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William Trevor's stunning new collection of stories displays this renowned craftsman at the peak of his powers. A middle-aged couple meet in a theatre bar for a squalid blind date; a disappointed priest fears an innocent young girl may run away from home; two self-certain sisters visit a newly widowed local woman. From these slender moments Trevor creates whole lives, conjuring up characters marked by bitterness and loss. William Trevor's graceful prose is a wonder in itself, and as convincing when inhabiting the mind of a school lunchmaid, an adulterous Irish country librarian or a murderer…mehr

Produktbeschreibung
William Trevor's stunning new collection of stories displays this renowned craftsman at the peak of his powers. A middle-aged couple meet in a theatre bar for a squalid blind date; a disappointed priest fears an innocent young girl may run away from home; two self-certain sisters visit a newly widowed local woman. From these slender moments Trevor creates whole lives, conjuring up characters marked by bitterness and loss. William Trevor's graceful prose is a wonder in itself, and as convincing when inhabiting the mind of a school lunchmaid, an adulterous Irish country librarian or a murderer on the London streets. And as is always the case with William Trevor, venom and tragedy are never far from the still surface of the stories. These stories, many of which first appeared in "The New Yorker, are small masterpieces of observation from one of the most highly acclaimed and beloved writers of the century. "From the Hardcover edition.
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Autorenporträt
William Trevor was born in Mitchelstown, County Cork, and spent his childhood in provincial Ireland. He studied at Trinity College, Dublin. He is the author of twenty-nine books, including Felicia's Journey, which won the Whitbread Book of the Year Award and was made into a motion picture, and The Story of Lucy Gault, which was shortlisted for both the Man Booker Prize and the Whitbread Fiction Prize. In 1996 he was the recipient of the Lannan Award for Fiction. In 2001, he won the Irish Times Literature Prize for fiction. Two of his books were chosen by The New York Times as best books of the year, and his short stories appeared regularly in The New Yorker. In 1997, he was named Honorary Commander of the British Empire.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.12.2005

Fremde im Zug
William Trevor erzählt die allertraurigsten Geschichten

Wer auf der Suche nach dem Glück ist, muß höllisch aufpassen, um es auch mitzubekommen, wenn es einmal kurz auftaucht: "Als sie sich umarmten, spiegelte sich ihr Bild im Schaufenster eines Kaufhauses wider. Sie sahen nicht die Eleganz, die dieses Bild vorübergehend einfing, und hätten nie behauptet oder geahnt, daß auch ihre Affäre diese Eleganz besessen hatte."

Der Ire William Trevor, mit siebenundsiebzig Jahren in Großbritannien seit langem der unangefochtene Meister der short story, beschwört in seinen neuen Erzählungen vor allem das Abwesende, das, was fehlt - und den Lebenssinn, der sich in der Hoffnung und der Sehnsucht danach finden läßt. Da ist etwa Pater Clohessy, der an seiner Berufung zweifelt, weil sich ihm das Göttliche nie mitteilt. Zudem verwirren und bestürzen ihn die ständigen substanzlosen Beichten der jungen Justina Casey. Doch schließlich verheißt ihm die fast fanatische Ergebenheit, mit der sie den Altar pflegt, die Präsenz Gottes. Dann sind da Fina und John Michael, die aus dem selben Dorf stammen, gemeinsam zur Schule gegangen sind und heiraten wollen. Vor allem aber teilen sie den Traum von Amerika, von einer Zukunft mit Arbeit, Einkommen und Sofagarnitur. John Michael geht vor, um eine Anstellung zu finden; später will er seine Braut holen kommen. Doch als seine spärlicher werdenden Briefe nur beweisen, wie schwer es ihm fällt, im Gelobten Land Fuß zu fassen, und er schließlich lieber zurückkehren und den Hof des Onkels übernehmen möchte, merkt Fina, daß sie gar nicht John Michael, sondern einzig den Traum eines anderen Lebens geliebt hat.

Von einer Trennung erzählt auch die titelgebende Geschichte "Seitensprung". Ein Paar trifft sich jeden Morgen vor der Arbeit, in der Mittagspause und am Abend. Obwohl er die Frau liebt, beendet der Mann die Affäre - aus Ehrgefühl. Er kann die abschätzigen Blicke nicht mehr ertragen: "Überall, auch hier, sahen die Leute nur eins: Sie ist für ihn nicht mehr als ein Seitensprung." Diese Geringschätzung seiner Liebe zermürbt ihn.

Obwohl die Geschichten an unterschiedlichen Orten spielen, mal in London, mal in Italien und mal auf dem irischen Land, sind Trevors Figuren wie Passanten, die einem auf der Straße entgegenkommen, konzentriert, oft auch verwundert dem unverständlichen Weg des eigenen Lebens folgend, einige sich vorsichtig entlangtastend, andere entschlossen ausschreitend. So unmittelbar der Eindruck ist im Moment des Blickkontakts, so schnell verschwinden sie wieder in der Menge. Arrangiert von einer Partnerschaftsagentur, verbringen Evelyn und Jeffrey einen unbehaglichen "Abend zu zweit". Obwohl sie sich nichts zu sagen haben, überstehen sie die mißliche Situation: Er hofft auf eine kostenlose Mahlzeit, sie fürchtet die Einsamkeit ihrer Wohnung. "Daß sie einander benutzt hatten, war von größerer Würde als alles, was ihrer Begegnung hätte folgen sollen." Dann warten zwei Menschen wieder auf zwei verschiedenen Bahnsteigen auf Züge, die in unterschiedliche Richtungen fahren.

Es sind die flüchtigen Momente, die William Trevor aufspürt, in denen Mißverständnisse, geplatzte Träume und Verzweiflung zutage treten - unausweichlich, doch ohne jede Tragik. Gleich in der ersten der zwölf Geschichten, "In einem Totenhaus" überschrieben, bekommt die frisch verwitwete Emily Besuch von den Geraghty-Schwestern, zwei Frauen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, "den Sterbenden Beistand zu leisten". Erst will sie die Damen abweisen, doch dann, bei Tee, Früchtebrot und höflichem Geplauder, platzt es auf einmal aus ihr heraus: die unglückliche Ehe, der gleichgültige Mann, die Einsamkeit zu zweit, all das, was sie jahrzehntelang gefühlt, doch nie ausgesprochen hat. Wiederum sind es die kleinen, scheinbar nebensächlichen Details, in denen Trevor das verschobene Gefüge der Figuren zeigt: Ohne zu fragen, macht eine der Schwestern eine neue Kanne Tee und schneidet noch etwas Kuchen auf. Emily ist machtlos, in ihrem verwahrlosten Haushalt ebenso wie zuvor in ihrer Ehe.

Es sind aus der bodenlosen Tiefe des Alltags heraufgezogene Geschichten, Begebenheiten, die von Mißverständnissen, verpaßter Liebe und Verlust geprägt sind. Daß die Figuren diese Enttäuschung akut fühlen, doch für sich behalten, hebt sie wohltuend von den zwanghaften Selbstbeobachtern der Moderne ab. William Trevor ist kein altmodischer Erzähler, sondern ein zeitloser - ganz wie Ford Madox Ford, dem er in "Einsamkeit" seine Hommage erweist. Und auch wenn seine Figuren den Moment, in dem ihr Leben eine wichtige Wendung nimmt, nicht immer erkennen, sorgt er doch dafür, daß seine Leser es tun. In "Heiligenfiguren" will eine junge Frau trotz ärmlichster Verhältnisse nicht, daß ihr Mann einen Job als Straßenarbeiter annimmt, sondern daß er eine unbezahlte Lehre bei einem Steinmetz macht, um sein bildhauerisches Talent zu fördern. Das Dilemma von Geldnot und Liebe treibt sie zu einem schrecklichen Lösungsversuch. Als dieser scheitert, tröstet William Trevor sie und uns mit der Gewißheit: "Die Welt, nicht sie, hatte versagt."

William Trevor: "Seitensprung". Erzählungen. Aus dem Englischen übersetzt von Brigitte Jakobeit. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2005. 237 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.01.2006

Schauder der Zukunft
Der neue Erzählband von William Trevor: „Seitensprung”
Als die namenlose Ich-Erzählerin nach Jahren des Wartens und der Suche in Mr. d’Arblay endlich einen Gesprächspartner findet, der aufmerksam ihrer Lebensbeichte zuhört, da fällt der Name eines Romans, den beide sehr schätzen: „Die allertraurigste Geschichte” von Ford Madox Ford. „Wirklich sehr traurig. Erst vor kurzem las ich ihn wieder. Haben Sie ihn mehrmals gelesen?” „Ja.”
„Einsamkeit” - „Solitude” im Original - hat William Trevor seine Erzählung über eine 52jährige Engländerin genannt, deren Biographie von einem tragischen Ereignis in der Kindheit verschattet ist. Sie stieß den betrunkenen Liebhaber ihrer Mutter die Treppe hinunter. Ihre Eltern gaben den tödlichen Schubser als tragischen Unfall aus - „eine zarte Kinderhand auf einem Ärmel, nur eine Sekunde lang lag sie da” - und versuchten mit dem Geheimnis weiterzuleben. Die Familie gab ihren herrschaftlichen Londoner Wohnsitz auf, rastlos zog sie durch ganz Europa, von Hotel zu Hotel.
Eine traurige Geschichte. Der Roman von Ford Madox Ford dient ihr als Folie. Da ist das Ambiente, die englische Oberschicht. Da ist der Plot, in dessen Zentrum der Ehebruch steht. Da ist schließlich die Idee, dass unter der kultivierten Oberfläche ein Gespinst aus Lüge, Verrat und Selbsttäuschung herrscht. Die Geschichte einer Lebenswunde wird allerdings nicht aus der Sicht des betrogenen Ehemanns erzählt, und sie spielt auch nicht vor dem Ersten Weltkrieg. Sie wird berichtet von der Frau, die als Mädchen das Liebesspiel der Mutter und ihres Liebhabers beobachtet hatte und ihr Wissen vor dem Vater verschweigen musste. Als Ort des Erinnerns dient ihr jenes „vergessene Seebad”, das italienische Städtchen Bordighera, in dem sich ihre Eltern zum erstenmal trafen, Ende der vierziger Jahre, und wohin sie sich nun zurückgezogen hat, um Trauerarbeit zu leisten.
„Einsamkeit” ist ein literarisches Juwel des melancholischen Altmeisters der irischen Literatur, des inzwischen 77jährigen William Trevor, der seit langem im englischen Devon lebt. Zu finden ist die Geschichte in dem Band „Seitensprung”. Insgesamt zwölf Erzählungen umfasst dieser, und wenn auch nicht alle an die Intensität und psychologische Raffinesse von „Einsamkeit” heranreichen, so ist doch jeder von ihnen ihre eine leise Wucht eigen, der man sich als Leser schwerlich entziehen kann. Trevor ist ein souveräner Erzähler und Stilist, der weiß, wie er seine Protagonisten zu führen hat; in einer ausgewogenen Mischung von Nähe und Distanz, die Einblick in das Seelenleben gewährt, ohne dieses erschöpfend darzustellen - einen Rest an Geheimnis bewahren sich seine Figuren stets.
Neue Einblicke, neuer Verrat
Trevor weiß auch um die Wirkung von Details, die andeuten und so auf eine Gefühlslage verweisen oder eine bestimmte Atmosphäre hervorrufen. Das kann eine Geste wie das Zusammenpressen der Finger als Zeichen der Beklommenheit sein. Das kann ein Lied wie Bob Dylans „The times they are a-changing” sein, das ans Ohr eines irischen Paters weht, dessen Gemeindemitglieder schwinden. Virtuos wechselt Trevor zwischen zeitraffendem und zeitdehnendem Erzählen, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Denn das ist das eigentliche Thema der Erzählungen: den „Schauder der Vergangenheit” zu bewältigen, wie es einmal heißt. Und, so ließe sich mit Blick auf die Erzählung „Rose weinte” ergänzen, dem Schauder der Zukunft Stand zu halten.
In „Rose weinte” wird von einem feierlichen Abendessen in der Familie Dakin erzählt. Rose, die Tochter, wechselt auf die Universität, und zu diesem Erfolg hat wesentlich ihr Nachhilfelehrer Mr. Bouverie beigetragen. Er nimmt an dem Essen teil. Auch „Rose weinte” ist eine Geschichte über den bürgerlichen Schein, über das Wegschauen und über das Verdrängen. Denn während Rose sich Woche für Woche an der Seite von Mr. Bouverie mühte, empfing dessen Ehefrau nur einen Stockwerk höher ihren Liebhaber. Das ist das Schockierende für die junge Rose: dass sich ein Mensch wie Mr. Bouverie in sein Schicksal fügt, und dass er Außenstehenden vortäuscht, sein Leben wäre in bester Ordnung. Rose kommen die Tränen: „Sie weinte um ihr ganzes junges Leben, das vor ihr lag, mit neuen Einblicken und neuem Verrat.”
Häuser, immer wieder Häuser, die im Zentrum stehen. Heruntergekommene meist, die ihren Putz und damit ihre Pracht verloren haben - Sinnbilder für das Verströmen der Zeit. Ein Teil von Trevors Protagonisten erinnert sich an sie als Stätten einer glücklichen Kindheit; an eine Zeit mithin, die unwiderruflich verloren ist. Für andere Figuren sind sie Grabstätten. Einst Ausdruck von Reichtum und Glück haben sie sich im Laufe der Jahre zu einem Käfig für ihre Bewohner verwandelt. Wie für Emily in der Erzählung „In einem Totenhaus”. Erst als ihr herrischer Mann stirbt, beginnt sie zu begreifen: „Es war von Anfang an ihr Fehler gewesen, ihre Dummheit; niemand hatte sie zu etwas gezwungen.” Ob Emily jedoch den jahrzehntelang aufgestauten Schmerz noch einmal ungeschehen machen kann, bleibt offen. Das Ende lässt zumindest hoffen: „Emily blieb noch eine Weile sitzen, dann zog sie die Vorhänge auf und ließ den Tag herein.” FLORIAN WELLE
WILLIAM TREVOR: Seitensprung. Erzählungen. Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005. 238 Seiten, 22 Euro.
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