Jugendrevolte und globaler Protest
Die Chiffre »68« steht für ein Jahrzehnt der Rebellion. Nicht nur in der Bundesrepublik, sondern in ganz Europa und rund um den Globus erhob sich damals eine kritische Jugend, einen kurzen Sommer lang sogar hinter dem Eisernen Vorhang. Der eindringliche Überblick stellt die deutsche Studentenbewegung in jenen internationalen Zusammenhang, aus dem heraus vieles überhaupt erst zu verstehen ist.
Die Chiffre »68« steht für ein Jahrzehnt der Rebellion. Nicht nur in der Bundesrepublik, sondern in ganz Europa und rund um den Globus erhob sich damals eine kritische Jugend, einen kurzen Sommer lang sogar hinter dem Eisernen Vorhang. Der eindringliche Überblick stellt die deutsche Studentenbewegung in jenen internationalen Zusammenhang, aus dem heraus vieles überhaupt erst zu verstehen ist.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2018NEUE TASCHENBÜCHER
Die Ambivalenz
von 1968
Ein flottes Urteil über die „68er“ geht vielen über die Lippen, doch oft übersteigt die Größe der Verlautbarung das tatsächliche Wissen. Die kundige, kondensierte Schilderung der Ereignisse durch den Historiker Norbert Frei kann zum 50. Jubiläum Abhilfe schaffen. Dabei ist diese Zahl ebenso rund wie ungenau, präziser wäre der 2. Juni 1967, als die Erschießung Benno Ohnesorgs den diffusen Unmut der Studenten gleichsam ausrichtete und dynamisierte. Frei nimmt dem Jahr 1968 seine Singularität: Die Proteste waren Folgen eines gesellschaftlichen Wandels, der in den USA schon Anfang des Jahrzehnts einsetzte und in die ganze westliche Welt streute. Dokumentiert sind daher auch Revolten in Japan, Italien, der Tschechoslowakei und anderen Ländern. Hauptaugenmerk legt Frei auf die deutsche Geschichte des Studentenprotests. Er beschreibt etwa die Arbeitsweise des SDS und die (oft schlampige) Lektüre der Kritischen Theorie. Vor allem verdeutlicht er, wie verschieden Ansichten, Personen und Methoden hinter dem Label der „68er“ waren, er lässt der Bewegung ihre Ambivalenz zwischen emanzipatorischer Kraft und dogmatischer Sackgasse. VOLKER BERNHARD
Norbert Frei: 1968. Jugendrevolte und globaler Protest. dtv, München 2017. 304 Seiten, 10,90 Euro.
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Die Ambivalenz
von 1968
Ein flottes Urteil über die „68er“ geht vielen über die Lippen, doch oft übersteigt die Größe der Verlautbarung das tatsächliche Wissen. Die kundige, kondensierte Schilderung der Ereignisse durch den Historiker Norbert Frei kann zum 50. Jubiläum Abhilfe schaffen. Dabei ist diese Zahl ebenso rund wie ungenau, präziser wäre der 2. Juni 1967, als die Erschießung Benno Ohnesorgs den diffusen Unmut der Studenten gleichsam ausrichtete und dynamisierte. Frei nimmt dem Jahr 1968 seine Singularität: Die Proteste waren Folgen eines gesellschaftlichen Wandels, der in den USA schon Anfang des Jahrzehnts einsetzte und in die ganze westliche Welt streute. Dokumentiert sind daher auch Revolten in Japan, Italien, der Tschechoslowakei und anderen Ländern. Hauptaugenmerk legt Frei auf die deutsche Geschichte des Studentenprotests. Er beschreibt etwa die Arbeitsweise des SDS und die (oft schlampige) Lektüre der Kritischen Theorie. Vor allem verdeutlicht er, wie verschieden Ansichten, Personen und Methoden hinter dem Label der „68er“ waren, er lässt der Bewegung ihre Ambivalenz zwischen emanzipatorischer Kraft und dogmatischer Sackgasse. VOLKER BERNHARD
Norbert Frei: 1968. Jugendrevolte und globaler Protest. dtv, München 2017. 304 Seiten, 10,90 Euro.
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Bemerkenswert auch die vor 10 Jahren noch nicht absehbare veränderte Bewertung in Zeiten eines zunehmend rechtspopulistisch beeinflussten Mainstreams. Weiterhin sehr empfohlen! ekz bibliotheksservice, 5. Februar 2018