Die Frage nach der Reaktion auf eine mögliche Anerkennung der DDR durch Ägypten prägte wie kein anderes Thema die außenpolitischen Kabinettsberatungen des Jahres 1965. Für heftige innenpolitische Diskussionen sorgte 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die drohende Verjährung schwerster nationalsozialistischer Verbrechen. Das Verhältnis zwischen den Koalitionspartnern CDU/CSU und FDP war durch Differenzen auf nahezu allen wichtigen Gebieten zunehmend belastet. Dennoch wirkte der über Jahre aufgebaute Nimbus Ludwig Erhards als Vater des Wirtschaftswunders stark genug, um im Herbst 1965 mit einem eindrucksvollen Wahlsieg eine Fortsetzung der Koalition zu ermöglichen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rainer Blasius schätzt diese Edition der Kabinettsprotokolle der Bundesregierung aus dem Jahr 1965, in der die letzten 33 Sitzungen der vierten sowie die ersten vier Sitzungen der fünften Wahlperiode dokumentiert werden. Wie er berichtet, beschäftigte sich die Regierung damals u.a. mit der Ministerialzulage, finanziellen Hilfen für die Presse in Westberlin, der Verjährung nationalsozialistischer Verbrechen und der Gestaltung des 20. Jahrestages des Kriegsendes sowie mit dem außenpolitischen Dauerthema Nahostpolitik. Der Band ist nach Einschätzung von Blasius "vorzüglich knapp, aber präzise kommentiert". Mit Lob bedenkt er zudem das Personen-, Sach- und Ortsregister, das den Band erschließt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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