Produktdetails
- Verlag: Libros del Asteroide S.L.U.
- Seitenzahl: 248
- Erscheinungstermin: September 2012
- Spanisch
- Abmessung: 200mm x 123mm x 20mm
- Gewicht: 277g
- ISBN-13: 9788415625087
- ISBN-10: 8415625081
- Artikelnr.: 36553058
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
- Herstellerkennzeichnung
- AGAPEA FACTORY
- c/ Bodegueros, 43nave5
- 29006 Malaga / SPANIEN, ES
- 0034 902195236
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.06.2013Der blutige Kampf um ein Irrenhaus in der Wüste
Mit dem Roman "1948" hat der vor einer Woche verstorbene israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk sein literarisches Vermächtnis geschaffen: ein Buch, das Israels Unabhängigkeitskrieg aus der Sicht eines Siebzehnjährigen schildert und den Mythos, der die Staatsgründung bis heute umgibt, umfassend in Frage stellt.
Schon wieder ein Buch vom Krieg. Muss das sein? Ja, es muss sein. Denn dieses Buch ist das Vermächtnis eines großen Schriftstellers. Denn dieses Buch erzählt von einem Krieg, von dem die meisten von uns nur sehr wenig wissen. Denn dieses Buch führt zurück in eine Zeit, in der ein Traum Wirklichkeit wurde und damit ein Konflikt begann, für den seit mehr als sechzig Jahren so verzweifelt wie vergeblich nach einer Lösung gesucht wird.
Als Yoram Kaniuk 1930 in Tel Aviv geboren wurde, lag die Gründung der Stadt nur zwei Jahrzehnte zurück. Der Staat Israel existierte noch nicht. Drei Einwanderungswellen hatten stattgefunden, seitdem 1882 die ersten Juden, vor allem aus Rumänien und Russland, ihre alte Heimat verlassen hatten und nach Palästina gekommen waren. In die Zeit der vierten Einwanderungswelle, die von 1924 bis 1931 dauerte, fiel Kaniuks Geburt.
Das Osmanische Reich war zusammengebrochen, seit 1920 stand Palästina unter britischem Mandat. Im selben Jahr wurde die Hagana gegründet, eine paramilitärische Untergrundorganisation, aus der später die regulären israelischen Streitkräfte hervorgingen. Die Hagana sollte die jüdischen Siedlungen vor Übergriffen schützen, wurde aber schon 1941 um eine Einsatztruppe namens Palmach ergänzt. Angehörige der Palmach kämpften im Zweiten Weltkrieg in der Jüdischen Brigade gemeinsam mit den Alliierten gegen die Deutschen, erfochten den Sieg im Unabhängigkeitskrieg von 1947/48 und stiegen danach wie Mosche Dayan und Jitzhak Rabin in höchste politische Ämter auf. Die Palmach ist ein wichtiger Bestandteil des israelischen Gründungsmythos. Deshalb ist "1948" mehr als nur ein Roman, in dem die Kriegserinnerungen eines alten Mannes literarisch verarbeitet werden. Kaniuks Buch stellt die prekäre Frage, auf welchem historischen Fundament der Staat Israel heute steht, ohne sich der Illusion hinzugeben, eine eindeutige Antwort auf diese Frage wäre möglich.
"Es war einmal oder auch nicht, so oder anders, keine Erinnerung hat einen Staat, kein Staat hat eine Erinnerung", heißt es zu Beginn des Buches. Kaniuk verzichtet gleich im ersten Satz auf den vermeintlich größten Schatz des Zeitzeugen: den Anspruch auf Deutungshoheit, der sich aus der Überzeugung speist, es besser zu wissen als all die anderen, die nicht dabei gewesen sind. Kaniuk sichert sich ab und attackiert zugleich. Sein erster Satz ist defensiv und zugleich ein Angriff, der ins Zentrum zielt, wenn es heißt, kein Staat habe eine Erinnerung. Denn damit spricht Kaniuk der Institution Staat das Recht ab, eine gleichsam offizielle Version historischer Ereignisse und Abläufe zu prägen und zu verbreiten. Ein Staat, soll das heißen, darf keine Erinnerung haben. Warum nicht? Die Antwort gibt Kaniuk mit seiner Definition von Erinnerung: "Erinnerung ist das, was ich als Erinnerung aufzeichne."
Ein Jahr nach Kriegsende ist Kaniuk Matrose auf der "Van York". Das Schiff wird eingesetzt, um Holocaustüberlebende ins Land zu bringen. An Bord schreibt er sein erstes Buch, es handelt vom Krieg. Schon damals, 1949, entstand kein Tatsachenbericht, sondern ein Roman, für den sich jedoch niemand interessierte. Das Manuskript ging verloren. Danach muss Kaniuk viele vergebliche Versuche unternommen haben, seine Kriegserfahrungen literarisch zu verarbeiten. Erst nachdem er im Jahr 2005 infolge einer schweren Infektion mehrere Wochen lang im Koma gelegen hat, kann er seine traumatischen Erfahrungen in Worte fassen.
Doch der Zweifel bleibt. Es ist der Zweifel eines alten Mannes, der seinem Gedächtnis nicht traut, weil es wie jedes Gedächtnis trügerisch ist und mehr als eine Wahrheit enthält. Nur eines scheint unzweifelhaft festzustehen: "Ich war ein Junge von siebzehneinhalb Jahren, ein braves Tel Aviver Kind mitten im Blutbad." Aber ist das wirklich die Wahrheit?
Im Juli 1947 liegt die "Exodus" vor Palästinas Küste, an Bord befinden sich etwa 4500 jüdische Flüchtlinge, die illegal einwandern wollen. Die britische Marine unternimmt zahlreiche Versuche, das Schiff zu entern, es kommt zu Toten und Verletzten. Der mehrstündige Kampf um die "Exodus" wird vom Bordfunker live an die Hagana-Zentrale übertragen und ist im ganzen Land im Rundfunk zu hören. Im November desselben Jahres verlässt Kaniuk von einem Tag auf den anderen die Schule und meldet sich freiwillig zur Paljam, der Marineeinheit der Palmach. Er will dabei helfen, Flüchtlinge, die übers Meer kommen, sicher an Land zu bringen.
Einige Monate später herrscht Krieg, er hat eine Grundausbildung durchlaufen, während deren er exakt einen Schuss abgegeben hat, und nun liegt er mit seiner kleinen Einheit in einer befestigten Stellung. Es ist die Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1948. Als sich einer der jungen Männer für einen Moment aufrichtet, wird er von einem Geschoss getroffen, das "ihn buchstäblich durchhieb, als wäre die Granate scharf wie ein Messer". Sie decken den Leichnam mit ihren Mänteln zu, dann schlafen sie ein. Als sie aufwachen, erreicht sie die Nachricht, dass David Ben Gurion in Tel Aviv die Gründung des Staates Israel ausgerufen hat. Neben der zweigeteilten Leiche wird die Nationalhymne gesungen, die Männer tanzen im Kreis, dann schlafen sie, bevor sie ins nächste Gefecht geschickt werden. Und das, schreibt Yoram Kaniuk, ist "das Komischste, was mir in jenem Krieg passiert ist: Dass ich einen Staat gegründet habe, während ich schlief oder neben einem namenlosen Kameraden, den es in zwei Teile gerissen hatte, Hora tanzte."
Es ist die Perspektive des jugendlichen Yoram Kaniuk, fast noch ein Kind, ein "Einfaltspinsel", die dieses Buch bestimmt. Nur nach und nach versteht der Heranwachsende, in welches Land er geboren wurde, welche Lasten auf den Menschen in seiner Umgebung liegen. Sein Vater, ein gebildeter, melancholischer Mann, erhält eines Tages Besuch aus der Vergangenheit. Ein Verwandter, der irgendwo in Galizien den Holocaust überlebt hat, während der Vater rechtzeitig ausgewandert war. Jetzt steht der Cousin vor der Tür, ein zerstörter Mensch, ein Dämon und ein Racheengel. Überlebende wie er werden als "Sabonim" bezeichnet. Das ist das hebräische Wort für Seife.
Es sind Männer wie Kaniuks Vater, die ihre Söhne, schlecht ausgebildet, schlecht ausgerüstet, mit wenig Waffen und dem Gegner zahlenmäßig unterlegen, in den Krieg schickten: "Sie schickten uns mit Begeisterung aus, einen Staat für ihre ermordeten Verwandten zu errichten, einen Staat für ihre Toten, ohne zu ahnen, dass dieser Staat eine Art Irrenhaus in der Wüste werden würde, über und über bestäubt mit dem Knochenmehl der Juden, die nicht lebend eingetroffen waren."
Kaniuks Sprache ist drastisch, sein Sarkasmus ätzend, seine Bilder sind beklemmend. Nüchtern registriert er, dass unschuldige Araber drangsaliert, getötet oder vertrieben wurden und die Anführer der Palmach einen Großteil des Landes und der zurückgelassenen Güter unter sich aufteilten. Männer, von denen viele kaum selbst gekämpft hatten, bildeten ein Netzwerk legendärer Kriegshelden, in deren Händen jahrzehntelang viele Fäden zusammenliefen. Yoram Kaniuk, der vor einer Woche gestorben ist, sah den Staat, für dessen Errichtung er damals ahnungslos gekämpft hatte, gegen Ende seines Lebens in den Händen von "Dummköpfen, Narren, Räubern, Bösewichten, die vergessen haben, woher sie gekommen sind". Viele, die mit siebzehn in den Krieg zogen, mussten ihr Leben lassen. Andere, die überlebt haben, konnten nie wieder ein normales Leben führen. Das brave Tel Aviver Kind, das Yoram Kaniuk gewesen war, hat etwas kennengelernt, was man nur im Krieg kennenlernen kann: "Diesen ungeheuren Drang zum Töten, wenn du einmal dabei bist." Die Erinnerung daran, sie ist nicht trügerisch.
HUBERT SPIEGEL.
Yoram Kaniuk: "1948". Roman.
Aus dem Hebräischen übersetzt von Ruth Achlama. Aufbau Verlag, Berlin 2013. 248 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit dem Roman "1948" hat der vor einer Woche verstorbene israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk sein literarisches Vermächtnis geschaffen: ein Buch, das Israels Unabhängigkeitskrieg aus der Sicht eines Siebzehnjährigen schildert und den Mythos, der die Staatsgründung bis heute umgibt, umfassend in Frage stellt.
Schon wieder ein Buch vom Krieg. Muss das sein? Ja, es muss sein. Denn dieses Buch ist das Vermächtnis eines großen Schriftstellers. Denn dieses Buch erzählt von einem Krieg, von dem die meisten von uns nur sehr wenig wissen. Denn dieses Buch führt zurück in eine Zeit, in der ein Traum Wirklichkeit wurde und damit ein Konflikt begann, für den seit mehr als sechzig Jahren so verzweifelt wie vergeblich nach einer Lösung gesucht wird.
Als Yoram Kaniuk 1930 in Tel Aviv geboren wurde, lag die Gründung der Stadt nur zwei Jahrzehnte zurück. Der Staat Israel existierte noch nicht. Drei Einwanderungswellen hatten stattgefunden, seitdem 1882 die ersten Juden, vor allem aus Rumänien und Russland, ihre alte Heimat verlassen hatten und nach Palästina gekommen waren. In die Zeit der vierten Einwanderungswelle, die von 1924 bis 1931 dauerte, fiel Kaniuks Geburt.
Das Osmanische Reich war zusammengebrochen, seit 1920 stand Palästina unter britischem Mandat. Im selben Jahr wurde die Hagana gegründet, eine paramilitärische Untergrundorganisation, aus der später die regulären israelischen Streitkräfte hervorgingen. Die Hagana sollte die jüdischen Siedlungen vor Übergriffen schützen, wurde aber schon 1941 um eine Einsatztruppe namens Palmach ergänzt. Angehörige der Palmach kämpften im Zweiten Weltkrieg in der Jüdischen Brigade gemeinsam mit den Alliierten gegen die Deutschen, erfochten den Sieg im Unabhängigkeitskrieg von 1947/48 und stiegen danach wie Mosche Dayan und Jitzhak Rabin in höchste politische Ämter auf. Die Palmach ist ein wichtiger Bestandteil des israelischen Gründungsmythos. Deshalb ist "1948" mehr als nur ein Roman, in dem die Kriegserinnerungen eines alten Mannes literarisch verarbeitet werden. Kaniuks Buch stellt die prekäre Frage, auf welchem historischen Fundament der Staat Israel heute steht, ohne sich der Illusion hinzugeben, eine eindeutige Antwort auf diese Frage wäre möglich.
"Es war einmal oder auch nicht, so oder anders, keine Erinnerung hat einen Staat, kein Staat hat eine Erinnerung", heißt es zu Beginn des Buches. Kaniuk verzichtet gleich im ersten Satz auf den vermeintlich größten Schatz des Zeitzeugen: den Anspruch auf Deutungshoheit, der sich aus der Überzeugung speist, es besser zu wissen als all die anderen, die nicht dabei gewesen sind. Kaniuk sichert sich ab und attackiert zugleich. Sein erster Satz ist defensiv und zugleich ein Angriff, der ins Zentrum zielt, wenn es heißt, kein Staat habe eine Erinnerung. Denn damit spricht Kaniuk der Institution Staat das Recht ab, eine gleichsam offizielle Version historischer Ereignisse und Abläufe zu prägen und zu verbreiten. Ein Staat, soll das heißen, darf keine Erinnerung haben. Warum nicht? Die Antwort gibt Kaniuk mit seiner Definition von Erinnerung: "Erinnerung ist das, was ich als Erinnerung aufzeichne."
Ein Jahr nach Kriegsende ist Kaniuk Matrose auf der "Van York". Das Schiff wird eingesetzt, um Holocaustüberlebende ins Land zu bringen. An Bord schreibt er sein erstes Buch, es handelt vom Krieg. Schon damals, 1949, entstand kein Tatsachenbericht, sondern ein Roman, für den sich jedoch niemand interessierte. Das Manuskript ging verloren. Danach muss Kaniuk viele vergebliche Versuche unternommen haben, seine Kriegserfahrungen literarisch zu verarbeiten. Erst nachdem er im Jahr 2005 infolge einer schweren Infektion mehrere Wochen lang im Koma gelegen hat, kann er seine traumatischen Erfahrungen in Worte fassen.
Doch der Zweifel bleibt. Es ist der Zweifel eines alten Mannes, der seinem Gedächtnis nicht traut, weil es wie jedes Gedächtnis trügerisch ist und mehr als eine Wahrheit enthält. Nur eines scheint unzweifelhaft festzustehen: "Ich war ein Junge von siebzehneinhalb Jahren, ein braves Tel Aviver Kind mitten im Blutbad." Aber ist das wirklich die Wahrheit?
Im Juli 1947 liegt die "Exodus" vor Palästinas Küste, an Bord befinden sich etwa 4500 jüdische Flüchtlinge, die illegal einwandern wollen. Die britische Marine unternimmt zahlreiche Versuche, das Schiff zu entern, es kommt zu Toten und Verletzten. Der mehrstündige Kampf um die "Exodus" wird vom Bordfunker live an die Hagana-Zentrale übertragen und ist im ganzen Land im Rundfunk zu hören. Im November desselben Jahres verlässt Kaniuk von einem Tag auf den anderen die Schule und meldet sich freiwillig zur Paljam, der Marineeinheit der Palmach. Er will dabei helfen, Flüchtlinge, die übers Meer kommen, sicher an Land zu bringen.
Einige Monate später herrscht Krieg, er hat eine Grundausbildung durchlaufen, während deren er exakt einen Schuss abgegeben hat, und nun liegt er mit seiner kleinen Einheit in einer befestigten Stellung. Es ist die Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1948. Als sich einer der jungen Männer für einen Moment aufrichtet, wird er von einem Geschoss getroffen, das "ihn buchstäblich durchhieb, als wäre die Granate scharf wie ein Messer". Sie decken den Leichnam mit ihren Mänteln zu, dann schlafen sie ein. Als sie aufwachen, erreicht sie die Nachricht, dass David Ben Gurion in Tel Aviv die Gründung des Staates Israel ausgerufen hat. Neben der zweigeteilten Leiche wird die Nationalhymne gesungen, die Männer tanzen im Kreis, dann schlafen sie, bevor sie ins nächste Gefecht geschickt werden. Und das, schreibt Yoram Kaniuk, ist "das Komischste, was mir in jenem Krieg passiert ist: Dass ich einen Staat gegründet habe, während ich schlief oder neben einem namenlosen Kameraden, den es in zwei Teile gerissen hatte, Hora tanzte."
Es ist die Perspektive des jugendlichen Yoram Kaniuk, fast noch ein Kind, ein "Einfaltspinsel", die dieses Buch bestimmt. Nur nach und nach versteht der Heranwachsende, in welches Land er geboren wurde, welche Lasten auf den Menschen in seiner Umgebung liegen. Sein Vater, ein gebildeter, melancholischer Mann, erhält eines Tages Besuch aus der Vergangenheit. Ein Verwandter, der irgendwo in Galizien den Holocaust überlebt hat, während der Vater rechtzeitig ausgewandert war. Jetzt steht der Cousin vor der Tür, ein zerstörter Mensch, ein Dämon und ein Racheengel. Überlebende wie er werden als "Sabonim" bezeichnet. Das ist das hebräische Wort für Seife.
Es sind Männer wie Kaniuks Vater, die ihre Söhne, schlecht ausgebildet, schlecht ausgerüstet, mit wenig Waffen und dem Gegner zahlenmäßig unterlegen, in den Krieg schickten: "Sie schickten uns mit Begeisterung aus, einen Staat für ihre ermordeten Verwandten zu errichten, einen Staat für ihre Toten, ohne zu ahnen, dass dieser Staat eine Art Irrenhaus in der Wüste werden würde, über und über bestäubt mit dem Knochenmehl der Juden, die nicht lebend eingetroffen waren."
Kaniuks Sprache ist drastisch, sein Sarkasmus ätzend, seine Bilder sind beklemmend. Nüchtern registriert er, dass unschuldige Araber drangsaliert, getötet oder vertrieben wurden und die Anführer der Palmach einen Großteil des Landes und der zurückgelassenen Güter unter sich aufteilten. Männer, von denen viele kaum selbst gekämpft hatten, bildeten ein Netzwerk legendärer Kriegshelden, in deren Händen jahrzehntelang viele Fäden zusammenliefen. Yoram Kaniuk, der vor einer Woche gestorben ist, sah den Staat, für dessen Errichtung er damals ahnungslos gekämpft hatte, gegen Ende seines Lebens in den Händen von "Dummköpfen, Narren, Räubern, Bösewichten, die vergessen haben, woher sie gekommen sind". Viele, die mit siebzehn in den Krieg zogen, mussten ihr Leben lassen. Andere, die überlebt haben, konnten nie wieder ein normales Leben führen. Das brave Tel Aviver Kind, das Yoram Kaniuk gewesen war, hat etwas kennengelernt, was man nur im Krieg kennenlernen kann: "Diesen ungeheuren Drang zum Töten, wenn du einmal dabei bist." Die Erinnerung daran, sie ist nicht trügerisch.
HUBERT SPIEGEL.
Yoram Kaniuk: "1948". Roman.
Aus dem Hebräischen übersetzt von Ruth Achlama. Aufbau Verlag, Berlin 2013. 248 S., geb., 19,99 [Euro].
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