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Produktdetails
  • Schriften zu Ordnungsfragen der Wirtschaft
  • Verlag: Lucius & Lucius
  • Seitenzahl: 790
  • Deutsch
  • Abmessung: 230mm
  • Gewicht: 1176g
  • ISBN-13: 9783828200579
  • Artikelnr.: 24292993
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.1998

Fünfzig Jahre Soziale Marktwirtschaft
Vergangenheit und Zukunft eines wirtschaftspolitischen Modells

Dieter Cassel (Herausgeber): 50 Jahre Soziale Marktwirtschaft. Ordnungstheoretische Grundlagen, Realisierungsprobleme und Zukunftsperspektiven einer wirtschaftspolitischen Konzeption. Verlag Lucius & Lucius, Stuttgart 1998, 790 Seiten, 94 DM.

Fünfzig Jahre Währungs- und Wirtschaftsreform - das Jubiläum ist ohne jeden Zweifel ein Anlaß zum Feiern. 1948 ist schließlich die Grundlage für wachsenden Wohlstand und die Stabilisierung der Demokratie in Deutschland gelegt worden. Daß sich dieses Jubiläum auch auf dem Büchermarkt in Form einer wahren Literaturflut niederschlägt, ist keine Überraschung. Der von Dieter Cassel (Duisburg) herausgegebene Sammelband "50 Jahre Soziale Marktwirtschaft" ist eines der besseren Werke, die aus diesem Anlaß erschienen sind. Namhafte Autoren ihres Fachs beschreiben die Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft und entwickeln daraus Perspektiven. Ein Blick in die Genese der ursprünglichen Konzeption dieses Wirtschaftsmodells zeigt schon, wie sehr der heutigen Politik die Einsicht in die Zusammenhänge abhanden gekommen ist. "Soziale Marktwirtschaft" ist mehr als nur eine Marktwirtschaft, der die Politik beliebig einen Wohlfahrtsstaat überstülpt. Sosehr man sich davor hüten sollte, die durchaus differierenden Ansätze der geistigen Väter der Sozialen Marktwirtschaft von Walter Eucken bis Alfred Müller-Armack als ein völlig geschlossenes dogmatisches System zu sehen, so sehr machen doch einige der ideengeschichtlichen Beiträge klar, daß die soziale Komponente dabei nie überstrapaziert werden sollte. Vielmehr ist es darum gegangen, marktkonforme Instrumente der Politik zu entwickeln mit dem Wettbewerb als Ziel.

Im Licht dieser Erkenntnis fällt die Kritik am gegenwärtigen Stand der wirtschaftspolitischen Entwicklung natürlich harsch aus. Der Begriff "Soziale Marktwirtschaft" sei zu einem Alibi verkommen, schreibt Otto Schlecht von der Ludwig-Erhard-Stiftung. Deshalb seien die Probleme der Wiedervereinigung auch so wenig zufriedenstellend gelöst worden. Der deutsche Staat, meint Karl-Hans Hartwig (Bochum), sei noch immer zu sehr und zu oft als Unternehmer tätig, deshalb vernachlässige er seine Kernaufgaben. Wenig gut wird auch die Neigung der Deutschen kommentiert, um jeden Preis das Heil im politischen Konsens zu suchen. Peter Engelhard, Ulrich Fehl und Heiko Geue rücken mit bemerkenswerter Klarheit diesem Mythos zu Leibe; sie untersuchen analytisch das Scheitern aller Versuche - von der "Konzertierten Aktion" Karl Schillers bis zu den "Kanzlerrunden" Helmut Kohls. Anmaßung von Wissen durch Überschätzung der politischen Machbarkeit, zunehmender Korporatismus, kurzatmige Interessenpolitik und ein Verlust an ordnungspolitischer Kohärenz der institutionellen Rahmenbedingungen seien stets die Folge gewesen. DETMAR DOERING

(Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Königswinter)

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