Die vierzig Gegenstände der Betrachtung, denen sich der Hamburger Autor Ulf Witt widmet, sind alltäglich. Die Kurzgedichte, die er daraus formt, sind es nicht. Sie wirken wie Blitzlichter, die auf der Netzhaut des Lesers noch lange nachglühen. Frei nach der japanischen Tradition der Tanka - fünfzeiligen Gedichten, in denen Natur- und Selbstbetrachtung miteinander verschmelzen-, verbindet der Autor einen Sinneseindruck mit der inneren Haltung, die er dazu einnimmt. Das Ergebnis ist berührender Klartext, dem die fernöstliche Inspiration deutlich anzumerken ist. Die Schwarz-Weiß-Fotografien, die jedem Gedicht gegenübergestellt sind, kommentieren den Text teils ironisch, teils mit einem wehmütigen Blick auf Objekte, die schon längst aus unserem Alltag verschwunden sind.Die bebilderten Fünfzeiler scheinen perfekt in eine Mediengesellschaft zu passen, die maximalen Input bei minimalem Zeitaufwand fordert. Dabei entpuppen sich die "40 Gegenstände der Betrachtung" allerdings als Trojanisches Pferd - sie erzeugen beim Leser einen Zustand meditativer Entschleunigung.