Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte.
Hauptherausgeber: Hans-Peter Schwarz, Mitherausgeber: Helga Haftendorn, Klaus Hildebrand, Werner Link, Horst Möller und Rudolf Morsey.
Wissenschaftliche Leiterin: Ilse Dorothee Pautsch.
1973 konnten die Bemühungen Bonns um eine Regelung der Beziehungen zu den östlichen Nachbarn durch Verträge mit der CSSR, Bulgarien und Ungarn erfolgreich abgeschlossen werden. Gleichzeitig begann für die Bundesrepublik durch den Beitritt zur UNO und die Teilnahme an der KSZE eine neue Phase der Multilateralisierung ihrer Außenpolitik. Weitere thematische Schwerpunkte der 426 erstmals veröffentlichten Dokumente sind die MBFR-Verhandlungen in Wien, der Besuch von Leonid Breschnew in Bonn und der Vorschlag Henry Kissingers, im Rahmen eines "Year of Europe" die westliche Wertegemeinschaft in einer transatlantischen Erklärung zu bekräftigen. Der Jom-Kippur-Krieg im Oktober und die sich anschließende Ölkrise zeigten die Grenzen der Entspannung auf und stellten die europäischen Staaten vor neue Herausforderungen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hauptherausgeber: Hans-Peter Schwarz, Mitherausgeber: Helga Haftendorn, Klaus Hildebrand, Werner Link, Horst Möller und Rudolf Morsey.
Wissenschaftliche Leiterin: Ilse Dorothee Pautsch.
1973 konnten die Bemühungen Bonns um eine Regelung der Beziehungen zu den östlichen Nachbarn durch Verträge mit der CSSR, Bulgarien und Ungarn erfolgreich abgeschlossen werden. Gleichzeitig begann für die Bundesrepublik durch den Beitritt zur UNO und die Teilnahme an der KSZE eine neue Phase der Multilateralisierung ihrer Außenpolitik. Weitere thematische Schwerpunkte der 426 erstmals veröffentlichten Dokumente sind die MBFR-Verhandlungen in Wien, der Besuch von Leonid Breschnew in Bonn und der Vorschlag Henry Kissingers, im Rahmen eines "Year of Europe" die westliche Wertegemeinschaft in einer transatlantischen Erklärung zu bekräftigen. Der Jom-Kippur-Krieg im Oktober und die sich anschließende Ölkrise zeigten die Grenzen der Entspannung auf und stellten die europäischen Staaten vor neue Herausforderungen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2004Das Jahr 1973
AUSWÄRTIGE POLITIK. 1973 hatte ein ruhiges Jahr werden sollen. Mit dem Waffenstillstand für Vietnam Ende Januar und dem Abzug der letzten amerikanischen Soldaten drei Monate darauf endete für die Vereinigten Staaten eine der gefährlichsten und brutalsten Auseinandersetzungen des Kalten Krieges. Ein halbes Jahr später war es mit der trügerischen Ruhe in der Weltpolitik vorbei. Immerhin trugen der Ausbruch des "Jom Kippur"-Krieges am 6. Oktober und die erste sogenannte Ölkrise einiges dazu bei, daß sich die Europäer notgedrungen wieder im Schulterschluß mit der Vormacht übten. Daß es im transatlantischen Verhältnis zu beträchtlichen Irritationen gekommen war, lag an Washington, lag an Sicherheitsberater Kissinger, der den Europäern zu Ostern eine neue "Atlantik-Charta" vorgeschlagen und darin unmißverständlich die "Sehnsucht nach den Verhältnissen der 50er und 60er Jahre" zum Ausdruck gebracht hatte, "als die USA die unbestrittene Vorherrschaft besaßen, Westeuropa nicht als Konkurrent auftrat, entsprechend unselbständiger war und wenig Mitsprache beanspruchte, sondern den USA ohne Diskussion die Führungsrolle überließ". Diese Einschätzung des deutschen Botschafters in Washington, die mit der Empfehlung zum "Widerspruch" schloß, ist jetzt in den Akten des Auswärtigen Amts für das Jahr 1973 nachzulesen. Sechs Herausgeber und sechs Bearbeiter - wohl ein Rekord in der deutschen Editionsgeschichte - machen damit der interessierten Öffentlichkeit in drei Bänden 426 Dokumente zugänglich. Die in handwerklicher Hinsicht wie gewohnt sorgfältig aufbereiteten Aktenstücke dokumentieren die hohe Abhängigkeit Bonns von Washington, beleuchten die Probleme, vor allem in der Währungspolitik, mit denen die seit Januar um Dänemark, Irland und Großbritannien erweiterte Europäische Gemeinschaft zu kämpfen hatte, und zeigen die Anfänge der "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" sowie der parallel aufgenommenen Verhandlungen über den Abbau der konventionellen Streitkräfte in Europa. Nicht zuletzt aber belegen sie einmal mehr, wo die Deutschland- und Ostpolitik, die im Dezember 1973 mit der Unterzeichnung des Prager Vertrages eine wichtige Etappe hinter sich ließ, ihr Zentrum hatte: Ohne die Papiere des Bundeskanzlers Brandt und seines Bundesministers Bahr fehlte der Edition die Seele. (Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1973. Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte. Drei Bände. R. Oldenbourg Verlag, München 2004. LXXXV und 2215 Seiten, 188,- [Euro].)
GREGOR SCHÖLLGEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
AUSWÄRTIGE POLITIK. 1973 hatte ein ruhiges Jahr werden sollen. Mit dem Waffenstillstand für Vietnam Ende Januar und dem Abzug der letzten amerikanischen Soldaten drei Monate darauf endete für die Vereinigten Staaten eine der gefährlichsten und brutalsten Auseinandersetzungen des Kalten Krieges. Ein halbes Jahr später war es mit der trügerischen Ruhe in der Weltpolitik vorbei. Immerhin trugen der Ausbruch des "Jom Kippur"-Krieges am 6. Oktober und die erste sogenannte Ölkrise einiges dazu bei, daß sich die Europäer notgedrungen wieder im Schulterschluß mit der Vormacht übten. Daß es im transatlantischen Verhältnis zu beträchtlichen Irritationen gekommen war, lag an Washington, lag an Sicherheitsberater Kissinger, der den Europäern zu Ostern eine neue "Atlantik-Charta" vorgeschlagen und darin unmißverständlich die "Sehnsucht nach den Verhältnissen der 50er und 60er Jahre" zum Ausdruck gebracht hatte, "als die USA die unbestrittene Vorherrschaft besaßen, Westeuropa nicht als Konkurrent auftrat, entsprechend unselbständiger war und wenig Mitsprache beanspruchte, sondern den USA ohne Diskussion die Führungsrolle überließ". Diese Einschätzung des deutschen Botschafters in Washington, die mit der Empfehlung zum "Widerspruch" schloß, ist jetzt in den Akten des Auswärtigen Amts für das Jahr 1973 nachzulesen. Sechs Herausgeber und sechs Bearbeiter - wohl ein Rekord in der deutschen Editionsgeschichte - machen damit der interessierten Öffentlichkeit in drei Bänden 426 Dokumente zugänglich. Die in handwerklicher Hinsicht wie gewohnt sorgfältig aufbereiteten Aktenstücke dokumentieren die hohe Abhängigkeit Bonns von Washington, beleuchten die Probleme, vor allem in der Währungspolitik, mit denen die seit Januar um Dänemark, Irland und Großbritannien erweiterte Europäische Gemeinschaft zu kämpfen hatte, und zeigen die Anfänge der "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" sowie der parallel aufgenommenen Verhandlungen über den Abbau der konventionellen Streitkräfte in Europa. Nicht zuletzt aber belegen sie einmal mehr, wo die Deutschland- und Ostpolitik, die im Dezember 1973 mit der Unterzeichnung des Prager Vertrages eine wichtige Etappe hinter sich ließ, ihr Zentrum hatte: Ohne die Papiere des Bundeskanzlers Brandt und seines Bundesministers Bahr fehlte der Edition die Seele. (Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1973. Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte. Drei Bände. R. Oldenbourg Verlag, München 2004. LXXXV und 2215 Seiten, 188,- [Euro].)
GREGOR SCHÖLLGEN
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Einen Rekord in der deutschen Editionsgeschichte gibt Rezensent Gregor Schöllgen zur Protokoll: sechs Herausgeber und sechs Bearbeiter haben der interessierten Öffentlichkeit hier in drei Bänden 426 Dokumente zugänglich gemacht. Schöllgen sieht in den "in handwerklicher Hinsicht wie gewohnt sorgfältig aufbereiteten Aktenstücken" besonders die Abhängigkeit Bonns von Washington dokumentiert sowie die Probleme der Währungspolitik nach der EG-Erweiterung. Als Seele der Edition betrachtet er jedoch die Papiere von Bundeskanzler Willy Brandt und seines Beraters Egon Bahr.
© Perlentaucher Medien GmbH
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