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Meistens kam ein Rieser Dorfkind zum ersten Mal nach Nördlingen, wenn dort Messe war. Und da wurde ihm gesagt, dass man, wenn man in das Innere der Stadt, wo die Messe sei, gelangen wolle, immer ein Tor passieren müsse. Dieses Tor sei aber für Kinder, die zum ersten Mal nach Nördlingen kommen, gesperrt, doch nicht mit Schloß und Riegel, sondern mit einer riesigen, dicken Wurst, die quer über dem Eingang hänge und die der junge Passant durchbeißen müsse. Wenn er das nicht fertig bringe, ließen ihn die Nördlinger nicht in ihre Stadt hinein. Natürlich ist es vorgekommen, dass Kinder diese…mehr

Produktbeschreibung
Meistens kam ein Rieser Dorfkind zum ersten Mal nach Nördlingen, wenn dort Messe war. Und da wurde ihm gesagt, dass man, wenn man in das Innere der Stadt, wo die Messe sei, gelangen wolle, immer ein Tor passieren müsse. Dieses Tor sei aber für Kinder, die zum ersten Mal nach Nördlingen kommen, gesperrt, doch nicht mit Schloß und Riegel, sondern mit einer riesigen, dicken Wurst, die quer über dem Eingang hänge und die der junge Passant durchbeißen müsse. Wenn er das nicht fertig bringe, ließen ihn die Nördlinger nicht in ihre Stadt hinein. Natürlich ist es vorgekommen, dass Kinder diese Erzählungen wirklich geglaubt haben
Die heutigen Dorfkinder erleben die Messe nicht mehr mit diesem Zauber und mit diesen Wundern wie die vor sechzig und achtzig Jahren. Sie glauben schon lange nicht mehr an die große Wurst in den Toreingängen und mit vielem, was sie in der Messe sehen, sind sie vertraut, weil sie schon in Zeitungen und Zeitschriften gucken und das Gerät mit dem Bildschirm, auf dem manchmal auch solche Dinge zu sehen sind, bereits selber einstellen können.

Ausschnitt aus: Michel Eberhardt, "Pfengschta isch dr Tag am längschta ond ds Geld am wengschta", in:
Rieser Nachrichten vom 29. Juni 1965