He just doesn't like people who put it to wrongs. _________NOW READ THE SEQUEL: Although the Jack Reacher novels can be read in any order, the ending of 61 Hours is directly followed by Worth Dying For. And be sure not to miss Reacher's newest adventure, no.26, Better off Dead!
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2010Das kann er eigentlich nicht überlebt haben
Fortsetzung folgt: Thriller-Autor Lee Child lässt die Leser im neuen Band über das Schicksal seines Serienhelden Jack Reacher im Unklaren.
Bislang lieferte Lee Child einmal im Jahr. Das machen andere Autoren auch so, die den Thriller-Massenmarkt mit Serienware bedienen. Eine verlässliche Variante, wie "Tatort" schauen. Aber im Kampf um international verwertbare Autorenmarken werden immer neue Vermarktungstricks ausprobiert (F.A.Z. vom 20. März). Diesmal hat es den wortkargen Serienhelden Jack Reacher erwischt. Er muss noch einmal ran in diesem Jahr. Sein Erfinder Lee Child hat das Prinzip des Cliffhanger auf ein zweites Buch ausgedehnt, um die Spannung der Lesergemeinde zu steigern. Kauf zwei, lies eines.
Und das ausgerechnet in seinem besten Jahr, nachdem Child mit "61 Hours" den "kunstvollsten und höchstentwickelten" Roman der nunmehr auf vierzehn Bände angewachsenen Reihe um Jack Reacher geschrieben hat. Davon ist jedenfalls die "New York Times" überzeugt. Und tatsächlich: Nach einer Reihe von recht hölzernen, schablonenhaften Fällen wird man dieses Mal angenehm überrascht.
Reacher strandet als Anhalter mit einem Bus voller Senioren mitten im kältesten Winter in einem Kaff in South Dakota. Das fiktive Bolton ist mit viel Steuergeldern zu einer Gefängnisstadt hochgerüstet worden. Die Besucher der Häftlinge kurbeln Gastronomie und Motelgeschäft an, weil Bolton in der Prärie-Einsamkeit liegt. Der Polizeiapparat ist groß, im Fall eines Ausbruchsversuchs oder Aufstands muss es schnell gehen. Unter Polizeischutz lebt hier auch eine alte Dame, Zeugin eines Verbrechens und dadurch auf die Abschussliste eines mexikanischen Drogenbarons geraten. Der hat es auf eine nahe der Stadt gelegene verlassene Militärbasis abgesehen. Was dort lagert, weiß niemand.
Reacher ahnt von alldem nichts, wird aber zuverlässig wie in jedem Roman vom Verbechen angezogen. Minus dreißig Grad, kein Ausweis, kein Gepäck, kein Ziel, noch nicht einmal eine Winterjacke - die Polizisten finden ihn verdächtig, wie auch anders. So lebt eben nur einer: der planlos durch die Staaten kreuzende, hünenhafte Ritter, der keine Ungerechtigkeit erträgt. Nahkämpfer, Scharfschütze, Analytiker mit ausgeprägter Abneigung gegen Besitz. Kleidung waschen? Er kauft alle paar Tage neue. Eine Reisetasche? Niemals.
Als ein Anwalt erschossen wird, zieht man den ehemaligen Major der Militärpolizei zu Rate. Dann entwickelt er als Personenschützer ungeahnte Einfühlsamkeit. Und Janet Salter, ehemalige Professorin für Bibliothekswissenschaft mit Stationen an der Bodleian in Oxford und in Yale, erweist sich als echte intellektuelle Herausforderung für Reacher. Gleichzeitig zeigt er sich als Meister des Telefonflirts, als er bei seiner alten Dienststelle anruft und außertourlich um Recherchehilfe bittet. Seine Nachfolgerin im Amt hat eine verlockende Stimme, eine, der man alles verrät. Sie sitzt an jenem Schreibtisch, dem Reacher mit dem Kopf eines Verdächtigen eine Mordsdelle beigebracht hat. Reacher missbraucht diese Susan sozusagen fernmündlich, um das Geheimnis des Militärbasis zu lüften. Ein gekonntes Dialogschauspiel, das knapp vor einem Heiratsantrag schwebt.
James Grant ist Jahrgang 1954 und stammt aus dem mittelenglischen Coventry. Er verlor 1997 nach bald zwei Jahrzehnten als Direktor beim kommerziellen Fernsehsender Grenada, wo er unter anderem mit den Serien "Brideshead Revisited" und "Prime Suspect" befasst war, seinen Job. Er sattelte auf Autor um, schrieb den ersten Roman, "Killing Floor", gab sich dafür den Autorennamen Lee Child und verzog nach Amerika. Seither schreibt er jedes Jahr ein Buch, die Gesamtauflage hat die vierzig Millionen überschritten. Selbst eher ein introvertierter Typ, hat er sich seine Gemeinde erschrieben und sie auf Lesereisen professionell gepflegt. In Deutschland hinkt man diesbezüglich bei Random House hinterher, im Oktober erscheint erst Band Nummer elf unter dem neudeutschen Titel "Trouble" (im Original "Bad Luck And Trouble").
Das beste Buch und das erste mit offenem Ausgang. Wir verlieren Reacher am Ende von "61 Hours" aus den Augen, als er im Morgengrauen, drei, vier Stufen auf einmal nehmend, versucht, aus der unterirdischen Militäranlage zu entkommen, die mit Flugzeugbenzin vollläuft. "Nicht gut", würde Reacher denken - wenn er denn noch denkt: Die Folgen der Detonation sind so gravierend, dass es vier Tage dauert, bevor der Tatort inspiziert werden kann. Was aus Reacher geworden ist, erfahren wir nicht; Susan wurde nach Afghanistan versetzt.
"To be continued 30/9/10", so steht es auf der letzten Seite: Am 30. September kommt die Fortsetzung unter dem Titel "Worth Dying For" in England heraus. Das Cover ziert eine männliche Figur. Die Vereinigten Staaten müssen neunzehn Tage länger warten. Wofür lohnt es sich zu sterben und für wen? Lebt Reacher, ist er tot, bekommen wir eine neue Heldin am Hindukusch? Ist Reacher auf dem Weg dorthin? Ein neues Traumpaar? Es wird sich im Netz herumsprechen wie ein Lauffeuer, das mit Kerosin gespeist wird. Mal sehen, wann endlich Hollywood aufwacht.
HANNES HINTERMEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Fortsetzung folgt: Thriller-Autor Lee Child lässt die Leser im neuen Band über das Schicksal seines Serienhelden Jack Reacher im Unklaren.
Bislang lieferte Lee Child einmal im Jahr. Das machen andere Autoren auch so, die den Thriller-Massenmarkt mit Serienware bedienen. Eine verlässliche Variante, wie "Tatort" schauen. Aber im Kampf um international verwertbare Autorenmarken werden immer neue Vermarktungstricks ausprobiert (F.A.Z. vom 20. März). Diesmal hat es den wortkargen Serienhelden Jack Reacher erwischt. Er muss noch einmal ran in diesem Jahr. Sein Erfinder Lee Child hat das Prinzip des Cliffhanger auf ein zweites Buch ausgedehnt, um die Spannung der Lesergemeinde zu steigern. Kauf zwei, lies eines.
Und das ausgerechnet in seinem besten Jahr, nachdem Child mit "61 Hours" den "kunstvollsten und höchstentwickelten" Roman der nunmehr auf vierzehn Bände angewachsenen Reihe um Jack Reacher geschrieben hat. Davon ist jedenfalls die "New York Times" überzeugt. Und tatsächlich: Nach einer Reihe von recht hölzernen, schablonenhaften Fällen wird man dieses Mal angenehm überrascht.
Reacher strandet als Anhalter mit einem Bus voller Senioren mitten im kältesten Winter in einem Kaff in South Dakota. Das fiktive Bolton ist mit viel Steuergeldern zu einer Gefängnisstadt hochgerüstet worden. Die Besucher der Häftlinge kurbeln Gastronomie und Motelgeschäft an, weil Bolton in der Prärie-Einsamkeit liegt. Der Polizeiapparat ist groß, im Fall eines Ausbruchsversuchs oder Aufstands muss es schnell gehen. Unter Polizeischutz lebt hier auch eine alte Dame, Zeugin eines Verbrechens und dadurch auf die Abschussliste eines mexikanischen Drogenbarons geraten. Der hat es auf eine nahe der Stadt gelegene verlassene Militärbasis abgesehen. Was dort lagert, weiß niemand.
Reacher ahnt von alldem nichts, wird aber zuverlässig wie in jedem Roman vom Verbechen angezogen. Minus dreißig Grad, kein Ausweis, kein Gepäck, kein Ziel, noch nicht einmal eine Winterjacke - die Polizisten finden ihn verdächtig, wie auch anders. So lebt eben nur einer: der planlos durch die Staaten kreuzende, hünenhafte Ritter, der keine Ungerechtigkeit erträgt. Nahkämpfer, Scharfschütze, Analytiker mit ausgeprägter Abneigung gegen Besitz. Kleidung waschen? Er kauft alle paar Tage neue. Eine Reisetasche? Niemals.
Als ein Anwalt erschossen wird, zieht man den ehemaligen Major der Militärpolizei zu Rate. Dann entwickelt er als Personenschützer ungeahnte Einfühlsamkeit. Und Janet Salter, ehemalige Professorin für Bibliothekswissenschaft mit Stationen an der Bodleian in Oxford und in Yale, erweist sich als echte intellektuelle Herausforderung für Reacher. Gleichzeitig zeigt er sich als Meister des Telefonflirts, als er bei seiner alten Dienststelle anruft und außertourlich um Recherchehilfe bittet. Seine Nachfolgerin im Amt hat eine verlockende Stimme, eine, der man alles verrät. Sie sitzt an jenem Schreibtisch, dem Reacher mit dem Kopf eines Verdächtigen eine Mordsdelle beigebracht hat. Reacher missbraucht diese Susan sozusagen fernmündlich, um das Geheimnis des Militärbasis zu lüften. Ein gekonntes Dialogschauspiel, das knapp vor einem Heiratsantrag schwebt.
James Grant ist Jahrgang 1954 und stammt aus dem mittelenglischen Coventry. Er verlor 1997 nach bald zwei Jahrzehnten als Direktor beim kommerziellen Fernsehsender Grenada, wo er unter anderem mit den Serien "Brideshead Revisited" und "Prime Suspect" befasst war, seinen Job. Er sattelte auf Autor um, schrieb den ersten Roman, "Killing Floor", gab sich dafür den Autorennamen Lee Child und verzog nach Amerika. Seither schreibt er jedes Jahr ein Buch, die Gesamtauflage hat die vierzig Millionen überschritten. Selbst eher ein introvertierter Typ, hat er sich seine Gemeinde erschrieben und sie auf Lesereisen professionell gepflegt. In Deutschland hinkt man diesbezüglich bei Random House hinterher, im Oktober erscheint erst Band Nummer elf unter dem neudeutschen Titel "Trouble" (im Original "Bad Luck And Trouble").
Das beste Buch und das erste mit offenem Ausgang. Wir verlieren Reacher am Ende von "61 Hours" aus den Augen, als er im Morgengrauen, drei, vier Stufen auf einmal nehmend, versucht, aus der unterirdischen Militäranlage zu entkommen, die mit Flugzeugbenzin vollläuft. "Nicht gut", würde Reacher denken - wenn er denn noch denkt: Die Folgen der Detonation sind so gravierend, dass es vier Tage dauert, bevor der Tatort inspiziert werden kann. Was aus Reacher geworden ist, erfahren wir nicht; Susan wurde nach Afghanistan versetzt.
"To be continued 30/9/10", so steht es auf der letzten Seite: Am 30. September kommt die Fortsetzung unter dem Titel "Worth Dying For" in England heraus. Das Cover ziert eine männliche Figur. Die Vereinigten Staaten müssen neunzehn Tage länger warten. Wofür lohnt es sich zu sterben und für wen? Lebt Reacher, ist er tot, bekommen wir eine neue Heldin am Hindukusch? Ist Reacher auf dem Weg dorthin? Ein neues Traumpaar? Es wird sich im Netz herumsprechen wie ein Lauffeuer, das mit Kerosin gespeist wird. Mal sehen, wann endlich Hollywood aufwacht.
HANNES HINTERMEIER
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