In A Nation of Takers: America’s Entitlement Epidemic, one of our country’s foremost demographers, Nicholas Eberstadt, details the exponential growth in entitlement spending over the past fifty years. As he notes, in 1960, entitlement payments accounted for well under a third of the federal government’s total outlays. Today, entitlement spending accounts for a full two-thirds of the federal budget. Drawing on an impressive array of data and employing a range of easy-to-read, four-color charts, Eberstadt shows the unchecked spiral of spending on a range of entitlements, everything from Medicare to disability payments. But Eberstadt does not just chart the astonishing growth of entitlement spending, he also details the enormous economic and cultural costs of this epidemic. He powerfully argues that while this spending certainly drains our federal coffers, it also has a very real, long-lasting, negative impact on the character of our citizens.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.01.2013Immer mehr nehmen
Eine amerikanische Debatte über den Sozialstaat
Nicholas Eberstadt ist Politischer Ökonom am American Enterprise Institute in Washington. Im vorliegenden kleinen Band analysiert er die "Epidemie" der Ansprüche und Transfers, wozu es Kommentare und Kritik von zwei Sozialwissenschaftlern mit deutlich verschiedenen politischen Präferenzen gibt. In Eberstadts kurzem Text wird das Wachstum der Sozialleistungen und Transfers dokumentiert. In den vergangenen 50 Jahren sind die amerikanischen Transfers exponentiell gestiegen.
Auch wenn man die abnehmende Kaufkraft des Geldes und die zunehmende Bevölkerungszahl berücksichtigt, muss man feststellen, dass sich die Transferzahlungen versiebenfacht haben, dass sie fast doppelt so schnell wie das Pro-Kopf-Einkommen gewachsen sind. Seit Mitte der 1970er Jahre machten die Sozialleistungen nie mehr weniger als 45 Prozent, seit Beginn des 21. Jahrhunderts nie weniger als 60 Prozent des Bundeshaushalts aus. Zwei Drittel der Aufwendungen sind Gesundheitsausgaben für Alte und Arme. Eberstadt weist darauf hin, dass die Sozialleistungen unter republikanischen Präsidenten noch schneller als unter demokratischen gestiegen sind.
Neben den exponentiell steigenden Kosten des Sozialstaates beunruhigen Eberstadt die moralischen Folgen, die Veränderung sozialer Normen und des amerikanischen Charakters. Annähernd jeder zweite Haushalt bezieht Sozialleistungen unter Einschluss von öffentlichen Rentenzahlungen und Gesundheitsleistungen. Interessanterweise sind es mehr ländliche und oft die Republikaner wählende als urbane Räume, wo der Sozialleistungsbezug konzentriert ist. Das Wachstum der von der Bedürftigkeit abhängenden Leistungen lässt sich weder durch das Ausmaß der Arbeitslosigkeit noch durch die Armutsquote so gut erklären wie durch das Kalenderjahr, also den monoton ansteigenden Trend. Eberstadt sieht einen Zusammenhang zwischen dem Ausbau des Sozialstaates und dem Rückzug vieler Männer vom Arbeitsmarkt, auch in den besten Arbeitsjahren. Inzwischen stehen in den meisten westeuropäischen Staaten höhere Anteile der Männer dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Nach Eberstadt ist Arbeit für Amerikas Männer keine Notwendigkeit mehr, sondern nur noch eine Option. Schwer widerlegbare Beschwerden begründen immer mehr und frühere Ansprüche auf Arbeitsunfähigkeitsrenten, obwohl die Amerikaner eigentlich gesünder geworden sein müssten.
Eberstadt weist darauf hin, dass die ärmsten 60 Prozent der Amerikaner vom umverteilenden Sozialstaat profitieren, die reichsten 40 Prozent aber dabei verlieren, dass die Sozialausgaben nicht versicherungsmathematisch korrekte, erarbeitete Ansprüche verbriefen, sondern dass das Umlageverfahren die Verschiebung der Finanzierungslast auf kommende Generationen erlaubt. Er befürchtet, dass der Sozialstaat künftig keinen zureichenden Raum mehr für den Verteidigungshaushalt lässt.
William Galston war Berater von Präsident Bill Clinton. Er verteidigt den Sozialstaat für die Bedürftigen, gesteht aber Probleme bei der Unterstützung der Mittelklasse zu und teilt Eberstadts ethische Bedenken gegen die Belastung künftiger Abgaben- und Steuerzahler. Yuval Levin möchte die sozialstaatlichen Kosten und Leistungen beschneiden, begründet das aber weniger mit Sorgen um den Charakter der Amerikaner und mehr damit, dass der Sozialstaat den Gruppen, Organisationen und Institutionen zwischen Individuum und Staat - einschließlich Familien, Unternehmen, Religionsgruppen und deren karitativer Tätigkeit - zu wenig Lebensraum lässt. Das Buch informiert kurz und knapp über das in Europa unterschätzte Ausmaß des amerikanischen Sozialstaates und seine Finanzierungsschwierigkeiten.
ERICH WEEDE.
Nicholas Eberstadt: A Nation of Takers.
Templeton Press, West Conshohocken 2012, 134 Seiten, 7,96 Dollar.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine amerikanische Debatte über den Sozialstaat
Nicholas Eberstadt ist Politischer Ökonom am American Enterprise Institute in Washington. Im vorliegenden kleinen Band analysiert er die "Epidemie" der Ansprüche und Transfers, wozu es Kommentare und Kritik von zwei Sozialwissenschaftlern mit deutlich verschiedenen politischen Präferenzen gibt. In Eberstadts kurzem Text wird das Wachstum der Sozialleistungen und Transfers dokumentiert. In den vergangenen 50 Jahren sind die amerikanischen Transfers exponentiell gestiegen.
Auch wenn man die abnehmende Kaufkraft des Geldes und die zunehmende Bevölkerungszahl berücksichtigt, muss man feststellen, dass sich die Transferzahlungen versiebenfacht haben, dass sie fast doppelt so schnell wie das Pro-Kopf-Einkommen gewachsen sind. Seit Mitte der 1970er Jahre machten die Sozialleistungen nie mehr weniger als 45 Prozent, seit Beginn des 21. Jahrhunderts nie weniger als 60 Prozent des Bundeshaushalts aus. Zwei Drittel der Aufwendungen sind Gesundheitsausgaben für Alte und Arme. Eberstadt weist darauf hin, dass die Sozialleistungen unter republikanischen Präsidenten noch schneller als unter demokratischen gestiegen sind.
Neben den exponentiell steigenden Kosten des Sozialstaates beunruhigen Eberstadt die moralischen Folgen, die Veränderung sozialer Normen und des amerikanischen Charakters. Annähernd jeder zweite Haushalt bezieht Sozialleistungen unter Einschluss von öffentlichen Rentenzahlungen und Gesundheitsleistungen. Interessanterweise sind es mehr ländliche und oft die Republikaner wählende als urbane Räume, wo der Sozialleistungsbezug konzentriert ist. Das Wachstum der von der Bedürftigkeit abhängenden Leistungen lässt sich weder durch das Ausmaß der Arbeitslosigkeit noch durch die Armutsquote so gut erklären wie durch das Kalenderjahr, also den monoton ansteigenden Trend. Eberstadt sieht einen Zusammenhang zwischen dem Ausbau des Sozialstaates und dem Rückzug vieler Männer vom Arbeitsmarkt, auch in den besten Arbeitsjahren. Inzwischen stehen in den meisten westeuropäischen Staaten höhere Anteile der Männer dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Nach Eberstadt ist Arbeit für Amerikas Männer keine Notwendigkeit mehr, sondern nur noch eine Option. Schwer widerlegbare Beschwerden begründen immer mehr und frühere Ansprüche auf Arbeitsunfähigkeitsrenten, obwohl die Amerikaner eigentlich gesünder geworden sein müssten.
Eberstadt weist darauf hin, dass die ärmsten 60 Prozent der Amerikaner vom umverteilenden Sozialstaat profitieren, die reichsten 40 Prozent aber dabei verlieren, dass die Sozialausgaben nicht versicherungsmathematisch korrekte, erarbeitete Ansprüche verbriefen, sondern dass das Umlageverfahren die Verschiebung der Finanzierungslast auf kommende Generationen erlaubt. Er befürchtet, dass der Sozialstaat künftig keinen zureichenden Raum mehr für den Verteidigungshaushalt lässt.
William Galston war Berater von Präsident Bill Clinton. Er verteidigt den Sozialstaat für die Bedürftigen, gesteht aber Probleme bei der Unterstützung der Mittelklasse zu und teilt Eberstadts ethische Bedenken gegen die Belastung künftiger Abgaben- und Steuerzahler. Yuval Levin möchte die sozialstaatlichen Kosten und Leistungen beschneiden, begründet das aber weniger mit Sorgen um den Charakter der Amerikaner und mehr damit, dass der Sozialstaat den Gruppen, Organisationen und Institutionen zwischen Individuum und Staat - einschließlich Familien, Unternehmen, Religionsgruppen und deren karitativer Tätigkeit - zu wenig Lebensraum lässt. Das Buch informiert kurz und knapp über das in Europa unterschätzte Ausmaß des amerikanischen Sozialstaates und seine Finanzierungsschwierigkeiten.
ERICH WEEDE.
Nicholas Eberstadt: A Nation of Takers.
Templeton Press, West Conshohocken 2012, 134 Seiten, 7,96 Dollar.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main