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München nimmt im Entstehungsprozeß der deutschen Kunstgeschichte neben Berlin sicherlich die bedeutendste Rolle ein. Ausgehend von der monarchischen Kunstpflege der Wittelsbacher und den Anfängen historischer Kunstforschung im 19. Jahrhundert etablierte sich die Kunstgeschichte in München als akademische Disziplin mit vielfältiger Resonanz im In- und Ausland. Heinrich Wölfflin avancierte als zweiter Lehrstuhlinhaber am Institut für Kunstgeschichte der Münchner Universität zu einem der meistgelesenen Kunsthistoriker überhaupt. Noch der Strukturalismus verdankte seiner komparatistischen Analyse…mehr

Produktbeschreibung
München nimmt im Entstehungsprozeß der deutschen Kunstgeschichte neben Berlin sicherlich die bedeutendste Rolle ein. Ausgehend von der monarchischen Kunstpflege der Wittelsbacher und den Anfängen historischer Kunstforschung im 19. Jahrhundert etablierte sich die Kunstgeschichte in München als akademische Disziplin mit vielfältiger Resonanz im In- und Ausland. Heinrich Wölfflin avancierte als zweiter Lehrstuhlinhaber am Institut für Kunstgeschichte der Münchner Universität zu einem der meistgelesenen Kunsthistoriker überhaupt. Noch der Strukturalismus verdankte seiner komparatistischen Analyse entscheidende Anregungen. Mit Wilhelm Pinder folgte in den Jahren um 1930 eine konservativ-national orientierte Kunstgeschichtsschreibung, in der die Frage nach dem »Deutschen« in der Kunst zentral wurde. Wie andere hochrangige Vertreter des Faches war Pinder in die nationalsozialistische Kulturpolitik verwickelt. Noch Hans Sedlmayr wurde bei seiner Berufung nach München von dieser Vergangenheit eingeholt. Dennoch etablierte er sich als einer der meistdiskutierten Vertreter einer deutschen Nachkriegskunstgeschichte, die universale Ausrichtung mit rückwärtsgewandtem Alteuropäertum verband. Sedlmayrs wissenschaftliche Position stand in Einklang mit einer zeitgenössischen skeptischen bis ablehnenden Haltung gegenüber der modernen Kunst, wenn nicht gegenüber der Moderne selbst.
Das Spektrum der Beiträge reicht vom Beginn kunsthistorischer Reflexion im späten 18. Jahrhundert und der Kunstforschung im Umkreis des Bayerischen Königshauses bis zur universitären Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Den Schlußpunkt setzt der Münchner Streit um die Installation Zeige Deine Wunde von Joseph Beuys 1979/80, der letztlich die nachgeholte Modernisierung einläutete. Ein Schwerpunkt des Bandes liegt auf der Zeit des Nationalsozialismus.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wird damit ein Schritt zur Erschließung lokaler Fachgeschichte unternommen, der sich als Ergänzung zu den systematisch orientierten Untersuchungen der letzten Jahrzehnte versteht.

Mit Beiträgen von:
Frank Büttner, Heinrich Dilly, Marlite Halbertsma, Jutta Held, Karin Hellwig, Henrik Karge, Hans Körner, Barbara Lange, Iris Lauterbach, Thomas Lersch, Nikolaus Meier, Annemarie Menke-Schwinghammer, Karen Michels, Teresa Posada-Kubissa, Steffi Roettgen, Willibald Sauerländer, Robert Stalla, Reinhart Steiner, Ulrike Wendland.
Autorenporträt
Studium der Kunstgeschichte, Philosophie, Romanistik, Geschichte und Urbanistik an den Universitäten Bonn, Florenz und Paris. 1986 Promotion über 'Ut pictura poesis non erit. Denis Diderots Kunstbegriff. Mit einem Exkurs zu J. B. S. Chardin'. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum. 1996 Habilitationsschrift zum Thema "Adolf Menzels Friedrichbilder" in Bochum. 1997-2000 Hochschuldozent am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln. Seit 2000 Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität München.