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Miles Ryan ist Sheriff in einer amerikanischen Kleinstadt und alleinerziehender Vater des kleinen Jonah; er ist besessen von der Suche nach dem Mann, der seine Frau in einem Verkehrsunfall tötete und Fahrerflucht beging. Doch als er Jonahs Lehrerin kennenlernt, eine Frau mit ihrer eigenen schmerzhaften Vergangenheit, wird er gezwungen, seine bisherigen Vorstellungen von Liebe und Treue neu zu überdenken.

Produktbeschreibung
Miles Ryan ist Sheriff in einer amerikanischen Kleinstadt und alleinerziehender Vater des kleinen Jonah; er ist besessen von der Suche nach dem Mann, der seine Frau in einem Verkehrsunfall tötete und Fahrerflucht beging. Doch als er Jonahs Lehrerin kennenlernt, eine Frau mit ihrer eigenen schmerzhaften Vergangenheit, wird er gezwungen, seine bisherigen Vorstellungen von Liebe und Treue neu zu überdenken.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.03.2002

PhilipWesselhöft
Nur die Liebe zählt – und die Auflage
Das Glück schweigt nicht: Wie der amerikanische Autor Nicholas Sparks sein bewegtes Leben zu Bestsellern macht
Etwa 200 Frauen und fünf Männer sitzen im Neonlicht einer Buchhandlung. Das Geschäft liegt im Einkaufszentrum des Hamburger Stadtteils Wandsbek, in dessen tristen Zeilen man sich nach Ladenschluss herrlich verlaufen kann. Um große Gefühle geht es an diesem Abend, trotz des nüchternen Ambientes. Nicholas Sparks liest aus seinem neuen Roman „Weg der Träume”. Verlieben. Tragik. Tiefe Liebe. Das ist die Dreifaltigkeit des amerikanischen Autors, der einen erfolgreichen Liebesroman nach dem anderen schreibt. Seit seinem 1996 veröffentlichten Debüt „Wie ein einziger Tag” und dem Folgewerk „Weit wie das Meer” drückt der 36-Jährige mit der Kraft der zwei Herzen auf die Tränendrüsen seiner vorwiegend weiblichen Leser.
Auch im aktuellen Buch „Weg der Träume” verstricken sich Sparks’ einsame Seelen in derart dramatischen Gefühlswirren, dass kein Auge trocken bleibt. Im Wandsbeker Einkaufszentrum liest der Erzähler aus der Originalfassung, „A Bend in the Road”: But in August of 1986, when she was twenty-nine years old, Missy Ryan was killed. Her death dimmed the light in Jonah’s eyes; it haunted Miles for two years...
Verwirrte Herzen
Nicholas Sparks macht eine dramaturgische Pause. Er rollt mit den Augen, exaltiert wie ein Stummfilmschauspieler, und schüttelt den Kopf, als könne er nicht fassen, was er dort gerade vorgelesen hat. „Oh – this is so good.” Das Publikum giggelt. Es geht weiter im Leben von Hilfssheriff Miles und seinem Sohn Jonah. Sparks liest den letzten Absatz des Prologs. Auch den klassischen Cliffhanger am Ende kommentiert er mit einem Augenzwinkern: „Oh – so tense.” Ist das spannend!
Irgendwie ist der Mann nicht recht zu greifen. Comedy und verwirrte Herzen, das passt nicht ganz zusammen: Den besonders nah am Wasser gebauten Passagen nimmt der populäre Autor mit humoristischen Einlagen das Pathos und lässt seine gefühlstrunkenen Protagonisten hilflos von Seite zu Seite taumeln. Er liest zu schnell, fast atemlos, und man könnte annehmen, Sparks fühlte sich da oben auf dem Podium nicht besonders wohl. Als interessiere ihn das Glück seines Helden Miles nicht wirklich. Das verwundert, denn noch wenige Stunden zuvor sprach der Autor im Interview so leidenschaftlich vom Wohl und Weh seiner verschiedenen Romanpärchen, als handele es sich um die liebsten Verwandten und besten Freunde. Gewissermaßen sind Noah und Allie, Theresa und Garrett, Jamie und Landon oder eben Miles und seine neue Liebe Sarah das auch. Bei jedem Buch verwischt Sparks die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion, schreibt seine Geschichten auf der Basis persönlicher Erfahrungen.
Tatsächlich hat der noch junge Schriftsteller tragische Ereignisse erlebt. Seine Mutter starb nach einem Reitunfall in den Armen des Vaters. Der Vater trauerte sieben Jahre, verlobte sich 1996 schließlich wieder und verunglückte nur zwei Tage später mit dem Auto tödlich. In „Weit wie das Meer” ereilt Segler Garrett ein ähnliches Schicksal, in der Verfilmung „Message in a Bottle” ist Kevin Costner dem Untergang geweiht. Im selben Jahr, in dem der Unfall passiert, wird bei Sparks’ jüngerer Schwester ein Gehirntumor diagnostiziert. Sie stirbt wenig später und hinterlässt zwei kleine Kinder. Auch Pastorentochter Jamie erliegt in „Zeit im Wind” nach einer rührseligen Teenagerliebe schließlich ihrer Krebserkrankung. Und in „Das Schweigen des Glücks” bezieht sich der Autor auf die Behinderung seines Sohnes Ryan, der unter der seltenen Hörstörung „Central Auditory Processing Disorder” leidet und erst mit vier Jahren mühsam sprechen lernte.
Die Erfahrungen, die Nicholas Sparks so erfolgreich zu Bestsellern verarbeitet – von „Wie ein einziger Tag” wurden allein in Deutschland mehr als eine Million Exemplare verkauft – , könnten so manchen stabilen Charakter aus dem Gleichgewicht bringen. Sparks aber bekennt mit einer fast rigorosen Unbekümmertheit, ein durchweg glücklicher Mensch zu sein, „auch ohne Analytiker”. Die Liebe, so ist immer wieder von ihm zu hören, sei seine Rettung gewesen. Als er 22 war, traf er seine heutige Frau Cathy. Beim zweiten Date machte er ihr einen Heiratsantrag, heute lebt die Familie mit fünf Kindern und Hund Sparky in der Kleinstadt New Bern in North Carolina.
Nicholas Sparks ist das perfekte Bild des All-American-Boy: Geboren 1966 in Omaha, Nebraska, im Weizengürtel des Mittleren Westens, aufgewachsen an der Westküste in Kalifornien. Am College rannte der talentierte Mittelstreckenläufer wie besessen die 800 und 1500 Meter, und nur eine Verletzung verhinderte eine Karriere auf der Tartanbahn. Seit Jahren erzählt er immer wieder die gleichen Geschichten von seinem romantischen Heiratsantrag, vom Glück der großen Liebe, von den 120 Liebesbriefen, die er seiner Frau schrieb, als er fern von daheim als Pharmavertreter arbeitete. Und wie er schließlich die Liebesgeschichte der Großeltern seiner Frau aufschrieb und mit „Wie ein einziger Tag” aus dem Nichts die Bestseller-Listen eroberte.
Ein Romantiker produziert
Seitdem sind Sparks und die meisten Medien, die über ihn und seine Bücher berichten, ein eingespieltes Team. Der Autor gibt Tipps zum Liebesbriefe-Schreiben, wie man seine Frau mit einem Candle-Light-Dinner überrascht und wie das genau mit seinem Vater und dem Verkehrsunfall war. Dafür wird er als „Mister Love-Story” (Gala), als „bester Ehemann der Welt” (Ladies Home Journal), als „netter junger Kerl” ( Brigitte), als „Sonnyboy aus den USA” (Münchner Merkur ) gefeiert. In einer amerikanischen Talkshow eröffnete die Moderatorin die Fragerunde mit der Bemerkung: „Nicholas, wir halten Sie hier alle für
einen der romantischsten Männer überhaupt.” Jedes Jahr schreibt er ein neues Buch – dass nach dem ersten Liebesroman alle weiteren immer konstruierter und mitunter hanebüchen kitschig wurden, davon ist nur selten zu lesen. Tatsächlich ist sein aktuelles Werk „Weg der Träume” vom ersten Kapitel an eine klischeeüberladene, hölzerne Story mit
einer Pointe auf dem Niveau eines Groschenromans.
Im Gegenzug zur romantisierenden Berichterstattung lässt Sparks alle an seinem Privatleben teilhaben, zumindest an der gut formulierten Form, die er in jedem Interview und jeder Lesung wie ein langes Mantra herunterbetet. Er spricht über sein von Tragik geprägtes Leben, als referiere er den Inhalt eines neuen Buchs. Auch im Wandsbeker Einkaufszentrum breitet er seine intimen Familienangelegenheiten in einem halbstündigen Vortrag aus. Dabei legt er eine seltsam distanzierte Nonchalance an den Tag, eine mitunter befremdliche Heiterkeit.
Große Gefühle
Die New York Times nannte ihn den „Meister der großen Gefühle”. Doch wirkt der Meister dem eigenen Herzen fern, wenn er vom langsamen Sterben seiner Schwester spricht, als sei es der Stoff für eine Story. Was ja auch zutrifft. Für „Zeit im Wind” wird im Klappentext damit geworben, Sparks offenbare „erneut tiefschürfende Erkenntnisse über die Zerbrechlichkeit des Glücks”. „Hey, what a life”, wirft der Autor am Ende seines Referats mit einem halben Lachen in die Runde, „das ist ein Leben, was?” Man gewinnt den Eindruck, dass hinter der Fassade des professionellen Charmes die Liebe und das Schreiben doch nicht alle Wunden heilen konnten, die dem „Sonnyboy” im echten Leben zugefügt wurden.
Die Frage, ob persönliche Erfahrungen eine notwendige Quelle der Inspiration für ihn sind, macht Nicholas Sparks kurz nachdenklich. Dann lacht er, und antwortet: „Vielleicht schreibe ich ja bald mal ein Buch, wo ich mir alles ausdenke.” Man darf gespannt sein.
Seine Zuhörer zerfließen in Tränen, er selbst bleibt cool: Nicholas Sparks hat Millionenerfolg mit dem ewigen Thema Liebe
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