Wer sich und seine Welt verstehen will, der muss die narrativen Konstruktionsweisen dieser Welt verstehen: In 22 Folgen hat das »Neue Funkkolleg« von hr2 Kultur das Erzählen in Theorie und Praxis untersucht als Schlüsselkompetenz für die literarische und außerliterarische Sinnproduktion, in Geschichtsschreibung und den Medien, im Kino und in der psychologischen Praxis, in Religion, Politik und Wirtschaft.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2008Sie werfen Pudding
Alles ist Geschichte und wird erzählt. Auch über die Kunst des Erzählens selbst kann man erzählen. Für anspruchsvolle Leser ist dabei der Metadiskurs automatisch eingebaut - wie praktisch. Der Hessische Rundfunk stellte im Funkkolleg "Erzählen" für dieses Unterfangen dreiundzwanzig Journalisten, Wissenschaftlern und Autoren Sendezeit zur Verfügung, der Fischer Verlag nun die entsprechenden Buchseiten. Und so plaudert man über die Kunst, Ereignisse in den unterschiedlichsten Themenfeldern zu einer sinnvollen Einheit zu formen. Man kramt noch einmal die Theorien Vladimir Propps zum Märchen hervor, unterfüttert das Kapitel zur Science-Fiction mit einer bemerkenswert naiven Auffassung von realistischem Schreiben, dokumentiert abermals das bekannte Talent Bill Clintons zum Geschichtenerzählen und hält fest, dass heutzutage auch jeder Börsengang seine Firmenerzählung braucht. Neues sucht man vergebens, Offensichtliches findet man oft. Dass der Informationsgehalt der Texte teilweise zu wünschen übriglässt, mag der Erzählkunst geschuldet sein - im Radio erzählt man eben auf andere Art als im Buch. (Alf Mentzer, Ulrich Sonnenschein: "22 Arten, eine Welt zu schaffen". S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 304 S., br., 9,95 [Euro].) scht
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alles ist Geschichte und wird erzählt. Auch über die Kunst des Erzählens selbst kann man erzählen. Für anspruchsvolle Leser ist dabei der Metadiskurs automatisch eingebaut - wie praktisch. Der Hessische Rundfunk stellte im Funkkolleg "Erzählen" für dieses Unterfangen dreiundzwanzig Journalisten, Wissenschaftlern und Autoren Sendezeit zur Verfügung, der Fischer Verlag nun die entsprechenden Buchseiten. Und so plaudert man über die Kunst, Ereignisse in den unterschiedlichsten Themenfeldern zu einer sinnvollen Einheit zu formen. Man kramt noch einmal die Theorien Vladimir Propps zum Märchen hervor, unterfüttert das Kapitel zur Science-Fiction mit einer bemerkenswert naiven Auffassung von realistischem Schreiben, dokumentiert abermals das bekannte Talent Bill Clintons zum Geschichtenerzählen und hält fest, dass heutzutage auch jeder Börsengang seine Firmenerzählung braucht. Neues sucht man vergebens, Offensichtliches findet man oft. Dass der Informationsgehalt der Texte teilweise zu wünschen übriglässt, mag der Erzählkunst geschuldet sein - im Radio erzählt man eben auf andere Art als im Buch. (Alf Mentzer, Ulrich Sonnenschein: "22 Arten, eine Welt zu schaffen". S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 304 S., br., 9,95 [Euro].) scht
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