Der 30. April 1945, häufig als „letzter Werktag des Dritten Reiches“ bezeichnet, ist der Tag, an dem sich Hitler erschoss und sich damit feige seiner Verantwortung als Kriegsverbrecher entzog. In seinem Buch versucht der Autor und Filmemacher Alexander Kluge (unterstützt von seinem
Schriftstellerkollegen Reinhard Jirgl), einen Überblick zu geben, was an diesem historischen Tag rund um den Erdball…mehrDer 30. April 1945, häufig als „letzter Werktag des Dritten Reiches“ bezeichnet, ist der Tag, an dem sich Hitler erschoss und sich damit feige seiner Verantwortung als Kriegsverbrecher entzog. In seinem Buch versucht der Autor und Filmemacher Alexander Kluge (unterstützt von seinem Schriftstellerkollegen Reinhard Jirgl), einen Überblick zu geben, was an diesem historischen Tag rund um den Erdball geschah.
In vertrauter Kluge’scher Manier werden kleine Begebenheiten, Ereignisse und Anekdoten von diesem letzten Apriltag des Jahres 1945 erzählt. Die Geschichten beruhen teilweise auf Tatsachen, andere sind Fiktionen. Deutsche Wehrmachtsangehörige und Zivilisten kommen ebenso zu Wort wie alliierte Politiker und Militärs. Von der zusammenbrechenden Front über die zerstörten Städte, die Reichshauptstadt, die neutrale Schweiz bis in die USA reichen die Orte der Prosa-Miniaturen.
Da wird von einem Flüchtlingslager berichtet, vom letzten Meteorologen von Pillau, von einem Scharmützel an einer Berliner S-Bahn-Station, von einer Entbindungsstation im Keller der Charité oder von einer Soldatenhochzeit an diesem Tag. Mitunter sind es absurde Begebenheiten, die man mit diesem Datum aus heutiger Sicht nicht in Verbindung bringen würde, wenn z.B. ein Bankbeamter im schon von der Roten Armee besetzten Pommern telegrafisch 300.000 Reichsmark nach Westfalen überwies, das schon unter britischer Kontrolle war. Immerhin durchlief die Telegrafenübermittlung dabei siebenmal die Frontlinien. Oder wenn das Zugpersonal eines Güterzuges an der Schweizer Grenze seine Loyalität zum Reich niederlegt und in den schweizerischen Dienst tritt. Alexander Kluge selbst hat diesen Tag als 13jähriger in einer Stadt nördlich des Harzes erlebt, die seit dem 11. April schon von den Amerikanern besetzt war.
Man mag darüber streiten, ob an diesem 30. April 1945, das „zweite Leben der Deutschen“ oder (wie es im Untertitel heißt) „die Westbindung der Deutschen begann“ - immerhin dauerte der Wahnsinn noch acht Tage, in denen noch viele ihr Leben lassen mussten. Kluge zeigt aber, wie für viele schon die Neuorientierung begann, eine „Wandlung in den Köpfen der Überlebenden“. Obwohl jeder einzelne Text für sich steht, ergibt sich auf den reichlich 300 Seiten ein Panorama des Kriegsendes vor siebzig Jahren.