"Ich setzte mich und griff nach einem Blatt Papier. Dann eben die Fakten auflisten. Ich liebe Listen. Sie schaffen Ordnung und geben einem das Gefühl, dass alles genau so ist, wie es da steht, und nicht doch ganz anders. Ich notierte:
- Niemand weiß, wer mein Vater ist, nicht mal meine Mutter.
- Er war Bassist, mehr habe ich nicht herausbekommen."
Dass Kiek ihren leiblichen Vater nicht kennt, ist eigentlich kein großes Problem. Aber dass ihre Mutter sich angeblich an kaum etwas erinnern kann, das glaubt Kiek ihr nicht. Also macht sie sich zusammen mit ihrer besten Freundin Lottie auf die Suche nach ihm.
- Niemand weiß, wer mein Vater ist, nicht mal meine Mutter.
- Er war Bassist, mehr habe ich nicht herausbekommen."
Dass Kiek ihren leiblichen Vater nicht kennt, ist eigentlich kein großes Problem. Aber dass ihre Mutter sich angeblich an kaum etwas erinnern kann, das glaubt Kiek ihr nicht. Also macht sie sich zusammen mit ihrer besten Freundin Lottie auf die Suche nach ihm.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.02.2015GUT UND GÜNSTIG
Taschenbücher
Darf ein Kinderbuch über die Schrecken des Krieges auch komisch sein und den Leser zum Lachen bringen? Die große niederländische Autorin Joke van Leeuwen beweist, dass dies durchaus möglich ist, ohne den Ernst des Themas infrage zu stellen. So lässt sie die neunjährige Heldin Toda ganz nüchtern, voller Situationskomik und in der ungebrochenen Naivität, wie sie Kindern in diesem Alter eigen ist, von ihrer Flucht vor dem Krieg erzählen. Bevor ihr Vater sie verlassen muss, hatte er ihr das Buch: Was jeder Soldat wissen muss gezeigt, in dem beschrieben wird, wie ein Soldat sich als Busch tarnen kann. Das tröstet Toda, und fortan stellt sie sich ihren Vater als Busch vor, den niemand finden kann. Toda bleibt bei ihrer Oma, aber als das Kriegsgeschehen näher rückt, soll sie mit anderen Kindern und Flüchtlingen über die Grenze in das Land fliehen, in dem ihre Mutter lebt. Doch sie verliert ihre Gruppe und bleibt ganz allein im Wald zurück.
Joke van Leeuwen ist eine beeindruckende Parabel gegen den Krieg gelungen, ihre skurrilen Zeichnungen spiegeln eindrucksvoll die Sicht des Kindes. (ab 10 Jahre)
Joke van Leeuwen: Als mein Vater ein Busch wurde. Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Oetinger Taschenbuch (0269) 2015. 122 Seiten, 6,99 Euro.
Wenn es um Kikis biologischen Vater geht, verweigert ihre Mutter jegliche Auskunft. Sie sei damals 17 Jahre alt gewesen, betrunken, und der Samenspender sei Bassist in einer Band gewesen. Punkt. Aber mit diesen dürftigen Fakten gibt sich die 14jährige Kiki nicht zufrieden. Sie will unbedingt wissen, wer ihr Vater ist und glaubt ihrer Mutter kein Wort. Zusammen mit ihrer besten Freundin Lottie beginnt sie sich nun einen Vater zusammenzubasteln und befragt dazu die Bassisten aller Bands, die die beiden Mädchen ausfindig machen können. Und Lottie zeichnet aus den Details ein Porträt, das sich Kiki gerahmt übers Bett hängt. Dass sie bei diesen Recherchen in höchst komische, aber auch brenzlige Situationen bis hin zur Festnahme wegen Einbruchs geraten, nehmen sie in Kauf. Hilfreich ist immer wieder Wieger, der Ex-Freund von Kikis Mutter, der Kiki viele Jahre lang ein liebevoller Vater war, nun aber eine eigene Familie mit kleinen Quälgeistern hat. Und auch ihre Oma, mit der Mutter auf Kriegsfuß, hilft ihr bei der Recherche. All das erzählt Kiki munter und mit witziger Selbstironie im authentischen Ton eines Teenagers (von Birgit Erdmann humorvoll ins Deutsch übertragen), und der niederländischen Autorin gelingt es, die Spannung, ob Kiki ihren Vater nun findet und als was er sich schließlich entpuppt, bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. (ab 14 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Mariken Jongman: 5 Dinge, die ich über meinen Vater weiß. Aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann. Carlsen Taschenbuch (1389) 2015. 252 Seiten, 10,99 Euro.
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Taschenbücher
Darf ein Kinderbuch über die Schrecken des Krieges auch komisch sein und den Leser zum Lachen bringen? Die große niederländische Autorin Joke van Leeuwen beweist, dass dies durchaus möglich ist, ohne den Ernst des Themas infrage zu stellen. So lässt sie die neunjährige Heldin Toda ganz nüchtern, voller Situationskomik und in der ungebrochenen Naivität, wie sie Kindern in diesem Alter eigen ist, von ihrer Flucht vor dem Krieg erzählen. Bevor ihr Vater sie verlassen muss, hatte er ihr das Buch: Was jeder Soldat wissen muss gezeigt, in dem beschrieben wird, wie ein Soldat sich als Busch tarnen kann. Das tröstet Toda, und fortan stellt sie sich ihren Vater als Busch vor, den niemand finden kann. Toda bleibt bei ihrer Oma, aber als das Kriegsgeschehen näher rückt, soll sie mit anderen Kindern und Flüchtlingen über die Grenze in das Land fliehen, in dem ihre Mutter lebt. Doch sie verliert ihre Gruppe und bleibt ganz allein im Wald zurück.
Joke van Leeuwen ist eine beeindruckende Parabel gegen den Krieg gelungen, ihre skurrilen Zeichnungen spiegeln eindrucksvoll die Sicht des Kindes. (ab 10 Jahre)
Joke van Leeuwen: Als mein Vater ein Busch wurde. Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Oetinger Taschenbuch (0269) 2015. 122 Seiten, 6,99 Euro.
Wenn es um Kikis biologischen Vater geht, verweigert ihre Mutter jegliche Auskunft. Sie sei damals 17 Jahre alt gewesen, betrunken, und der Samenspender sei Bassist in einer Band gewesen. Punkt. Aber mit diesen dürftigen Fakten gibt sich die 14jährige Kiki nicht zufrieden. Sie will unbedingt wissen, wer ihr Vater ist und glaubt ihrer Mutter kein Wort. Zusammen mit ihrer besten Freundin Lottie beginnt sie sich nun einen Vater zusammenzubasteln und befragt dazu die Bassisten aller Bands, die die beiden Mädchen ausfindig machen können. Und Lottie zeichnet aus den Details ein Porträt, das sich Kiki gerahmt übers Bett hängt. Dass sie bei diesen Recherchen in höchst komische, aber auch brenzlige Situationen bis hin zur Festnahme wegen Einbruchs geraten, nehmen sie in Kauf. Hilfreich ist immer wieder Wieger, der Ex-Freund von Kikis Mutter, der Kiki viele Jahre lang ein liebevoller Vater war, nun aber eine eigene Familie mit kleinen Quälgeistern hat. Und auch ihre Oma, mit der Mutter auf Kriegsfuß, hilft ihr bei der Recherche. All das erzählt Kiki munter und mit witziger Selbstironie im authentischen Ton eines Teenagers (von Birgit Erdmann humorvoll ins Deutsch übertragen), und der niederländischen Autorin gelingt es, die Spannung, ob Kiki ihren Vater nun findet und als was er sich schließlich entpuppt, bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. (ab 14 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Mariken Jongman: 5 Dinge, die ich über meinen Vater weiß. Aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann. Carlsen Taschenbuch (1389) 2015. 252 Seiten, 10,99 Euro.
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