Der Berliner Zeithistoriker Siegfried Prokop bringt mit seiner Schrift Licht in das verworrene Knäuel sich überstürzender Ereignisse des Herbstes 1956. Er untersucht anhand neuer Archivfunde die kontroversen Debatten in den Führungsgremien des Kulturbundes ebenso wie die Anbahnung von Kontakten zwischen Intellektuellen aus Ost und West, vermittelt Einblicke in die Herausbildung und die Aktivitäten des "Kreises der Gleichgesinnten", eines oppositionellen Debattierclubs, der in Gegnerschaft zum engstirnigen Polit-Bürokratismus des Ulbricht-Regimes stand und eine Reform der DDR-Gesellschaft anstrebte.Der Autor schenkt seine besondere Aufmerksamkeit dem Wirken des Verlegers Walter Jankas, des Kulturpolitikers Gustav Just und anderer Intellektueller, die unzufrieden waren mit der Aufarbeitung des Stalinismus im Zuge des XX. Parteitages der KPdSU durch Ulbricht. Prokop beleuchtet Harichs "Plattform" und dessen Verbindungen mit westdeutschen Redaktionen. Das Wirken der aufmuckenden Gruppe wurde nach der Tragödie in Ungarn durch das gewaltsame Eingreifen von Sicherheitsorganen der DDR beendet und zog starre ideologische Maßregeln auch für das universitäre Leben nach sich.