Das Buch ist geschrieben, als sei es ein tatsächliches Memoir der mittlerweile alternden Lady Trent, die auf ihr Leben zurückblickt. Der erste Teil der Reihe »A Natural History of Dragons« schaut auf ihre jungen Jahre und die Wurzeln ihrer Reputation als bedeutende Drachenforscherin zurück. Der Stil
des Memoirs ist daher vielleicht etwas eigen, aber gerade das lässt das Buch aus der Masse an…mehrDas Buch ist geschrieben, als sei es ein tatsächliches Memoir der mittlerweile alternden Lady Trent, die auf ihr Leben zurückblickt. Der erste Teil der Reihe »A Natural History of Dragons« schaut auf ihre jungen Jahre und die Wurzeln ihrer Reputation als bedeutende Drachenforscherin zurück. Der Stil des Memoirs ist daher vielleicht etwas eigen, aber gerade das lässt das Buch aus der Masse an Fantasy herausstechen: Es ist einmal etwas erfrischend Anderes.
Das bringt lediglich den Nachteil mit sich, dass einige der Charaktere und die Beziehung zwischen einigen Charakteren hinten über fallen. Lady Trents Fokus liegt eben auf ihrer Entwicklung als Drachenforscherin, worin ihre Familie bis auf ihren Vater, der sie an einen nachsichtigen Ehemann verheiratete, anscheinend keine große Rolle spielte. Daher fehlt so ein wenig die Dynamik zwischen Tochter und Eltern. Auch die Entwicklung ihrer Beziehung zu Jacob, ihrem Ehemann, bleibt eher blass und lässt sich nur erahnen.
Dafür bekommen wir ein sehr genaues Bild von Lady Trent. Sie ist ein wirklich bemerkenswerter Mensch. Der Roman spielt in einer komplett erdachten Welt, jedoch mit viktorianischen Anlehnungen vor allem in der Kultur der Menschen. So ist es für die junge Isabella zum Beispiel ganz und gar nicht angebracht, sich für Naturwissenschaften zu interessieren. Das tut sie jedoch mit einer solchen Leidenschaft, dass auch ihrem Vater klar wird, dass ihr das nicht auszutreiben ist, ohne ihr jegliche Lebensfreude zu nehmen. Isabella schafft es jedoch, sich in einer Gesellschaft durchzusetzen, die ihr mehr »weibliche« Beschäftigungsfelder vorschreiben will, in denen sie jedoch größtenteils keine Freude findet. Trotz allem gesellschaftlichen Druck schafft sie es sich durchzusetzen und kommt schließlich an ihre Drachen und damit zur Erfüllung ihres Lebenstraumes. Zudem kann sie dabei auch noch mit ihrem Intellekt beeindrucken und sich somit in gewissen Kreisen eine kleine Reputation aufbauen.
Überhaupt ist Isabella ein faszinierender Charakter. Es ist eben doch nicht normal, mit neun Jahren auf die Idee zu kommen, eine tote Taube zu sezieren. Mich haben in diesem Alter zwar im Fernsehen auch fast nur die Naturdokus interessiert, dennoch wäre ich entgegen Isabella nicht auf die Idee gekommen, mich mit Fachliteratur zu diesem Themenfeld zu beschäftigen – oder eben tote Tiere aufzuschneiden, um zu sehen, was drin ist. Das macht Isabella zu einem ungewöhnlichen Charakter, der immer wieder mit seinem Umfeld und dessen gesellschaftlichen Normen in einem Spannungsfeld steht. Zu sehen, wie sie damit umgeht und die Situation zu ihrem Besseren wenden will, ist faszinierend.
Isabella erinnert an Shallan aus Brandon Sandersons Stormlight Archive – wenn auch mit dem Unterschied, dass dort die Wissenschaften ein nahezu ausschließlich weibliches Beschäftigungsgebiet ist und sich Shallan da nicht erst gegen diese Art von gesellschaftlichen Normen stemmen muss. Trotzdem: Beide sind starke, durchsetzungsfähige junge Frauen, die einen außergewöhnlichen Intellekt besitzen und sich gegen alle Widrigkeiten durchbeißen können.
Auch wenn das Buch als Memoir geschrieben ist, so ist es doch ein waschechter Abenteuerroman. Auf in den wilden Westen! Nur eben mit Drachen. Das Buch macht viel Spaß beim Lesen und bietet eine Menge Kurzweil.
Als i-Tüpfelchen obendrauf ist das Design des Buches ein echter Hingucker. Nicht nur das Cover sieht umwerfend aus, auch im Buch selbst gibt es einige wirklich gelungene und sehenswerte Illustrationen von Örtlichkeiten und vor allem Drachen, die im Buch auftauchen.
Alles in allem ist das Buch eine ausgesprochene Empfehlung für alle Liebhaber der Fantasy und vor allem für die, die endlich mal wieder einen vernünftigen Drachen-Roman lesen wollen. Eine starke Frauenfigur, Abenteuer satt und Drachen obendrauf. Was will man mehr?