50 Jahre Hägar der Schreckliche, wenn das mal kein Grund zum Feiern ist. Nicht, dass Hägar dafür einen Grund bräuchte, aber der Verlag hat die Gelegenheit genutzt und auf fast 300 Seiten eine Auswahl mit den Höhen und Tiefen eines halben Jahrhunderts zusammengestellt. Zwei Generationen der Brownes
hat Hägar mittlerweile überlebt. Dik Browne zeichnete den Wikinger von 1973 bis 1988 und sein Sohn…mehr50 Jahre Hägar der Schreckliche, wenn das mal kein Grund zum Feiern ist. Nicht, dass Hägar dafür einen Grund bräuchte, aber der Verlag hat die Gelegenheit genutzt und auf fast 300 Seiten eine Auswahl mit den Höhen und Tiefen eines halben Jahrhunderts zusammengestellt. Zwei Generationen der Brownes hat Hägar mittlerweile überlebt. Dik Browne zeichnete den Wikinger von 1973 bis 1988 und sein Sohn Chris, der auch vorher schon am Zeichenstift aushalf und den Stil seines Vaters meisterhaft beherrschte, übernahm von 1988 bis 2018 die alleinige Verantwortung für Text und Bild. Wie schon bei seinem Vater beendeten auch bei Chris gesundheitliche Probleme die Zeichnerkarriere. Seit 2018 übernehmen wechselnd begabte Ersatzleute den Job, was der Qualität der Strips sehr abträglich war. Das letzte Jahrzehnt war leider nur ein müder Abglanz der alten Zeiten.
Michael Bregel hat die Auswahl zusammengestellt und den Jahrzehnten jeweils kurze, aber sehr informative Einleitungen vorangestellt, die auch kritisch mit der qualitativen Entwicklung umgehen. Es ist kein rosarotes Jubelbuch, aber durch den Fokus auf die Glanzzeiten zwischen 1973 und etwa 2000 ist die Auswahl insgesamt sehr gelungen. Sie ist repräsentativ, vielfältig und berücksichtigt alle relevanten Protagonisten. Es gab immer schon Themenwiederholungen, das bleibt bei mehreren Tausend Strips einfach nicht aus und ist auch das Konzepts eines Running Gags, so dass es viel mehr darauf ankommt, wie kreativ das Thema variiert wird. Hägars liebenswerter Anarchohumor, der zwischen Familienleben und Raubzügen hin und her pendelt und dabei unsere heutigen Probleme karikiert, ist bis heute zeitlos geblieben. Dass in den letzten 10 Jahren zunehmend moderne Ausstattungsstücke in Hägars Welt Einzug halten, zerstört gerade diesen Aspekt seines Witzes, aber zum Glück nehmen diese Entgleisungen kaum Raum ein. Ich finde sogar, dass durch diesen Kontrast die außergewöhnliche Kreativität von Dik Browne noch einmal besonders gewürdigt wird, denn in seinen 15 Jahren wurde der gesamte Hägar-Kosmos in allen Facetten geschaffen. Danach kam kaum etwas Neues hinzu. Es ist ein bisschen wie bei den Simpsons, wo eine begrenzte Zahl an Charakteren eine komplette Gesellschaft darstellen, mit allen Macken und Verhaltensweisen, die das Miteinander so anstrengend und interessant machen. Und vielleicht kommt ja irgendwann wieder ein genialer Texter-Zeichner, der Hägar aus dem derzeitigen Jammertal heraus führt. Bei Lucky Luke hat das ja auch funktioniert.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)