Die Menschen in diesen Erzählungen haben eines gemeinsam: Alle sind sie ohne ihre Eltern aufgewachsen, die zwischen 1976 und 1983, in den Jahren der Militärdiktatur, "verschwunden" sind, wie die vielsagende Bezeichnung lautet, die für das Bewusstsein der modernen Argentinier von überragender Bedeutung ist. All diese Geschichten spielen in der Gegenwart, aber die Vergangenheit, eine traumatische, unvergessene Zeit, bildet den unübersehbaren Hintergrund. Kinder, Lastwagenfahrer, Enkel, Großmütter - alle leben sie ihr mehr oder weniger unspektakuläres Leben. Und dennoch bestimmt der Schatten der Vergangenheit ihre Gegenwart, manchmal ohne dass sie es merken. Durch die kunstvoll unprätentiöse Prosa dieses jungen Autors werden sie verwoben zu Gestalten einer großen Geschichte, zur Fiktion, die vom realen Drama der Vergangenheit lebt.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ziemlich beeindruckt zeigt sich Frauke Böger über diesen Band mit Erzählungen, die aus der Sicht von argentinischen Kinder geschrieben sind, deren Eltern während der Diktatur verschwanden. Auch der Autor Felix Bruzzone, inzwischen eine der wichtigsten Stimmen Argentiniens, teile dieses Schicksal, schreibt die Kritikerin, der Buchtitel markiere sein Geburtsjahr und das seiner anderen Protagonisten. Die Kritikerin ist besonders von der alltäglichen Beiläufigkeit der Schilderungen bewegt, in der das Fehlen der Verschwundenen sich für die Zurückgebliebenen manifestiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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