Paul Auster, der bekannte amerikanische Bestsellerautor, legt in Gestalt eines Rätselspiels sein bisher umfangreichstes Werk und Opus magnum vor: die vierfach unterschiedlich erzählte Geschichte eines jungen Amerikaners in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts - ein Epos voll mit Politik, Zeitgeschichte, Liebe, Leidenschaft und dem wechselvollen Spiel des Zufalls.'4 3 2 1' - das sind vier Variationen eines Lebens: Archibald Ferguson, von allen nur Archie genannt, wächst im Newark der fünfziger Jahre auf. "Was für ein interessanter Gedanke", sagt er sich als kleiner Junge, "sich vorzustellen, wie für ihn alles anders sein könnte, auch wenn er selbst immer derselbe bliebe. Ja, alles war möglich, und nur weil etwas auf eine bestimmte Weise geschah, hieß das noch lange nicht, dass es nicht auch auf eine andere Weise geschehen konnte." Im Verein mit der höheren Macht einer von Paul Auster raffiniert dirigierten literarischen Vorsehung entspinnen sich nun vier unterschiedliche Versionen von Archies Leben: provinziell und bescheiden; kämpferisch, aber vom Unglück verfolgt; betroffen und besessen von den Ereignissen der Zeit; künstlerisch genial begabt und nach den Sternen greifend. Und alle vier sind vollgepackt mit Abenteuern, Liebe, Lebenskämpfen und den Schlägen eines unberechenbaren Schicksals ... '4 3 2 1' ist ein faszinierendes Gedankenspiel und ein Höhepunkt in Austers Schaffen. Seine großen Themen, das Streben nach Glück, die Rolle des Zufalls, Politik und Zeitgeschichte von Hiroshima bis Vietnam - alle sind hier versammelt und verdichtet in den hoffnungsvollen Lebenswegen eines jungen Mannes, der sein Glück in der Welt zu finden sucht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2017Baseball
und Weltliteratur
Zum Urlaub in die USA? Selbst für Freunde Amerikas ist das eine heikle Frage, in Zeiten Donald Trumps. Doch es gibt einen wunderbaren Zugang zur Größe dieses Landes – Paul Austers Roman „4 3 2 1“. Der Held, Archibald Ferguson, wächst in bewegten Zeiten heran, im Amerika der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Protest gegen den Vietnamkrieg, Studentenrevolte und Rassenunruhen bilden die Kulisse. Bildungshunger treibt Archie an, er saugt die Weltliteratur in sich auf, schreibt Romane – und liebt Baseball. Archie ist kompliziert. Paul Auster macht es noch komplizierter. Er erzählt „4 3 2 1“ in vier Episoden. Dreimal stirbt Archie, jedes Mal darf er weiterleben, allerdings unter veränderten Umständen. Mal bleiben seine Eltern zusammen, mal trennen sie sich, mal fühlt Archie sich zu Mädchen, mal zu Jungen hingezogen. Verwirrend? Nein, ein genialer Kunstgriff des Autors. Beides, Zufall und Charakter eines Menschen, bestimmen das Leben. Auster schuf eine Sinfonie in vier Sätzen – über sein eigenes Leben. Dabei genügt ihm ein einziges Instrument: Erzählkunst.
HENDRIK MUNSBERG
Paul Auster: 4 3 2 1.
Roman. Aus dem
Englischen von Werner
Schmitz, Nikolaus
Stingl, Thomas
Gunkel und Karsten
Singelmann. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017. 1264 S., 29,95 Euro. E-Book 26,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
und Weltliteratur
Zum Urlaub in die USA? Selbst für Freunde Amerikas ist das eine heikle Frage, in Zeiten Donald Trumps. Doch es gibt einen wunderbaren Zugang zur Größe dieses Landes – Paul Austers Roman „4 3 2 1“. Der Held, Archibald Ferguson, wächst in bewegten Zeiten heran, im Amerika der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Protest gegen den Vietnamkrieg, Studentenrevolte und Rassenunruhen bilden die Kulisse. Bildungshunger treibt Archie an, er saugt die Weltliteratur in sich auf, schreibt Romane – und liebt Baseball. Archie ist kompliziert. Paul Auster macht es noch komplizierter. Er erzählt „4 3 2 1“ in vier Episoden. Dreimal stirbt Archie, jedes Mal darf er weiterleben, allerdings unter veränderten Umständen. Mal bleiben seine Eltern zusammen, mal trennen sie sich, mal fühlt Archie sich zu Mädchen, mal zu Jungen hingezogen. Verwirrend? Nein, ein genialer Kunstgriff des Autors. Beides, Zufall und Charakter eines Menschen, bestimmen das Leben. Auster schuf eine Sinfonie in vier Sätzen – über sein eigenes Leben. Dabei genügt ihm ein einziges Instrument: Erzählkunst.
HENDRIK MUNSBERG
Paul Auster: 4 3 2 1.
Roman. Aus dem
Englischen von Werner
Schmitz, Nikolaus
Stingl, Thomas
Gunkel und Karsten
Singelmann. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017. 1264 S., 29,95 Euro. E-Book 26,99 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2017Alles könnte doch ganz anders sein
Paul Auster erzählt in seinem Roman "4 3 2 1", wie die moderne amerikanische Gesellschaft wurde, was sie heute ist.
Von Heiko Maas
Es hatte so ausgesehen, als ginge die Welt unter - und dann tat sie es doch nicht: Paul Auster lotet Möglichkeiten und Grenzen persönlicher Entwicklung aus.
Dass der Titel "4 3 2 1" ein Countdown ist, der die gesamte Handlung strukturiert, erfährt der Leser erst auf den letzten Seiten von Paul Austers jüngstem Roman. Das Werk bietet ein Panorama der amerikanischen Nachkriegsgesellschaft und ist ein gleich vierfacher Bildungsroman. Erzählt werden Herkunft und Geschichte von Archie Ferguson, der 1947 vor den Toren New Yorks das Licht der Welt erblickt.
Der Leser erlebt das Leben Fergusons in vier verschiedenen Verläufen: Jedes der sieben Kapitel des Buches ist in vier Abschnitte unterteilt, die jeweils eine andere Entwicklung des Protagonisten zeigen. In einem Erzählstrang stirbt Ferguson im Alter von dreizehn Jahren an einem Blitzschlag, in einem anderen mit zwanzig bei einem Unfall in London, wo er sein erstes Buch präsentieren soll und den Linksverkehr vergisst. Der dritte Erzählstrang endet 1971 mit dem Feuertod des Helden, da sein Nachbar mit der Zigarette in der Hand einschläft. Diese drei Fergusons werden nicht alt.
Im vierten Erzählstrang wird Ferguson Schriftsteller, und diese Geschichte endet im Jahr 1970 mit dem Entschluss, sein eigenes Leben zum Gegenstand eines Buches zu machen und drei andere Versionen seiner selbst zu erfinden: "Ein Buch über vier identische, aber verschiedene Menschen mit demselben Namen". Auch der Titel dieses Projekts wird genannt: "4 3 2 1".
Dem Leser offenbart sich dieses Erzählprinzip, das an den deutschen Filmhit "Lola rennt" erinnert, wenn er im dritten Kapitel feststellt, dass Fergusons Leben plötzlich eine andere Wendung nimmt, als es im vorhergehenden Kapitel dargestellt war. Allen vier Fergusons ist gemein, dass sie den Verlust geliebter Menschen, gesellschaftliche Veränderungen und persönliche Niederlagen zu verkraften haben. Und so unterschiedlich sich die vier Lebensläufe des jungen Helden darstellen: Ferguson, seine Mutter, sein Vater und alle anderen auftretenden Figuren sind in allen vier Versionen die gleichen Personen. Die vier Erzählstränge sind nur vier verschiedene Möglichkeiten, in denen sich das Schicksal von Archie Ferguson realisiert.
Die Idee des eigenen Lebens im Konjunktiv durchzieht den gesamten Roman: "Was für ein interessanter Gedanke, dachte Ferguson: sich vorzustellen, wie für ihn alles anders sein könnte, auch wenn er selbst immer derselbe bliebe." Ein Gedanke, den wohl jeder schon einmal hatte. Auch ich frage mich manchmal: Wie wäre mein Leben wohl verlaufen, wenn ich diesen Menschen nicht getroffen, jene Wahl gewonnen oder - statt in die Politik zu gehen - meinem Jugendtraum gefolgt und Fußballer oder Förster geworden wäre? Bei aller Tragik in Fergusons Leben ist dies die versöhnliche und hoffnungsfrohe Botschaft des Buches: dass das Leben Perspektiven hat. Der allwissende Erzähler der vier Lebensläufe überwindet das Dilemma, in dem der vierzehnjährige Ferguson steckt: "Dass man nie wissen kann, ob man eine falsche Entscheidung getroffen hat oder nicht. Um das zu wissen, müsste man alle Tatsachen kennen, und um alle Tatsachen zu kennen, müsste man an zwei Orten zugleich sein - und das ist nicht möglich." Austers Spiel mit seinem vierfachen Helden balanciert gekonnt auf der Mitte zwischen Fatalismus und Selbstverwirklichung. Er lotet anhand der Biographie von Archie Ferguson den Möglichkeitsraum aus, in dem sich das menschliche Leben zwischen Vorherbestimmung, Zufall und eigenen Entscheidungen entfaltet.
Wie so oft ist auch dieser Roman Austers autobiographisch geprägt: Alle Fergusons teilen mit ihm Geburtsjahr, Geburtsort, die osteuropäisch-jüdische Abstammung, Sportbegeisterung und die Leidenschaft für Literatur, Schriftstellerei und das Kino.
Ich teile Paul Austers große, wenn auch nicht unkritische Liebe zu den Vereinigten Staaten, seit ich Mitte der 1980er Jahre nach der Schule für ein Dreivierteljahr durch die Vereinigten Staaten gereist bin. Bis heute sind sie das Land, in dem ich am meisten Zeit außerhalb Deutschlands verbracht habe. Seitdem ich Austers wunderbare New-York-Trilogie für mich entdeckt hatte, begleiten mich seine Bücher.
"4 3 2 1" thematisiert grundlegende Konflikte und den Aufbruch in der amerikanischen Gesellschaft der 1960er Jahre: die Bürgerrechtsbewegung und den Kampf gegen Rassismus und für die Gleichberechtigung der Schwarzen, das Selbstverständnis von Frauen zwischen Mutterrolle und Berufstätigkeit, die Studentenproteste im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg.
Auster zeigt den gesellschaftlichen Modernisierungsprozess, der Selbstbestimmung erkämpft und Vielfalt ermöglicht hat. Und er leuchtet die Nischen aus, in denen sich die amerikanische Identität von Zuwanderern bildet. Er zeigt unverblümt, wie sich Amerikaner jüdischer Herkunft, die vor Armut und Verfolgung in die Vereinigten Staaten geflohen waren, gegen die Emanzipation der Schwarzen stemmten. Einer der vier Fergusons trainiert als Bisexueller verschiedene Methoden der Verstellung, um sich ausleben zu können, ohne als Teil einer verfolgten Minderheit sichtbar zu werden.
Paul Auster erzählt mit der Geschichte der vier Fergusons, wie die moderne amerikanische Gesellschaft wurde, was sie heute ist - und was seit der Wahl Trumps zum Präsidenten wieder zur Disposition steht. Und so ist es auch mit Blick auf die Gegenwart ein hoffnungsvoller Satz, wenn Ferguson einmal erleichtert bemerkt: "Es war gut, sich für das Anderssein nicht zu schämen."
Heiko Maas, SPD, ist Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz. Gerade ist von ihm das Buch "Aufstehen statt wegducken: Eine Strategie gegen Rechts" erschienen (Piper-Verlag).
Paul Auster: "4 3 2 1". Roman. Aus dem Englischen von Thomas Gunkel, Werner Schmitz. Karsten Singelmann und Nikolaus Stingl. Rowohlt-Verlag, 1264 Seiten, 29,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Paul Auster erzählt in seinem Roman "4 3 2 1", wie die moderne amerikanische Gesellschaft wurde, was sie heute ist.
Von Heiko Maas
Es hatte so ausgesehen, als ginge die Welt unter - und dann tat sie es doch nicht: Paul Auster lotet Möglichkeiten und Grenzen persönlicher Entwicklung aus.
Dass der Titel "4 3 2 1" ein Countdown ist, der die gesamte Handlung strukturiert, erfährt der Leser erst auf den letzten Seiten von Paul Austers jüngstem Roman. Das Werk bietet ein Panorama der amerikanischen Nachkriegsgesellschaft und ist ein gleich vierfacher Bildungsroman. Erzählt werden Herkunft und Geschichte von Archie Ferguson, der 1947 vor den Toren New Yorks das Licht der Welt erblickt.
Der Leser erlebt das Leben Fergusons in vier verschiedenen Verläufen: Jedes der sieben Kapitel des Buches ist in vier Abschnitte unterteilt, die jeweils eine andere Entwicklung des Protagonisten zeigen. In einem Erzählstrang stirbt Ferguson im Alter von dreizehn Jahren an einem Blitzschlag, in einem anderen mit zwanzig bei einem Unfall in London, wo er sein erstes Buch präsentieren soll und den Linksverkehr vergisst. Der dritte Erzählstrang endet 1971 mit dem Feuertod des Helden, da sein Nachbar mit der Zigarette in der Hand einschläft. Diese drei Fergusons werden nicht alt.
Im vierten Erzählstrang wird Ferguson Schriftsteller, und diese Geschichte endet im Jahr 1970 mit dem Entschluss, sein eigenes Leben zum Gegenstand eines Buches zu machen und drei andere Versionen seiner selbst zu erfinden: "Ein Buch über vier identische, aber verschiedene Menschen mit demselben Namen". Auch der Titel dieses Projekts wird genannt: "4 3 2 1".
Dem Leser offenbart sich dieses Erzählprinzip, das an den deutschen Filmhit "Lola rennt" erinnert, wenn er im dritten Kapitel feststellt, dass Fergusons Leben plötzlich eine andere Wendung nimmt, als es im vorhergehenden Kapitel dargestellt war. Allen vier Fergusons ist gemein, dass sie den Verlust geliebter Menschen, gesellschaftliche Veränderungen und persönliche Niederlagen zu verkraften haben. Und so unterschiedlich sich die vier Lebensläufe des jungen Helden darstellen: Ferguson, seine Mutter, sein Vater und alle anderen auftretenden Figuren sind in allen vier Versionen die gleichen Personen. Die vier Erzählstränge sind nur vier verschiedene Möglichkeiten, in denen sich das Schicksal von Archie Ferguson realisiert.
Die Idee des eigenen Lebens im Konjunktiv durchzieht den gesamten Roman: "Was für ein interessanter Gedanke, dachte Ferguson: sich vorzustellen, wie für ihn alles anders sein könnte, auch wenn er selbst immer derselbe bliebe." Ein Gedanke, den wohl jeder schon einmal hatte. Auch ich frage mich manchmal: Wie wäre mein Leben wohl verlaufen, wenn ich diesen Menschen nicht getroffen, jene Wahl gewonnen oder - statt in die Politik zu gehen - meinem Jugendtraum gefolgt und Fußballer oder Förster geworden wäre? Bei aller Tragik in Fergusons Leben ist dies die versöhnliche und hoffnungsfrohe Botschaft des Buches: dass das Leben Perspektiven hat. Der allwissende Erzähler der vier Lebensläufe überwindet das Dilemma, in dem der vierzehnjährige Ferguson steckt: "Dass man nie wissen kann, ob man eine falsche Entscheidung getroffen hat oder nicht. Um das zu wissen, müsste man alle Tatsachen kennen, und um alle Tatsachen zu kennen, müsste man an zwei Orten zugleich sein - und das ist nicht möglich." Austers Spiel mit seinem vierfachen Helden balanciert gekonnt auf der Mitte zwischen Fatalismus und Selbstverwirklichung. Er lotet anhand der Biographie von Archie Ferguson den Möglichkeitsraum aus, in dem sich das menschliche Leben zwischen Vorherbestimmung, Zufall und eigenen Entscheidungen entfaltet.
Wie so oft ist auch dieser Roman Austers autobiographisch geprägt: Alle Fergusons teilen mit ihm Geburtsjahr, Geburtsort, die osteuropäisch-jüdische Abstammung, Sportbegeisterung und die Leidenschaft für Literatur, Schriftstellerei und das Kino.
Ich teile Paul Austers große, wenn auch nicht unkritische Liebe zu den Vereinigten Staaten, seit ich Mitte der 1980er Jahre nach der Schule für ein Dreivierteljahr durch die Vereinigten Staaten gereist bin. Bis heute sind sie das Land, in dem ich am meisten Zeit außerhalb Deutschlands verbracht habe. Seitdem ich Austers wunderbare New-York-Trilogie für mich entdeckt hatte, begleiten mich seine Bücher.
"4 3 2 1" thematisiert grundlegende Konflikte und den Aufbruch in der amerikanischen Gesellschaft der 1960er Jahre: die Bürgerrechtsbewegung und den Kampf gegen Rassismus und für die Gleichberechtigung der Schwarzen, das Selbstverständnis von Frauen zwischen Mutterrolle und Berufstätigkeit, die Studentenproteste im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg.
Auster zeigt den gesellschaftlichen Modernisierungsprozess, der Selbstbestimmung erkämpft und Vielfalt ermöglicht hat. Und er leuchtet die Nischen aus, in denen sich die amerikanische Identität von Zuwanderern bildet. Er zeigt unverblümt, wie sich Amerikaner jüdischer Herkunft, die vor Armut und Verfolgung in die Vereinigten Staaten geflohen waren, gegen die Emanzipation der Schwarzen stemmten. Einer der vier Fergusons trainiert als Bisexueller verschiedene Methoden der Verstellung, um sich ausleben zu können, ohne als Teil einer verfolgten Minderheit sichtbar zu werden.
Paul Auster erzählt mit der Geschichte der vier Fergusons, wie die moderne amerikanische Gesellschaft wurde, was sie heute ist - und was seit der Wahl Trumps zum Präsidenten wieder zur Disposition steht. Und so ist es auch mit Blick auf die Gegenwart ein hoffnungsvoller Satz, wenn Ferguson einmal erleichtert bemerkt: "Es war gut, sich für das Anderssein nicht zu schämen."
Heiko Maas, SPD, ist Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz. Gerade ist von ihm das Buch "Aufstehen statt wegducken: Eine Strategie gegen Rechts" erschienen (Piper-Verlag).
Paul Auster: "4 3 2 1". Roman. Aus dem Englischen von Thomas Gunkel, Werner Schmitz. Karsten Singelmann und Nikolaus Stingl. Rowohlt-Verlag, 1264 Seiten, 29,95 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Die Ironie des Schicksals toppt Pauls Auster um Längen, versichert Judith von Sternburg, die den neuen 1250 Seiten starken Roman "4 3 2 1" gleich zu seinem Erscheinen bespricht. Auster spielt wieder einmal höchst geschickt sein "literarisches Katz- und Mausspiel", das er natürlich selbst mit größter Sorgfalt unterläuft, freut sich die Kritikerin. Sie betont auch, dass Auster seinen Helden Archibald Ferguson zwar mehrmals über die Klinge springen lässt, dabei aber nie zynisch werde. Immer wieder schickt er den freunlichen, hübschen und begabten Jungen ins Rennen gegen das Schicksal, und nur winzige Abweichungen im Weltenlauf führen dazu, dass auch Archibalds Leben jedesmal ein andere Wendungen nimmt. Dass dabei die amerikanische Geschichte der fünfziger und sechziger Jahre zu ihrem Recht kommt gefällt der Rezensentin ebenso wie die geschmeidige Übersetzung, die von gleich vier Übersetzern besorgt wurde, um den internationalen Erscheinungstag einzuhalten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Austers Roman ist vieles in einem: ein Familienepos, die Geschichte dreier Familien, die vielfältig miteinander verflochten sind. Ein Zeitroman, eine postmodern verspielte Autobiographie. Ein Roman übers Erwachsenwerden, eine Parabel über das menschliche Schicksal und die sich endlos gabelnden Wege, denen sich ein Mensch auf seinem Gang durchs Leben stellen muss. BR