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With "2666," Bolano joins the ambitious overachievers of the 20th-century novel . . . who push the novel far past its conventional size and scope to encompass an entire era, deploying encyclopedic knowledge and stylistic verve to offer a grand . . . summation of their culture.--"The Washington Post."
A NATIONAL BOOK CRITICS CIRCLE AWARD WINNER THE POSTHUMOUS MASTERWORK FROM "ONE OF THE GREATEST AND MOST INFLUENTIAL MODERN WRITERS" (JAMES WOOD, THE NEW YORK TIMES BOOK REVIEW) Composed in the last years of Roberto Bolaño's life, 2666 was greeted across Europe and Latin America as his highest
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Produktbeschreibung
With "2666," Bolano joins the ambitious overachievers of the 20th-century novel . . . who push the novel far past its conventional size and scope to encompass an entire era, deploying encyclopedic knowledge and stylistic verve to offer a grand . . . summation of their culture.--"The Washington Post."
A NATIONAL BOOK CRITICS CIRCLE AWARD WINNER THE POSTHUMOUS MASTERWORK FROM "ONE OF THE GREATEST AND MOST INFLUENTIAL MODERN WRITERS" (JAMES WOOD, THE NEW YORK TIMES BOOK REVIEW) Composed in the last years of Roberto Bolaño's life, 2666 was greeted across Europe and Latin America as his highest achievement, surpassing even his previous work in its strangeness, beauty, and scope. Its throng of unforgettable characters includes academics and convicts, an American sportswriter, an elusive German novelist, and a teenage student and her widowed, mentally unstable father. Their lives intersect in the urban sprawl of SantaTeresa-a fictional Juárez-on the U.S.-Mexico border, where hundreds of young factory workers, in the novel as in life, have disappeared.
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Autorenporträt
Roberto Bolaño; Translated from the Spanish by Natasha Wimmer
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2009

Vier Kritiker und ein Höllenfall

Dieser Autor beweist, dass die Möglichkeiten erzählerischer Experimente noch längst nicht ausgeschöpft sind: Roberto Bolaños kühner, wilder, großartiger Roman "2666".

Von Daniel Kehlmann

Vier Literaturwissenschaftler, spezialisiert auf den rätselhaften deutschen Romancier Benno von Archimboldi, treffen sich im verregneten Deutschland und dann in diversen europäischen Städten auf tristen Kongressen. Bald entsteht ein Geflecht von Beziehungen: Zwei von ihnen, ein Italiener und ein Franzose, verlieben sich in ihre englische Kollegin Liz Norton, die mit beiden eine Affäre beginnt. Alle sind sie zurückhaltende, komplizierte und hochkultivierte Menschen, die ihre Konflikte in langen Gesprächen zu bereinigen versuchen; unterdessen steigt Benno von Archimboldi vom Geheimtipp zum weithin gelesenen, schließlich sogar nobelpreisverdächtigen Autor auf - und bleibt doch unauffindbar; niemand hat ihn gesehen, keiner weiß etwas über seinen Verbleib. Nur ein Gerücht gibt es: Archimboldi soll in der mexikanisch-amerikanischen Grenzstadt Santa Teresa gesehen worden sein.

Kurz entschlossen brechen die Philologen auf - und bald schon werden sie von schrecklichen Träumen und Vorahnungen gequält, etwas Schlimmes scheint im Anzug. Die drohende Atmosphäre verdichtet sich, sobald sie in Santa Teresa angekommen sind, wo sich gerade eine Serie brutaler Frauenmorde ereignet. An diesem Punkt bricht ihre Geschichte ab, und der erste von fünf Abschnitten, "Der Teil der Kritiker", in Roberto Bolaños unvollendetem Großprojekt "2666", selbst so lang wie ein vollständiger Roman, findet sein abruptes Ende.

Der zweite Abschnitt, "Der Teil von Amalfitano", erzählt von einem Universitätsprofessor, dem örtlichen Kontaktmann der vier Germanisten, den einerseits die Angst um seine Tochter Rosa, andererseits die Gespräche mit einer nächtlichen Geisterstimme, die vermutlich seinem toten Vater gehört, allmählich um den Verstand bringen. Ebenjene Tochter Rosa ist eine Hauptfigur des dritten Teils, "Der Teil von Fate", in dem der nordamerikanische Journalist Oscar Fate aus seiner Heimat New York nach Santa Teresa geschickt wird, um einen Artikel über die immer mehr ausufernde Serie der Morde zu schreiben. Fate und Rosa werden ein Paar, verzweifelt bittet Amalfitano den Journalisten, seine Tochter mit in die Vereinigten Staaten zu nehmen, um sie vor dem Schicksal zu bewahren, ein weiteres Verbrechensopfer zu werden.

Allmählich klärt sich das Netz der Anspielungen, Bezüge und Spiegelbilder, und man begreift, dass die Stadt Santa Teresa nichts anderes ist als das Zentrum des Bösen, als eine Hölle, der keiner, der sie einmal betreten hat, heil an Körper und Seele wieder entkommt. Nun stürzt der Roman sich direkt ins Herz der Finsternis. Auf fast vierhundert Seiten erzählt "Der Teil von den Verbrechen" im kühlen Reportageton von einem Gewaltdelikt nach dem anderen. Die subtilen Verwicklungen zwischen den Literaturwissenschaftlern scheinen ebenso fern wie die Nöte des schlaflosen Amalfitano. Wer es durch diesen schier endlosen, brutalen und grandios geschriebenen Albtraum geschafft hat, gelangt zum "Teil von Archimboldi", in dem wir in einem langen Rückblick erfahren, dass dieser mit eigentlichem Namen Hans Reiter heißt, wir lernen ihn als jungen Mann und Wehrmachtsoldaten kennen und folgen ihm, bis er sich schließlich nach Mexiko aufmacht, wo sein Neffe, den wir bereits im vorigen Teil kennengelernt haben, als Hauptverdächtiger der Frauenmorde verhaftet worden ist. Und so endet ein uferloser, ein schlechthin ungeheuerlicher Roman.

Wie sehr dieses Werk noch Fragment ist und was der 2003 verstorbene Autor daran geändert hätte, hätte er lange genug gelebt, um ihn selbst für die Publikation vorzubereiten, darüber kann man nur spekulieren; man muss sich wohl damit bescheiden, das Buch, das uns vorliegt, so zu lesen, als wäre es ebenso abgeschlossen wie Roberto Bolaños anderer Großroman, "Die wilden Detektive", publiziert im Jahr 1998.

Tatsächlich kann man "2666" am besten verstehen, wenn man es mit dem früheren Roman vergleicht. Auch dort ging es um eine rätselhafte Autorengestalt, auch sein ausufernd langer Mittelteil bestand aus aneinandergereihten Erzählpassagen in vielen Dutzend Stimmen und Stilen. Bolaño kann man wie wenigen anderen zuschreiben, was Hannah Arendt am Beispiel von Auden und Brecht "die für die Spätgekommenen charakteristische Facilität in der Beherrschung aller poetischen Spielarten" nannte: Er konnte alles, er traf jeden Stil mit traumwandlerischer Leichtigkeit, und das für ihn Typische ist eben, dass es keinen typischen Bolaño-Ton gibt. Ebenso charakteristisch ist der Mut dieses Autors zur formalen Offenheit. Bei ihm bleiben die lang erwarteten Begegnungen stets aus, die wohlgeschürzten Knoten werden nicht aufgelöst, die klug ausgelegten Spuren führen ins Nichts. Vielleicht hat noch nie ein Schriftsteller solch eine Beherrschung der Erzählkonventionen mit einer solchen Gleichgültigkeit gegen ebendiese Konventionen verbunden.

"2666", das ist eigentlich nicht ein Roman, es sind fünf Romane, unterschiedlich in Motiven, Ton und Technik, die von fünf Seiten aus auf die infernalische Grenzstadt Santa Teresa - also das mexikanische Ciudad Juárez, wo es bekanntlich wirklich eine ungeklärte Serie von Frauenmorden gibt - zulaufen, um sich dort zu treffen; und tatsächlich erwog Bolaño für eine Weile, die fünf Teile unabhängig voneinander zu veröffentlichen, was als literarisches Experiment wohl noch interessanter, publikationstechnisch aber kaum möglich gewesen wäre. Jeder der Teile ist an andere literarische Vorbilder angelehnt: "Der Teil von den Verbrechen" etwa ist in einem kühlen Reportagestil verfasst, in dem Norman Mailers "Lied vom Henker" nachklingt, in den Harlem-Schilderungen des "Teils von Fate" nimmt man Echos von Bukowski und Raymond Chandler wahr, während der "Teil von den Kritikern" in seiner kryptischen Unheimlichkeit nicht nur vom Einfluss Jorge Luis Borges', sondern auch von dem des von Bolaño verehrten Filmemachers David Lynch zeugt - und überhaupt dürfte die Idee einer Kleinstadt als metaphysischer Hölle Lynchs entsetzlicher Gemeinde "Twin Peaks" mehr verdanken, als der erste Blick verrät.

"2666" ist ein kühnes, wildes, hochexperimentelles Ungetüm von einem Roman. In der vorliegenden Form keineswegs perfekt - besonders der zweite, dritte und fünfte Teil haben große Längen -, ist er doch immer noch so ziemlich allem überlegen, was in den letzten Jahren veröffentlicht wurde. "2666", das kann man getrost voraussagen, wird für die Literatur Südamerikas so prägend sein wie in der vorangegangenen Generation die Hauptwerke von Gabriel García Márquez, Mario Vargas Llosa und Julio Cortázar.

Bemerkenswert ist allerdings auch die Geschwindigkeit, mit der dieser zu seinen Lebzeiten fast unbekannte Schriftsteller in den Jahren nach seinem Tod weltweite Anerkennung gefunden hat. Ein Phänomen wie aus einem Roman von Bolaño: So oft stehen bei ihm Schriftsteller im Mittelpunkt, die nie auftreten, rätselhafte Dichter, über die viel spekuliert wird, die aber keine Antwort geben. Nun befindet sich solch ein abwesender Schriftsteller auch im leeren Zentrum von Bolaños mittlerweile weltberühmtem Gesamtwerk. Es ist ein Werk, das uns beweist, dass die Möglichkeiten zu erzählerischen Experimenten noch lange nicht ausgeschöpft sind. Alles darin ist vieldeutig, nur an einem lässt es keinen Zweifel: dass das Schreiben zu den wichtigsten Unterfangen gehört, denen ein Mensch sich in seinem kurzen Leben hingeben kann, dass in dieser gefallenen Welt kaum etwas so viel Hingabe verdient wie die Literatur.

Die Angelegenheit hat allerdings auch einen weniger romantischen Aspekt. Als Roberto Bolaño 2003 beinahe mittellos an Leberversagen starb, stand sein Name schon seit geraumer Zeit auf der Warteliste für eine Lebertransplantation. Wäre er damals schon der weltberühmte Autor gewesen, der er nach seinem Tod wurde, er hätte wohl eine bessere Krankenversicherung und größere Chancen auf die rettende Operation gehabt. Postume Anerkennung ist ein berückendes Schauspiel, da sie das Vertrauen in eine gerechte Nachwelt stärkt, aber wäre die internationale Literaturkritik ein wenig schneller darin gewesen, in Bolaños Büchern jene Weltliteratur zu erkennen, als die sie sie heute rühmt, dieser Schriftsteller würde mit einiger Wahrscheinlichkeit noch leben, er würde weitere Bücher schreiben können, und "2666" läge uns nicht als gewaltiger, mysteriöser Torso vor, sondern als fertiger Roman.

Roberto Bolaño: "2666". Roman. Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Hanser Verlag, München 2009. 1096 S., geb., 29,90 [Euro].

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Readers who have snacked on Haruki Murakami will feast on Roberto Bolaño. Sunday Times