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Richard Yates, who died in 1992, is today ranked by many readers, scholars, and critics alongside such titans of modern American ficiton as Updike, Roth, Irving, Vonnegut, and Mailer. In this work, he offers a spare and autumnal novel about a New England prep school. At once a meditation on the twilight of youth and an examination of America's entry into World War II, A Good School tells the stories of William Grove, the quiet boy who becomes an editor of the school newspaper; Jack Draper, a crippled chemistry teacher; and Edith Stone, the schoolmaster's young daughter, who falls in love with most celebrated boy in the class of 1943.…mehr

Produktbeschreibung
Richard Yates, who died in 1992, is today ranked by many readers, scholars, and critics alongside such titans of modern American ficiton as Updike, Roth, Irving, Vonnegut, and Mailer. In this work, he offers a spare and autumnal novel about a New England prep school. At once a meditation on the twilight of youth and an examination of America's entry into World War II, A Good School tells the stories of William Grove, the quiet boy who becomes an editor of the school newspaper; Jack Draper, a crippled chemistry teacher; and Edith Stone, the schoolmaster's young daughter, who falls in love with most celebrated boy in the class of 1943.
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Autorenporträt
Richard Yates
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2012

Plötzlich war der letzte Abend da

Man könnte denken, "Eine gute Schule" von Richard Yates sei ein Erinnerungsbuch. Es ist aber ein Roman, sogar einer mit ein wenig Hoffnung am Ende.

Von Verena Lueken

Die Eltern sind geschieden. Der Vater hatte den Traum, mit seiner schönen Stimme nach dem Gesangsstudium sein Geld zu verdienen, schon lange drangegeben und verkauft Glühbirnen, um die Familie zu versorgen. Die Mutter hingegen hat ihren Traum vom Leben als Künstlerin nie aufgegeben. Sie dilettiert als Bildhauerin, und die Boheme ist ihr Ideal, was in ihrem kleinen Leben heißt: Trunksucht und Chaos und garantierter Zusammenbruch in jeder Krise.

Eines Tages erfährt sie von einer Privatschule, die genau die richtige für ihren fünfzehnjährigen Sohn zu sein verspricht: ein Internat auf dem Land, gegründet und errichtet von einer reichen Architektin mit krausen Ideen, eine Schule für Jungs, die es anderswo schwer hatten, und eine Schule, in der weniger die Bildung als die Individualität im Mittelpunkt steht. Dass es eine Schule ist, die ihrerseits am Rand des finanziellen Ruins wirtschaftet, hätte sie ahnen können, denn der Direktor kam sogar ins Haus, um sein Institut vorzustellen. Doch niemand schöpft Verdacht. Der Vater, mit dem schlechten Gewissen des Geschiedenen, kann nicht anders, als sich einverstanden zu erklären, obwohl das Schulgeld weit über seinen Verhältnissen liegt. Er wird sich ranhalten müssen mit den Glühbirnenverkäufen, um dem Sohn die Erziehung im Internat, wie seltsam es auch sei, zu ermöglichen.

Das ist die Kurzfassung der Familienverhältnisse, in die Richard Yates im Jahr 1926 in Yonkers im Bundesstaat New York hineingeboren wird. Es ist aber auch die Kurzfassung des Vorworts zu seinem Roman "Eine gute Schule" von 1978.

Man könnte nun meinen: Aha, "Eine gute Schule" ist ein Buch der Erinnerungen. Der Autor erzählt uns ganz unumwunden von seiner eigenen Schulzeit! Aber so ist es nicht. Zwar hat Yates wohl nie persönlicher erzählt als in diesem Buch. Aber doch hat er dafür nicht die Gattungsbezeichnung "autobiographisches Fragment", sondern "Roman" gewählt, so dass wir uns nicht fragen müssen: Hat Yates das wirklich so erlebt?, sondern: Wie hat er es denn geschrieben?

Er greift fast vierzig Jahre in die frühen Vierziger zurück, in die Zeit des Kriegseintritts der Amerikaner, der von den Schülern, die ihrem Einzug in die Armee, Marine oder Luftwaffe entgegensehen, mit einiger Aufregung wahrgenommen wird. Gegen Ende wird der Krieg, die Angst und der drohende oder schnell eintretende Verlust von Gesundheit und dem Leben junger Männer ein mächtiger Stimmungstöter. Als die Schule Bankrott anmelden muss, macht die Nachricht die Runde, die Armee habe das Gelände gekauft, um dort ein Veteranenhospital für Erblindete einzurichten.

Eingerahmt von dem in der Ich-Form verfassten, mit Details aus dem Leben von Yates gesättigten Vor- und einem ebensolchen Nachwort, wird die Versuchung genährt, unter den Schülern, um die es geht, jenen herauszusuchen, der Richard Yates am ähnlichsten ist. Das ist William Grove, ein Junge in der Pubertät, mit fettigem Haar und indiskutablen Anzügen, ein Junge, der ungelenk wirkt, keine besonders guten Leistungen bringt und sich kaum gegen die Schikanen der anderen Schüler wehren kann, von denen einige sehr schön, einige sehr reich und fast alle offenbar gewandter sind als er.

Eines Tages aber schreibt er einen guten Aufsatz. Das ebnet den Weg in die Redaktion der Schülerzeitung, und dort wird Bill Grove eine kleine Laufbahn machen, wird sicherer im Schreiben werden und Anerkennung finden. Seine Glanzleistung am Ende ist der Leitartikel zum Abschied, als die Schule dicht macht. Er nennt ihn einen "Gruß", und der richtet sich an die blinden Veteranen - ein gefühlvoller, patriotischer Gruß voller Pathos. Bill ist in dieser Schule, die er nun den Blinden übergibt, eine Person geworden, die ins Leben gehen kann. Das ist ein für Yates ungewöhnlich hoffnungsvoller Ausblick.

Und doch ist Bill Grove weder die Hauptfigur dieses Buchs noch sein Erzähler, wie Rainer Moritz in seiner Einführung in Leben und Werk des Schriftstellers behauptet, die gleichzeitig mit dem Roman im selben Verlag erscheint. Weniger für die Abschnitte, in denen Moritz das literarische Werk betrachtet, als für die langen Passagen, in denen er vom Leben des Schriftstellers erzählt und von der eigentümlichen Rezeptionsgeschichte, ist dies eine hilfreiche Ergänzung. Denn noch immer ist Richard Yates unter den amerikanischen Autoren seiner Generation - zu der John Cheever, vierzehn Jahre älter, ebenso gehört wie der zwölf Jahre jüngere Raymond Carver - der bei uns unbekannteste.

Allerdings ist er nicht mehr so unbekannt wie noch vor zehn Jahren, als "Zeiten des Aufruhrs" auf Deutsch erschien, der Debütroman von Yates aus dem Jahr 1961. Nach einer schleppenden Wiederentdeckung in den Vereinigten Staaten, für die sich Schriftsteller wie Stewart O'Nan, Andre Dubus und Richard Ford vehement eingesetzt hatten, stößt seitdem auch bei uns der Name Richard Yates nicht überall mehr auf fragende Blicke. Stewart O'Nans glühender Aufruf, Yates wieder zu drucken, damit man ihn wieder lesen kann, erschien 2004 bei uns in der Zeitschrift "Krachkultur", und noch bekannter wurde zumindest "Zeiten des Aufruhrs" durch die Verfilmung von Sam Mendes mit dem "Titanic"-Paar Leonardo DiCaprio und Kate Winslet im Jahr 2008. Dennoch: So berühmt, wie er es verdient, ist Richard Yates bei uns immer noch nicht. Da muss ein Buch wie das von Moritz, leicht zu lesen, unterhaltsam geschrieben und voller Informationen zur Leidens- und Publikationsgeschichte dieses Autors, der trank und rauchte, bis er tot umfiel, unbedingt begrüßt werden.

Im Fall von "Eine gute Schule" aber, wie gesagt, irrt Moritz, wenn er Bill Grove als "Hauptfigur und Erzähler" dieses Romans bezeichnet. Der Erzähler ist Richard Yates, und er schaut auf diesen William Grove (in dem der Leser gegen Ende erst den Autor erkennen mag) aus derselben Distanz wie auf die anderen Figuren und das, was sie tun und was ihnen geschieht. Und die Stimme, die uns von den Ereignissen im Internat erzählt, ist keine autobiographische, sondern jene Erzählerstimme, die uns aus anderen Büchern dieses Autors bekannt ist: distanziert und klar, ohne Angeberei und ohne die Aufmerksamkeit auf den Stil zu lenken, den man einfach nennen könnte, hieße das nicht so viel wie: kann doch jeder. Nein. Erzählen wie Yates kann kaum einer - mit dem Blick fest aufs Unausweichliche gerichtet, in diesem Buch also den Krieg, in den viele der Schüler am Ende ziehen werden. Von Terry Flynn zum Beispiel, mit dem das erste Kapitel beginnt, heißt es im Nachwort, er sei "in der zweiten oder dritten Angriffswelle am Strand von Iwo Jima" gefallen.

"Eine gute Schule" ist ein Roman mit vielen Figuren; würde er je verfilmt, würde es ein Ensemblefilm. Und eine der unvergesslichen Konstellationen zwischen den zahlreichen Charakteren ist die Geschichte des verkrüppelten Chemielehrers Jack Draper, der zum Trinken ins Labor geht. Seine Frau Alice hat mit dem Französischlehrer Jean-Paul La Prade eine leidenschaftliche Affäre, bis dieser sie einfach fallenlässt. Die ganze Schule weiß von der Liaison, lange bevor Jack Draper von ihr erfährt, und obwohl die Sache vorbei ist, entschließt er sich eines Abends, seinem Leben ein Ende zu machen. Alice tippt derweil Bewerbungen für ihn an anderen Schulen; die "gute Schule" hat schon erklärt, dass sie schließen wird.

Jack Draper sagt: "Alice, ich wollte dir sagen, dass du eine schöne Frau bist." Er überlegt, sie werde später einmal denken, dies sei ein würdiger Abschiedssatz gewesen. Jetzt macht er sich auf ins Chemielabor, steigt mühsam über einen Stuhl auf einen Tisch. "Eines der besseren Dinge an Brooks Brothers war deren Auswahl an Ledergürteln. Geschmeidig, solide, in England hergestellt, waren sie mehr als ausreichend, die Hosen oben zu halten. Man konnte das Schnallenende eines solchen Gürtels über ein dienliches Dampfrohr legen, eine Schlinge machen und sie festziehen, dann das andere Ende um den Hals legen und an der Seite, unmittelbar unterm Ohr, zu einem hervorragenden Knoten binden. ,Okay, Alice', sagte Jack Draper laut in den leeren Raum hinein. ,Okay, Baby, ich liebe dich.' Doch er konnte den Tisch nicht wegtreten. Jeder normale Mann mit normalen Beinen hätte ihn spielend in weniger als einer Sekunde krachend umstoßen können, so dass er fallen, hängen und sich drehen würde - und die ganze Scheißwelt für immer enden würde; Jack Draper dagegen stand zitternd und hilflos lebend da und stieß mit seinen jämmerlichen Schuhen gegen den Tisch. Er konnte eine Zehe unter die hintere Tischkante haken, hatte aber nicht die Kraft, ihn damit umzukippen; er konnte eine Ferse über die vordere Kante klemmen, schaffte es aber auch so nicht."

Der Selbstmordversuch scheitert - und diese Szene, die auch Moritz in seinem Buch erwähnt, zeigt auf kaum zwei Seiten die große Erzählkunst von Yates: Wir sehen den Raum vor uns, in dem sie sich abspielt, wir sehen Draper zappeln und kämpfen und scheitern, und wir spüren die unendliche Einsamkeit, die diesen Mann umhüllt wie seine Schüler auch. Erwachsenwerden hat nichts damit zu tun, dass sie verschwindet. Dann geht Draper zurück nach Hause. "Er würde sich einen Bourbon genehmigen, in einem großen Glas mit viel Eis, und er würde ihn am Küchentisch in seinem eigenen Haus trinken wie ein Mann."

Die klare Sprache, die einfachen Sätze von Yates, sie sind nicht unbedingt auch leicht zu übersetzen. Eike Schönfeld gelingen auch im Deutschen vollkommen prätentionslose Sätze und ein Erzählton, der einerseits leicht ist, manchmal drastisch, und fast immer unterlegt mit einer Melancholie, die nichts Sentimentales an sich hat, aber ein Bewusstsein dafür wachhält, dass es sich um vergangene Ereignisse handelt.

Zwei Männer werden erwähnt, bevor es überhaupt losgeht: Der Vater - seinem Gedenken ist das Buch gewidmet. Und F. Scott Fitzgerald, der Schriftsteller, den Yates mehr verehrte als jeden sonst. Von ihm stammt der berühmte, vorangestellte Satz: "Rück mit dem Stuhl heran / Bis an den Rand des Abgrunds / Dann erzähle ich dir eine Geschichte." Am Abgrund erzählend - das ist die Haltung von Yates auch in diesem Buch.

Rainer Moritz: "Der fatale Glaube an das Glück". Richard Yates - Sein Leben, sein Werk.

Deutsche Verlags-Anstalt, München 2012. 201 S., geb., 19,99 [Euro].

Richard Yates: "Eine gute Schule" Roman.

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2012. 231 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.11.2012

Gefrorenes Gefühl
Richard Yates’ Internatsroman „Eine gute Schule“
Als das Scheidungskind William Grove Anfang der Vierzigerjahre an die Dorset Academy, ein kleines Internat in Neuengland für Jungen aus schwierigen Familienverhältnissen, kommt, ist er, der ungepflegte, gehemmte Einzelgänger das perfekte Opfer. Sofort hat er den Spitznamen „Ziggi“ für Zigeuner weg und muss es über sich ergehen lassen, dass Mitschüler gewaltsam versuchen, ihn zum Samenerguss zu bringen. Erst als er Redakteur der Schülerzeitung wird, bessert sich seine Lage allmählich. Grove findet Anerkennung und zugleich zu seiner späteren Berufung als Schriftsteller.
  Insofern sei die Dorset Academy wirklich „eine gute Schule“ für ihn gewesen, schreibt Richard Yates im Nachwort zu seinem gleichnamigen Roman, der nun, 34 Jahre nach Erscheinen des amerikanischen Originals erstmals auf Deutsch vorliegt – in der klaren, schnörkellosen, das Drastische nicht scheuenden Übersetzung von Eike Schönfeld, die Yates’ Kunst vortrefflich gerecht wird.
  Das ausführliche Vor- und Nachwort des Autors lässt keinen Zweifel daran, dass er hier seine eigene Geschichte erzählt. Deren Fortsetzung, den Kriegseinsatz in Frankreich und die Lösung aus der symbiotischen Mutterbeziehung, hatte er bereits knapp zehn Jahre zuvor in „Eine besondere Vorsehung“ geschildert. Diese zwei Romane sind die persönlichsten und emotional durchlässigsten Bücher von Yates, dem unerbittlichen Desillusionisten der amerikanischen Literaturmoderne.
   Und doch schreibt er in beiden nicht aus der Ich-Perspektive, gesteht seinem Alter Ego in „Eine gute Schule“ keinen größeren Raum zu als den vielen anderen Figuren, in deren Leben der allwissende Erzähler eintaucht, um aus charakteristischen Episoden das Porträt seiner Generation zusammenzusetzen, einer Generation, die direkt von der Schulbank in den Krieg zog und über die es am Anfang heißt, „die Trommeln schlugen schon jetzt für sie“.
  Die Nähe des Todes, der Abgrund, an den der Krieg die Figuren rückt, verleihen allem eine Milde, die man nicht mit Sentimentalität verwechseln darf. Dazu ist Yates zu gallig, wenn er die Hahnen- und Rangordnungskämpfe unter den Schülern beschreibt, die Arroganz der Älteren mit ihrem frühreifen intellektuellen Geschwätz über Freud und Marx, die Sexualnot, die sich in sadistischen Quälereien entlädt oder im hektischem Gefummel mit den Mädchen beim Frühjahrsball.
  „Hast du dir schon mal überlegt, was für eine gewaltige Menge sexueller Energie wir hier behergen?“, fragt einer der Lehrer einmal seinen Kollegen. „Stell dir nur mal vor, was wir vorfänden, wenn wir diese großen Schlafsaalwände einreißen könnten: einhundertfünfundzwanzig Jungs, die sich alle zugleich einen runterholen.“ Der hier spricht, ist der durch Kinderlähmung behinderte Chemielehrer Jack Draper, dessen Frau Alice ihn mit dem „herrlich gallischen“ Französischkollegen La Prade betrügt. Selbst als die Affäre lange vorbei ist, reicht Alkohol nicht, um Draper darüber hinwegzuhelfen. Und dann folgt eine Passage, die typisch ist für Yates’ erzählerische Kraft und seinen kalt gestauten, an Flauberts impassibilité geschulten Ingrimm: „Eines der besseren Dinge an Brook Brothers war deren Auswahl an Ledergürteln. Geschmeidig, solide, in England hergestellt, waren sie mehr als ausreichend, die Hose zu halten. Man konnte das Schnallenende eines solchen Gürtels über ein dienliches Dampfrohr legen, eine Schlinge machen und sie festziehen, dann das andere Ende um den Hals legen und an der Seite, unmittelbar unterm Ohr, zu einem hervorragenden Knoten binden.“
  Drapers Versuch, sich im Chemielabor zu erhängen, scheitert mit grausiger Ironie daran, dass er in seinen verkümmerten Beinen nicht genug Kraft hat, den Tisch wegzustoßen, auf dem er steht. So viel Ungerührtheit im Beschreiben ist aber nicht Zynismus, sondern das Gegenteil: gefrorenes Gefühl. Yates hat aus seinen Tränen Eiswürfel gemacht, die beim Schreiben im Whiskeytumbler klirrten; schwer zu sagen, was ihn letztlich umgebracht hat, der Alkohol oder der Schmerz, den er darin ertränkte. Denn das Motiv, um das der Roman kreist wie ein lang geschwenkter starker Schluck, ist die Verletzlichkeit der Seelen, die Unschuld, die den Lehrer Driscoll zum Weinen bringt, als ihm am letzten Abend, bevor die Schule für immer geschlossen wird, klar wird, dass es Kinder sind, die da in den Krieg ziehen. Dieses Motiv zieht sich durch, ob Yates schildert, wie das Werben um einen Zimmergenossen einer romantischen Balz gleicht, oder ob ein Junge, als er erfährt, dass Williams Vater gestorben ist, von einer jähen Sehnsuchtsattacke nach dem eigenen Vater (auch Yates hat das Buch seinem Vater gewidmet) geschüttelt wird, oder wie ein anderer die gerüschten Gardinen aufhängt, die seine Mutter ihm eingepackt hat, auch wenn er sich damit zum Gespött macht.
  In diesem zutiefst humanen Buch werden selbst die Härten des Schulalltags zu kostbaren Momenten angesichts des Bevorstehenden, und es scheint, als wollte Yates durch den Reichtum an Figuren und Episoden diese Zeit festhalten, weil es das einzige ist, was Literatur vermag. Und als sei der Krieg die schreckliche Pointe eines zweiten Verrats an jenen Jungen, die erst von ihren Eltern und dann von ihrem Land preisgegeben wurden. Grove liefert mit seinem abschließenden Leitartikel sein Gesellenstück ab, einem Gruß an die Kriegsblinden, denn in ein Heim für Veteranen wird die Schule umgewidmet nach ihrem Bankrott. Grove gehört dem letzten Jahrgang an, der hier seinen Abschluss macht.
  „Eine gute Schule“ handelt davon, wie Richard Yates zum Schriftsteller wurde, und wer das Buch liest, versteht, warum er der Schriftsteller wurde, der er war, ein gebrochener Heros. „Schau nicht zu sehr zurück, okay? Damit kannst du dich verrückt machen“, rät ihm ein ehemaliger Mitschüler, als Yates ihn nach dem Krieg wiedertrifft. Richard Yates hat zurückgeschaut in seine Jugend. Und für ihn war dies wohl die einzige Möglichkeit, nicht daran verrückt zu werden.
CHRISTOPHER SCHMIDT
  
Richard Yates: Eine gute Schule. Roman. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. DVA, München 2012. 240 Seiten, 19,99 Euro.
Yates erzählt hier ein Stück
seiner eigenen Lebensgeschichte,
aber als Generationsporträt
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