„Ich setze meine Hoffnung auf die Ingenieure“
Seit 2014 führt Chris Rapley, zunächst in London und später in Hamburg, das diesem Buch zugrunde liegende Bühnenstück auf. "Ich finde es wichtig, dass Wissenschaftler neue Wege beschreiten, um die Ergebnisse ihrer Arbeit unter die Leute zu bringen“,
sagt er in einem Interview. Diese Vorinformationen ergeben sich nicht unmittelbar aus dem Buch, sind…mehr„Ich setze meine Hoffnung auf die Ingenieure“
Seit 2014 führt Chris Rapley, zunächst in London und später in Hamburg, das diesem Buch zugrunde liegende Bühnenstück auf. "Ich finde es wichtig, dass Wissenschaftler neue Wege beschreiten, um die Ergebnisse ihrer Arbeit unter die Leute zu bringen“, sagt er in einem Interview. Diese Vorinformationen ergeben sich nicht unmittelbar aus dem Buch, sind aber für das Verständnis dessen Aufbaus wichtig zu wissen. Es handelt sich nicht um ein typisches wissenschaftliches und auch nicht um ein typisches populärwissenschaftliches Werk. „2° C“ ist eher die Präsentation eines Vortrages, in dem der Sachverhalt prägnant auf den Punkt gebracht wird.
Der Klimawandel ist real und heute spürbar. Als Professor für Klimawissenschaft ist Rapley ein Experte auf dem Gebiet. Das dynamische Gleichgewicht der Energie in unserem Klimasystem ist gestört. Das Meerwasser wird wärmer, das Eis der Polarkappen schmilzt, die Temperatur der Erdoberfläche steigt und der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre hat aktuell einen seit Menschengedenken noch nie da gewesenen Spitzenwert erreicht. Die Ursache liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit im menschlichen Handeln begründet. Die Auswirkungen sind existenzbedrohend.
Rapley lässt biografische Elemente in den Text einfließen. Die Umsetzung erfolgt in der Ich-Perspektive. Das verleiht dem Buch einen recht persönlichen Charakter. Dennoch dominieren die wissenschaftlichen Fakten. Rapley macht deutlich, dass selbst in seiner im Verhältnis zur Erdgeschichte kleinen Lebensspanne, große Veränderungen im Klima erkennbar sind. Der größte Teil des Temperaturanstiegs seit der vorindustriellen Zeit erfolgte in den letzten Jahrzehnten.
Selbst wenn die Kohlenstoff-Emissionen auf null begrenzt werden, senkt das die Temperatur noch nicht. Daran wird deutlich, dass zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels erhebliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen erforderlich sind. „Die Wissenschaft kann informieren, aber nicht urteilen, nicht entscheiden. Die Wissenschaft kann nicht sagen, was richtig und was falsch ist.“ (204) Doch, sie kann urteilen und sie kann auch sagen was richtig und was falsch ist. Das sollte die Wissenschaft nicht ausschließlich der Politik überlassen. Im Grunde genommen sieht der Autor das genauso, denn er schreibt: “Ich setze meine Hoffnung auf die Ingenieure.“ (194)
Das Buch ist angereichert mit Bildern und Grafiken. Eine Strukturierung in Kapitel ist nicht vorhanden, dennoch ist das Buch strukturiert aufgebaut. Leere und fast leere Seiten fallen auf und sind wohl ein Zugeständnis an die Form der Bühnenpräsentation. Potenzielle Leser sollten vorab einen Blick in das Buch werfen, um hinsichtlich des Aufbaus und des spärlichen Inhalts abschätzen zu können, ob das Buch die eigenen Ansprüche erfüllt. „2° C“ ist schnell gelesen, der Inhalt macht nachdenklich und liegt schwer im Magen.