Bearbeitet von Walter Naasner, Christoph Seemann Herausgegeben für das Bundesarchiv von Hartmut Weber Kennzeichnend für die im Dezember 1966 gebildete erste Große Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger war eine Neuausrichtung der Wirtschafts- und Finanzpolitik, zu deren wesentlichen Elementen neben kreditfinanzierten Investitionsprogrammen die Konzertierte Aktion, das Stabilitätsgesetz, die mittelfristige Finanzplanung und die Reform der Finanzverfassung gehörten. Wichtige außenpolitische Beratungsthemen des Kabinetts waren der Atomwaffensperrvertrag, die Devisenausgleichsverhandlungen mit den USA und Großbritannien und die Verbesserung der Beziehungen zur DDR und zu den osteuropäischen Staaten. Die Bundesregierung leitete Maßnahmen gegen eine zunehmende Pressekonzentration ein und unternahm gegen den starken Druck einer außerparlamentarischen Opposition einen neuen und letztlich erfolgreichen Anlauf zu einer verfassungsändernden Notstandsgesetzgebung.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Auch die SZ bespricht jetzt also Kabinettsprotokolle, die bisher eher die Domäne der FAZ waren. Erhard Eppler führen sie die Arbeit der ersten Großen Koalition unter Kanzler Kiesinger gut vor Augen. Der rezensierende SPD-Politiker nimmt die Protokolle zum Anlass, an die Leistungen der Großen Koalition zu erinnern. Erstaunlich scheint ihm im Rückblick, wie ernsthaft und konstruktiv CDU und SPD nach Jahren erbitterter Gegnerschaft zusammen gearbeitet haben. Er weist darauf hin, dass sich die Kontroversen im Kabinett Kiesinger/Brandt eher zwischen den Ressorts als zwischen den Parteien abspielten. Vor allem zeigen die Protokolle in Epplers Augen den guten Regierungsstil der damaligen Koalition auf.
© Perlentaucher Medien GmbH
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''Die Kabinettsprotokolle sind eine wertvolle und unverzichtbare Quelle für die Rekonstruktion der politischen und wirtschaftspolitischen Entscheidungsprozesse in der Bundesrepublik. Der besondere Reiz des 1967er Bandes liegt darin, dass manche Beschlüsse und Initiativen die Entwicklung zumindest in den nächsten fünf bis zehn Jahren maßgeblich prägten.'' Archiv und Wirtschaft, Heft 4/2012