Helene Hanff liebt Bücher – und ganz besonders antiquarische Ausgaben, die „von selbst an der Seite aufklappen, die der frühere Besitzer am häufigsten gelesen hat“. Ende der 1940er Jahre sucht sie in ihrer Heimatstadt New York meist vergeblich nach ihren Wunschbüchern. Als sie eine Zeitungsannonce
des Londoner Antiquariats Marks & Co. liest, schreibt sie einen Brief mit einer ganz normalen…mehrHelene Hanff liebt Bücher – und ganz besonders antiquarische Ausgaben, die „von selbst an der Seite aufklappen, die der frühere Besitzer am häufigsten gelesen hat“. Ende der 1940er Jahre sucht sie in ihrer Heimatstadt New York meist vergeblich nach ihren Wunschbüchern. Als sie eine Zeitungsannonce des Londoner Antiquariats Marks & Co. liest, schreibt sie einen Brief mit einer ganz normalen Bestellung. Was folgt, ist die prompte Lieferung einiger Bücher und ein Briefwechsel, der über zwanzig Jahre andauerte…
Was für ein wunderschönes Buch! Ich habe es gerade in einem Rutsch gelesen und bin immer noch hin und weg! Dass ein Briefwechsel so fesselnd sein kann! Denn nichts anderes ist dieses Buch, als eine Sammlung dieser Briefe – natürlich nicht aller, dafür war der Austausch zwischen Helene Hanff und dem Buchhändler Frank Doel zu rege. Wenn ich es auch bedaure: Wie gerne würde ich eine vollständige Sammlung lesen, die sich sicher über einige umfangreiche Bücher erstrecken würde.
Herrlich zu beobachten, wie sich der Stil der Briefe entwickelt, vom eher trockenen Anfangskontakt hin zu einer aufrichtigen Freundschaft zwischen Menschen, für die sich im Leben alles um Bücher dreht. Während Helene einen sehr lockeren Schreibstil hat, über den ich regelmäßig schmunzeln musste, braucht Frank – scheinbar typisch britisch reserviert – eine Weile, um „aufzutauen“.
In den Briefen geht es – natürlich – zu einem großen Teil um Bücher. Helene braucht immer wieder Nachschub und Frank wird zu dem Buchhändler ihres Vertrauens. „Kümmern Sie sich niemals darum, ob ich etwas bereits aufgetrieben haben könnte. Ich sehe mich nirgendwo anders mehr um.“ Die beiden tauschen sich über Bücher aus, über Erstausgaben, Übersetzungen, Goldschnitt und Dünnblattdruck. Aber Helene ist eine sehr kritische Leserin und wenn ihr ein Buch nicht gefällt, dann macht sie das auch deutlich! „Das nennen Sie Pepys‘ Tagebuch!? Das ist nicht Pepys‘ Tagebuch, das ist die elende Zusammenstellung von Exzerpten aus Pepys‘ Tagebuch, herausgegeben von irgendeinem übereifrigen Kerl, der in der Hölle verfaulen möge!“
Aber Bücher bleiben nicht das einzige Thema. Je inniger die Freundschaft wird, umso mehr umfasst die Unterhaltung zwischen den beiden nahezu sämtliche Bereiche des Lebens. Natürlich geht es um persönliche oder berufliche Dinge, aber auch um Politik, Fußball, Zahnbehandlungen, Krönungsfeierlichkeiten oder die Beatles. Und als Helene von den Lebensmittelrationalisierungen erfährt, unter denen das England der Nachkriegszeit leidet, beginnt sie, obwohl ihre eigenen finanziellen Mittel nur beschränkt sind, Frank und seinen Kollegen im Antiquariat regelmäßig Pakete zu schicken. Nur den Wunsch, einmal selbst nach London zu fahren, kann Helene leider nie realisieren.
Der Briefwechsel endet mit dem Tod von Frank Doel im Jahre 1969. Helene entschließt sich, die Briefe einer Zeitschrift zum Druck anzubieten. Was folgt ist ein Buch, das seit seinem ersten Erscheinen im angloamerikanischen Sprachraum immer lieferbar geblieben ist, Fernsehfassungen, Bearbeitungen für die Bühne und 1987 ein mit Anne Bancroft und Anthony Hopkins in den Hauptrollen besetzter Kinofilm.
„Sie sehen, Frankie, wie die Dinge stehen: Sie sind der einzige Mensch auf Erden, der mich versteht.“