Eine zwiespältige Angelegenheit, dieses Buch.
Interessantes Setting, auch der Plot ist vielversprechend. Auch die Gedanken, die sich der Autor zu den Auswirkungen der plötzlich stehen gebliebenen Zeit gemacht hat, sowie die daraus folgenden Handlungen und Verstrickungen sind durchaus fein
erdacht.
Leider ist das ganze verpackt in eine unfassbar prätentiöse Sprache. Auf dem dem Buchdeckel wird…mehrEine zwiespältige Angelegenheit, dieses Buch.
Interessantes Setting, auch der Plot ist vielversprechend. Auch die Gedanken, die sich der Autor zu den Auswirkungen der plötzlich stehen gebliebenen Zeit gemacht hat, sowie die daraus folgenden Handlungen und Verstrickungen sind durchaus fein erdacht.
Leider ist das ganze verpackt in eine unfassbar prätentiöse Sprache. Auf dem dem Buchdeckel wird euphemistisch von einer "poetischen Sprache, die ihresgleichen sucht" gesprochen. Nunja. Einige der diversen Stilmittel funktionieren gut oder auch sehr gut - aber die meisten Allegorien, Metaphern und umständlichen Satzkonstrukte nerven schlicht. Derart viel wird dem armen Text setllenweise aufgeladen, dass dieser nur keuchend und erschöpft unter der Last zusammenbrechen kann. Was er dann auch tut.
Meines Erachtens leider ein Musterbeispiel für den Einsatz von derartigen Stilmitteln aus mehr oder minder reinem Selbstzweck, um literarischen Anspruch vorzutäuschen. Das wurde auch noch belohnt mit der Aufnahme in die Shortlist des Deutschen Buchpreises.
Nichtsdestotrotz sind all diese Allegorien und sonstigen sprachlichen Bilder, samt der oft schwurbeligen Satzstruktur gleich doppelt ärgerlich - einerseits hindern sie die Lesbarkeit ungemein und wirken obendrein ein bisschen wie Angeberei des Autors, der zeigen will, was er so kann, koste es was es wolle. Noch schlimmer aber: ich habe Probleme, dem Autor seinen Ich-Erzähler zu glauben. Man erfährt, dass er Journalist ist und seit fünf Jahren in der Nullzeit lebt. Er selbst sagt auch, dass er vieler der Effekte eben dieser Nullzeit inzwischen überdrüssig geworden ist, was mehr als plausibel ist. Bloß setzt er im gleichen Atemzug an, eben diese Effekte (und im weiteren Verlauf noch viele weitere) in wildesten Metaphern, Gleichungen u.ä. auszumalen und zu beschreiben. In einer Art und Weise, die ich ihm vermutlich selbst dann nicht abnehmen würde, wenn er die Nullzeit-Auswirkungen zum ersten Mal erleben und beobachten würde. Wiederum wirkt das mehr so als würde sich der Autor hauptsächlich selbst daran berauschen, wie gründlich er sich das ganze Nullzeit-Weltbild zusammengedacht hat.
Wen also prätentiöse - ich meine poetische - Sprache nicht stört, bzw. wer diese sogar mag, dem sei dieses Buch empfohlen. Allen anderen sei der Tipp gegeben, dass für dieses Buch eine gute Portion Ausdauer vonnöten ist.