In was für eine Schreib-Ekstase Gustave Flaubert geriet, als er «Madame Bovary» schrieb, was Victor Hugo einen zum Tod verurteilten Sträfling erzählen lässt, was Amos Oz durch den Kopf ging, als er an einem Badestrand einen Mann «Playboy» lesen sah, welch niederschmetternden Eindruck die Schweiz 1946 im ungarischen Autor Sándor Márai hinterliess, was Toni Morrison angesichts der Flüchtlingsströme des 21. Jahrhunderts empfand, wie es war, als Simone de Beauvoir Jean-Paul Sartre kennenlernte. All dies und noch viel mehr erfährt man in diesem Lesebuch, das mit den Stimmen von 135 Beteiligten Augenblicke aus 150 Jahren zu einem literarischen Gespräch zwischen den Generationen zusammenfügt. Wer wissen will,wer einen Text geschrieben hat, findet im zweiten Teil des Buches zu jedem Autor, jeder Autorin eine Kurzbiographie von Charles Linsmayer, illustriert mit pfiffigen Porträtbildern von Claudio Fedrigo.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Das Potpourri musikalischer Form hat Rezensent Arno Widmann schon in seiner Kindheit geliebt, erzählt er, in der von Charles Linsmayer herausgegebenen Anthologie findet er eine literarische Version vor. Auf mehr als 500 Seiten vereint der Band Texte von 135 Autorinnen und Autoren der Weltliteratur, von Marina Zwetajewa bis Wole Soyinka, die zwischen 1870 und 2020 geschrieben wurden, aber nicht chronologisch angeordnet sind, sondern thematisch, was Widmann begrüßt. Im Abschnitt zu Liebe etwa gibt es Ingeborg Bachmanns "Erklär mir, Liebe" zu lesen, in dem zum Nationalsozialismus einen Ausschnitt aus Jorge Semprúns "Was für ein schöner Sonntag!", eine interessante, anregende und oft auch vergnügliche Zusammenstellung, meint der Kritiker, der diese Sammlung bedeutender Texte für sich im Geiste noch durch die eigenen Lieblinge ergänzt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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