Seit beinahe 2000 Jahren greift die christliche Kirche im Namen Gottes in die Sexualität des Menschen ein, stellt Gebote und Verbote auf, die - oft bis ins intime Detail - festlegen, was als Sünde zu gelten hat. Georg Denzler, Ordinarius für Kirchengeschichte an der Universität Bamberg, unternimmt in diesem Buch einen Gang durch die Kirchengeschichte, um die Grundlinien der kirchlichen Ehe- und Sexualmoral im historischen Kontext zu präsentieren. Dabei kommt viel erstaunliches zutage. Bei den bis heute als unverrückbar geltenden Normen und Gesetzen handelt es sich meist um rein kirchliche Setzungen, die sich im Laufe von Jahrhunderten, manchmal sogar durch historische Zufälle, herausgebildet haben, ohne Grundlage in der Bibel zu besitzen. Auch zeitbedingte Moralvorstellungen sind von der Kirche oft als göttliches Gebot ausgegeben und durchgesetzt worden. Gestützt auf reiches Quellenmaterial arbeitet der Autor die jeweils gültige Sexualmoral der Kirche heraus, indem er mannigfache Entwicklungen - Zusammenhänge wie Brüche - aufzeigt. Am Schluß macht Denzler eine kritische Bilanz auf, in der er auf aktuelle Moralprobleme verweist, denen die Kirche mit ihren traditionellen Entscheidungen nicht gerecht wird. Gleichzeitig macht er auf Alternativen zur bisherigen Sexualmoral der Kirche aufmerksam.