Jeder kennt die strammen Jungs in ihren bunten Pluderhöschen, die auf den Papst aufpassen. Und fast jeder weiß, dass sich die Schweizergarde tatsächlich aus Schweizern rekrutiert. Aber woher kommt der Nachwuchs für diese Truppe? Wer rekrutiert diese Leibgarde? Die Schweizer Armee? Der Abt des Klosters Einsiedeln? Oder vielleicht doch ein Headhunter im Nadelstreifen, der nebenbei auch Manager vermittelt?
In der Liste verspotteter und lächerlicher Musikinstrumente rangiert es gleich nach dem Dudelsack: das Alphorn. Unhandlich ? man braucht eine ganze Bergwiese, um es zu spielen. Schwerfällig ? Triller und Sechzehntel lassen sich ihm nur schwer entlocken. Uncool - Jazz, Rock und Pop können gut auf die Zwei-Meter-Tröte verzichten. Oder etwa nicht? Wie ist es, wenn man selbst in das Horn stößt ? und eine überraschende Welt entdeckt. Denn das Alphorn ist irgendwie wie die Schweiz: Es wirkt behäbig und altväterlich, hat's aber ganz dick hinter den Ohren.
Wolfgang Koydl hat es ausprobiert ? dies und vieles andere, am eigenen Leib, mit vollem körperlichem und geistigem Einsatz, kein Risiko scheuend. Von Romanshorn bis in die Romandie, vom Thurgau bis ins Tessin ? er hat der Schweiz den Puls gefühlt, er ist ihr unter die Haut gekrochen. Er hat die merkwürdigen Rituale der Banken am Paradeplatz studiert. Er hat erprobt, wie es sich anfühlt, ohne Geld eine Luxus-Uhr zu kaufen. Er hat Kühe gemolken und Jodeln gelernt, er hat sich in Basel ins Stadion gewagt und ist mit Bernhardinern durch die Berge gewandert. Ja, er hat sogar seine sensiblen teutonischen Stimmbänder auf dem Altar des Schweizerdeutschen geopfert.
In der Liste verspotteter und lächerlicher Musikinstrumente rangiert es gleich nach dem Dudelsack: das Alphorn. Unhandlich ? man braucht eine ganze Bergwiese, um es zu spielen. Schwerfällig ? Triller und Sechzehntel lassen sich ihm nur schwer entlocken. Uncool - Jazz, Rock und Pop können gut auf die Zwei-Meter-Tröte verzichten. Oder etwa nicht? Wie ist es, wenn man selbst in das Horn stößt ? und eine überraschende Welt entdeckt. Denn das Alphorn ist irgendwie wie die Schweiz: Es wirkt behäbig und altväterlich, hat's aber ganz dick hinter den Ohren.
Wolfgang Koydl hat es ausprobiert ? dies und vieles andere, am eigenen Leib, mit vollem körperlichem und geistigem Einsatz, kein Risiko scheuend. Von Romanshorn bis in die Romandie, vom Thurgau bis ins Tessin ? er hat der Schweiz den Puls gefühlt, er ist ihr unter die Haut gekrochen. Er hat die merkwürdigen Rituale der Banken am Paradeplatz studiert. Er hat erprobt, wie es sich anfühlt, ohne Geld eine Luxus-Uhr zu kaufen. Er hat Kühe gemolken und Jodeln gelernt, er hat sich in Basel ins Stadion gewagt und ist mit Bernhardinern durch die Berge gewandert. Ja, er hat sogar seine sensiblen teutonischen Stimmbänder auf dem Altar des Schweizerdeutschen geopfert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.05.2013Selbstversuch im Schweizerland
Noch ein Buch über die Schweiz - musste das sein? Ist dieser "große buckelige Felsblock mit dünner Grasdecke" (Mark Twain) nicht schon dutzendfach beschrieben worden? Dieses Buch kommt etwas anders daher, der Schweiz-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung" nähert sich dem Land nicht als Reisender, sondern als ein Probierender. Als Germane versucht er, in die Rolle diverser Eidgenossen zu schlüpfen. Er betätigt sich als Jodler, als Melker oder Postbus-Fahrer, er will sehen, wie man Schweizergardist wird, wie man Kühe im Herbst von der Alm treibt oder nachts den Gotthard-Tunnel kontrolliert. Das sind pfiffige Selbstversuche, da kann man mit mehr oder minder feiner Ironie die Sitten und Gebräuche eines Volkes beschreiben. Die dreiunddreißig Geschichten (die Zahl ist eher zufällig gewählt) sind denn auch eine meist kurzweilige Lektüre. Man lernt sehr viel über das Land im überwiegend gut kontrollierten Plauderton. Der Autor hangelt sich auch nicht nur an den altbekannten Klischees entlang - vom Alphornblasen bis zum CH-Rachenlaut. Dafür kennt er das Land zu gut. Mitunter gelingt es ihm sogar, im eher banalen Blick auf den quietschgelben Postbus etwas Landestypisches zu entdecken - den Schweizer Sinn für Maß und Mitte, die Aversion gegen jene, die sich etwas Besseres dünken. Einige Geschichten sind indes leider bloß Anekdötchen, in denen man mehr über die Eigenarten des Autors erfährt als über die Schrullen dieses Bergvolkes.
km.
"33 Dinge, die man in der Schweiz unbedingt getan haben sollte - Ein teutonischer Selbstversuch" von Wolfgang Koydl. Orell Füssli Verlag, Zürich 2013. 239 Seiten. Gebunden, 14,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Noch ein Buch über die Schweiz - musste das sein? Ist dieser "große buckelige Felsblock mit dünner Grasdecke" (Mark Twain) nicht schon dutzendfach beschrieben worden? Dieses Buch kommt etwas anders daher, der Schweiz-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung" nähert sich dem Land nicht als Reisender, sondern als ein Probierender. Als Germane versucht er, in die Rolle diverser Eidgenossen zu schlüpfen. Er betätigt sich als Jodler, als Melker oder Postbus-Fahrer, er will sehen, wie man Schweizergardist wird, wie man Kühe im Herbst von der Alm treibt oder nachts den Gotthard-Tunnel kontrolliert. Das sind pfiffige Selbstversuche, da kann man mit mehr oder minder feiner Ironie die Sitten und Gebräuche eines Volkes beschreiben. Die dreiunddreißig Geschichten (die Zahl ist eher zufällig gewählt) sind denn auch eine meist kurzweilige Lektüre. Man lernt sehr viel über das Land im überwiegend gut kontrollierten Plauderton. Der Autor hangelt sich auch nicht nur an den altbekannten Klischees entlang - vom Alphornblasen bis zum CH-Rachenlaut. Dafür kennt er das Land zu gut. Mitunter gelingt es ihm sogar, im eher banalen Blick auf den quietschgelben Postbus etwas Landestypisches zu entdecken - den Schweizer Sinn für Maß und Mitte, die Aversion gegen jene, die sich etwas Besseres dünken. Einige Geschichten sind indes leider bloß Anekdötchen, in denen man mehr über die Eigenarten des Autors erfährt als über die Schrullen dieses Bergvolkes.
km.
"33 Dinge, die man in der Schweiz unbedingt getan haben sollte - Ein teutonischer Selbstversuch" von Wolfgang Koydl. Orell Füssli Verlag, Zürich 2013. 239 Seiten. Gebunden, 14,95 Euro.
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