50 Mio. TikTok Views: die wahre Geschichte
"Als Russland mein Land, die Ukraine, überfiel, flüchteten meine Eltern, mein Hund und ich in einen mir mehr als skurril erscheinenden Bombenschutzkeller. Und weil es dort WLAN gab und die Tage verdammt lange und auch langweilig waren, postete ich Videos, die mein neues Zuhause vorstellen sollten - manche davon gingen dann sogar um die Welt.
Aber meine Geschichte ist eigentlich eine ganz andere: Es ist die eines jungen Mädchens voll mit großen Träumen, das die Welt entdecken wollte und den Krieg für einen schlechten Scherz hielt. Bis zu dem Tag, an dem ich erkennen musste, dass ich mittendrin bin im größten Alptraum meines Lebens."
Valeria beschließt, der Welt ihre Heimatstadt Tschernihiw zu zeigen und die wahren Geschichten zu erzählen. Es sind Bilder und Geschichten, die wir uns alle im 21. Jahrhundert mitten in Europa nicht vorstellen konnten und wollten. Und das Grauen endet nicht einmal mit ihrer Flucht nach Mailand, denn dort angekommen, holen Putins Bomben sie ein und treffen sie mitten ins Herz.
"It is horrible when you hear bombs, but you can't do anything - you are just a toy."
Neben Mut und Tapferkeit ist es vielleicht der Humor, der tief berührt, da er für einen Hauch Normalität und Lebensfreude in der Tragödie spricht. So verliert die Ödnis eines Luftschutzbunkers ein wenig ihren Schrecken. n-tv
"Als Russland mein Land, die Ukraine, überfiel, flüchteten meine Eltern, mein Hund und ich in einen mir mehr als skurril erscheinenden Bombenschutzkeller. Und weil es dort WLAN gab und die Tage verdammt lange und auch langweilig waren, postete ich Videos, die mein neues Zuhause vorstellen sollten - manche davon gingen dann sogar um die Welt.
Aber meine Geschichte ist eigentlich eine ganz andere: Es ist die eines jungen Mädchens voll mit großen Träumen, das die Welt entdecken wollte und den Krieg für einen schlechten Scherz hielt. Bis zu dem Tag, an dem ich erkennen musste, dass ich mittendrin bin im größten Alptraum meines Lebens."
Valeria beschließt, der Welt ihre Heimatstadt Tschernihiw zu zeigen und die wahren Geschichten zu erzählen. Es sind Bilder und Geschichten, die wir uns alle im 21. Jahrhundert mitten in Europa nicht vorstellen konnten und wollten. Und das Grauen endet nicht einmal mit ihrer Flucht nach Mailand, denn dort angekommen, holen Putins Bomben sie ein und treffen sie mitten ins Herz.
"It is horrible when you hear bombs, but you can't do anything - you are just a toy."
Neben Mut und Tapferkeit ist es vielleicht der Humor, der tief berührt, da er für einen Hauch Normalität und Lebensfreude in der Tragödie spricht. So verliert die Ödnis eines Luftschutzbunkers ein wenig ihren Schrecken. n-tv
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2022Borschtsch
im Bombenkeller
Valeria Shashenok, 20, berichtete
auf Tiktok vom Krieg
Der Krieg ändert alles. Aber der Krieg zerstört nicht nur, er bringt auch Neues hervor. Etwa neue Stars in den sozialen Medien. Die Ukrainerin Valeria Shashenok ist so jemand. Auf Tiktok (@valerisssh) und Instagram sahen Millionen ihre selbstgedrehten Videos, die sie zu Beginn des russischen Überfalls in einem Bombenschutzkeller in der Stadt Tschernihiw drehte. Da war nicht Hass („Putin ist mir egal“) und Angst, zu sehen waren selbstironische Tanzszenen, alltägliche Tätigkeiten wir Borschtsch- und Nudelnkochen, gewürzt mit schwarzem Humor – kontrastiert mit Bildern der Zerstörung auf den Straßen. Die Art, wie die 20-Jährige als Digital Native auf den Krieg blickt, ist nur ein kleines Beispiel, wie dessen Schrecken und die Traumata verarbeitet werden können.
Aber solche Videos, Aufzeichnungen und die Tagebucheinträge von Tausenden Menschen in der Ukraine werden eines Tages dabei helfen zu verstehen, wie dieser Krieg erlebt wurde und wie er erinnert werden wird. Die freiberufliche Fotografin Shashenok hat ihre Erlebnisse nun auch in einem kleinen Büchlein gebündelt, das recht plastisch und unverstellt die Dimension der persönlichen Betroffenheit offenlegt. Ihr Motiv ist klar: „Ich möchte, dass jeder davon erfährt, was mir passiert ist.“
Valeria Shahenok verbrachte im Februar und März 17 Tage in dem privaten Behelfsbunker ihrer Familie. Eher aus Langeweile und um ein bisschen Abwechslung zu haben, begann sie mit den Tiktok-Videos – und wurde berühmt. Inzwischen lebt sie in Italien und erzählt nun auf Lesereisen von ihren Erlebnissen: wie schnell der Krieg zum Alltag wird, wie surreal sich all das anfühlt. Und wie Humor in dunklen Zeiten helfen kann.
ROBERT PROBST
Valeria Shashenok: 24. Februar … und der Himmel war nicht mehr blau. Story.one, Wien 2022. 90 Seiten, 16 Euro. E-Book: 9,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
im Bombenkeller
Valeria Shashenok, 20, berichtete
auf Tiktok vom Krieg
Der Krieg ändert alles. Aber der Krieg zerstört nicht nur, er bringt auch Neues hervor. Etwa neue Stars in den sozialen Medien. Die Ukrainerin Valeria Shashenok ist so jemand. Auf Tiktok (@valerisssh) und Instagram sahen Millionen ihre selbstgedrehten Videos, die sie zu Beginn des russischen Überfalls in einem Bombenschutzkeller in der Stadt Tschernihiw drehte. Da war nicht Hass („Putin ist mir egal“) und Angst, zu sehen waren selbstironische Tanzszenen, alltägliche Tätigkeiten wir Borschtsch- und Nudelnkochen, gewürzt mit schwarzem Humor – kontrastiert mit Bildern der Zerstörung auf den Straßen. Die Art, wie die 20-Jährige als Digital Native auf den Krieg blickt, ist nur ein kleines Beispiel, wie dessen Schrecken und die Traumata verarbeitet werden können.
Aber solche Videos, Aufzeichnungen und die Tagebucheinträge von Tausenden Menschen in der Ukraine werden eines Tages dabei helfen zu verstehen, wie dieser Krieg erlebt wurde und wie er erinnert werden wird. Die freiberufliche Fotografin Shashenok hat ihre Erlebnisse nun auch in einem kleinen Büchlein gebündelt, das recht plastisch und unverstellt die Dimension der persönlichen Betroffenheit offenlegt. Ihr Motiv ist klar: „Ich möchte, dass jeder davon erfährt, was mir passiert ist.“
Valeria Shahenok verbrachte im Februar und März 17 Tage in dem privaten Behelfsbunker ihrer Familie. Eher aus Langeweile und um ein bisschen Abwechslung zu haben, begann sie mit den Tiktok-Videos – und wurde berühmt. Inzwischen lebt sie in Italien und erzählt nun auf Lesereisen von ihren Erlebnissen: wie schnell der Krieg zum Alltag wird, wie surreal sich all das anfühlt. Und wie Humor in dunklen Zeiten helfen kann.
ROBERT PROBST
Valeria Shashenok: 24. Februar … und der Himmel war nicht mehr blau. Story.one, Wien 2022. 90 Seiten, 16 Euro. E-Book: 9,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de