiben an die "Paladine" seiner Bewegung - die im "geheimen Komitee" versammelten Analytiker - bezeichnen. "Auf der Höhe seiner rhetorischen Kunst" verteidigte Freud in diesem Brief Georg Groddeks Roman "Der Seelensucher", der in der Schweiz verboten werden sollte. Dabei sei der Brief 1994 in der Zeitschrift "Psyche" veröffentlicht worden und inzwischen sogar in einer Neuauflage von Groddecks Roman zu finden. Trotzdem hält Stinggelin die Publikation der Rundbriefe ansonsten für "zuverlässig" und für begrüßenswert, da sie einen Blick in das "Arkanum" lenkten mit dessen Hilfe die Mitglieder der Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft gelenkt werden sollten. Eine Problematik, deren Dramatik sich wohl nur Insidern wirklich erschließt.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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