Bertolt Brecht, nach all den Strapazen des Fliehens und der Exiljahre wieder zurück in Europa, bekam in seiner kurzen Schweizer Zeit Schwierigkeiten und Probleme zuhauf, die die Brecht-Forschung so bisher noch nicht gekannt hatte. Es ist nicht übertrieben, von mehreren Extremsituationen zu sprechen, in der sich der Exil-autor damals befand. Ihm folgten nicht nur im Abstand von wenigen Tagen die 'Steckbriefe' der Geheimdienste, er wurde immer wieder auch mit seinen persönlichen Konflikten konfrontiert; den Schwierigkeiten im Umgang mit Partnerinnen und Mitarbeiterinnen etwa, die Brecht mehr, als ihm lieb war, anzog und die ihn auch in Zürich wieder eingeholt hatten. Die Schauspielerin Valeria Steinmann, die mit ihm in Chur 1948 bei der Uraufführung der Antigone des Sophokles gearbeitet hatte, erinnerte sich an einen Eindruck, den Brecht damals vermittelte: dieser Mensch passte gar nicht in ein Land, das vom Krieg unversehrt geblieben sei, und nicht in die Schweiz von damals, wo alles relativ harmonisch schien: 'Ich glaube sogar, Bertolt Brecht hat Spannungen, Schwierigkeiten und Probleme, all dieses, einfach auch schöpferisch gebraucht.'
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Martin Krumbholz würdigt Werner Wüthrichs Darstellung von Bertold Brechts Aufenthalt in der Schweiz im Jahr 1948 als interessantes Kapitel Zeitgeschichte. Gleichzeitig sieht er darin ein fesselndes "Lehrstück". Denn der Autor beschreibt darin nicht nur die schwierigen Umstände, unter denen Brecht sich nach dem Verlassen der USA, wo man ihm "unamerikanische Umtriebe" vorgeworfen hatte, in der Schweiz einzurichten versuchte und berichtet über seine Arbeiten am Zürcher Theater. Gleichzeitig könne man beobachten, wie selbst in der Schweiz der Einfluss des amerikanischen Geheimdienstes beinahe unvermindert anhielt, resümiert Krumbholz interessiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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