Mama Maus ist schwarz. Papa Maus ist weiß. Die Kinder haben Flecken. Ein Fleck schaut aus wie ein E. Das ist die E-Maus, die Schwester der I-Maus und der N-Maus. Alles klar? Wenn die I-Maus beim Bauernhof auf das Plakat klettert, auf dem MOST ZU VERKAUFEN steht, dann gibt es da eben MIST. Oder anders gesagt: Die Bilder sind Teil des Textes, und der Text spielt mit den Buchstaben. Diese Art von Lesevergnügen bieten alle 3 Geschichten in dem Band: auch die über die Fee mit ihrem lauten Rotor auf dem Rücken, und auch die Schatzsuche von Goldhamster, Goldspecht, Goldfrosch und Goldfisch. Da gibts beim Schatzteilen Streit, was 2 Katzen freut! Lorenz Pauli hat speziell für Leseanfänger getextet. Und weil Kathrin Schärer von Anfang an mitskizziert, entstehen aus der Verquickung einfacher Sätze mit schlauen Szenen perfekt verspielte Lesestücke.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.04.2013Der Propeller der Fee
Muntere Geschichten und Bilder zum Lesenlernen
Zugegeben: Es gibt einfachere Aufgaben, als vier- oder fünfjährigen Männern, die sich auf Ritter-, Römer- und Piratenliteratur spezialisiert haben, ein Buch mit Mäusen schmackhaft zu machen. Wer sich in diesem Alter theoretisch für die Artussage und andere Epen des Mittelalters interessiert und in der Praxis den Nahkampf mit Holzschwert und Plastikschild übt, hat für Tiere, die lustige Streiche aufführen, nur ein müdes Lächeln übrig: Mäuse, pah! An diesem Punkt ist es ratsam, mit dem Äußersten („Wohlan denn nun, so lese ich es eben allein“) zu drohen und das Vergnügen bei der Lektüre nicht zu verbergen. Mit dieser Finte lässt sich jeder noch so tapfere Ritter vom hohen Ross holen und zum Mitlesen begeistern. Es lohnt sich, 3 freche Mäuse von Lorenz Pauli und der Illustratorin Kathrin Schärer hat ein hohes Lieblingsbuch-Potenzial.
Kathrin Schärer zeichnet durch und durch sympathische Figuren. Ihre Bilder dominieren in der kindlichen Wahrnehmung deutlich über die kurzen Texte von Lorenz Pauli. Viele Doppelseiten kommen mit einem Satz aus. Umso mehr können die Kinder selbst in die Bilder hineinlesen – und umso schneller verinnerlichen sie die Texte. Die Bilder stecken voller schöner Ideen, die Erzählungen voller Phantasie. In der ersten Geschichte spielen drei Jungmäuse die Hauptrolle, von denen jede einen Buchstaben im Pelz trägt. Wenn sie nebeneinander stehen, bilden sie zum Beispiel das Wörtchen „Nie“. Aber auch einzeln machen sie manches Huhn verrückt, wenn sie aus Most Mist zaubern und Pilze in Pelze verwandeln.
Wenn der Verlag als Altersgrenze „ab 6“ ansetzt, so dürfte er damit jene Klientel meinen, die bereits zu lesen beginnt. Jüngere profitieren ebenfalls: Gerade in der zweiten Geschichte „Goldfreunde“, einer Fabel übers gerechte Teilen, werden sie behutsam mit Zahlen und mit dem Zählen vertraut gemacht. Eine Feenstory bildet den Höhepunkt. Der Propeller der Fee, die einem Kind zehn Wünsche freistellt, rattert so laut, dass die gute Frau alle Wünsche missversteht und etwa auf die Bestellung „Ich wünsche mir, dass ich fliegen kann“ einen „Ziegen-Schwan“ herbeizaubert. Solche Späße betören den edelsten Ritter. Er fordert ein Da capo, aber zackzack, schließlich ist er bewaffnet.
RUDOLF NEUMAIER
Lorenz Pauli, Kathrin Schärer: 3 freche Mäuse.
Atlantis-Verlag 2013. 112 Seiten, 14,95 Euro.
FOTO: ILLUSTRATION AUS LORENZ PAULI UND KATHRIN SCHÄRER: 3 FRECHE MÄUSE
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Muntere Geschichten und Bilder zum Lesenlernen
Zugegeben: Es gibt einfachere Aufgaben, als vier- oder fünfjährigen Männern, die sich auf Ritter-, Römer- und Piratenliteratur spezialisiert haben, ein Buch mit Mäusen schmackhaft zu machen. Wer sich in diesem Alter theoretisch für die Artussage und andere Epen des Mittelalters interessiert und in der Praxis den Nahkampf mit Holzschwert und Plastikschild übt, hat für Tiere, die lustige Streiche aufführen, nur ein müdes Lächeln übrig: Mäuse, pah! An diesem Punkt ist es ratsam, mit dem Äußersten („Wohlan denn nun, so lese ich es eben allein“) zu drohen und das Vergnügen bei der Lektüre nicht zu verbergen. Mit dieser Finte lässt sich jeder noch so tapfere Ritter vom hohen Ross holen und zum Mitlesen begeistern. Es lohnt sich, 3 freche Mäuse von Lorenz Pauli und der Illustratorin Kathrin Schärer hat ein hohes Lieblingsbuch-Potenzial.
Kathrin Schärer zeichnet durch und durch sympathische Figuren. Ihre Bilder dominieren in der kindlichen Wahrnehmung deutlich über die kurzen Texte von Lorenz Pauli. Viele Doppelseiten kommen mit einem Satz aus. Umso mehr können die Kinder selbst in die Bilder hineinlesen – und umso schneller verinnerlichen sie die Texte. Die Bilder stecken voller schöner Ideen, die Erzählungen voller Phantasie. In der ersten Geschichte spielen drei Jungmäuse die Hauptrolle, von denen jede einen Buchstaben im Pelz trägt. Wenn sie nebeneinander stehen, bilden sie zum Beispiel das Wörtchen „Nie“. Aber auch einzeln machen sie manches Huhn verrückt, wenn sie aus Most Mist zaubern und Pilze in Pelze verwandeln.
Wenn der Verlag als Altersgrenze „ab 6“ ansetzt, so dürfte er damit jene Klientel meinen, die bereits zu lesen beginnt. Jüngere profitieren ebenfalls: Gerade in der zweiten Geschichte „Goldfreunde“, einer Fabel übers gerechte Teilen, werden sie behutsam mit Zahlen und mit dem Zählen vertraut gemacht. Eine Feenstory bildet den Höhepunkt. Der Propeller der Fee, die einem Kind zehn Wünsche freistellt, rattert so laut, dass die gute Frau alle Wünsche missversteht und etwa auf die Bestellung „Ich wünsche mir, dass ich fliegen kann“ einen „Ziegen-Schwan“ herbeizaubert. Solche Späße betören den edelsten Ritter. Er fordert ein Da capo, aber zackzack, schließlich ist er bewaffnet.
RUDOLF NEUMAIER
Lorenz Pauli, Kathrin Schärer: 3 freche Mäuse.
Atlantis-Verlag 2013. 112 Seiten, 14,95 Euro.
FOTO: ILLUSTRATION AUS LORENZ PAULI UND KATHRIN SCHÄRER: 3 FRECHE MÄUSE
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»Mit viel Sprachwitz und- spielerei gelingt es Lorenz Pauli mit einfachen Erzählungen speziell für Leseanfänger das Mitdenken und das antizipierende Lesen zu fördern.« buecherkinder.de